Klar, Katzen sehen niedlich aus und haben eine coole Ausstrahlung, aber entscheidend ist doch, was in ihnen steckt, oder? Tatsächlich haben Katzen so einiges zu bieten.
Von den Spitzen ihrer Schnurrhaare bis zur Schwanzspitze verfügt der Katzenkörper über viele besondere Eigenschaften, die sie einzigartig machen. Diese Merkmale sind das Ergebnis von Millionen Jahren Evolution und machen sie – ob wir es mögen oder nicht – zu beeindruckenden Jägern. Zufällig finden wir sie dabei auch noch bezaubernd.
Was also sind diese fabelhaften Katzenmerkmale und wo findet man sie?
Kopf und Hals
Augen

Die Augen einer Katze sind groß und gut an ihren Status als Raubtier angepasst.
Die Augen einer Katze sind im Verhältnis zu ihrem Körper recht groß und sitzen vorne im Gesicht. Das ist typisch für viele Raubtiere und sorgt für ein gutes binokulares, also dreidimensionales Sehen. So können sie ihre Beute präzise orten.
Die Netzhaut der Katze besteht zu etwa 95 % aus Stäbchen und nur zu 5 % aus Zapfen. Das erklärt, warum Katzen auch bei schwachem Licht sehr gut sehen. Ein weiteres spezielles Merkmal für ihre ausgezeichnete Nachtsicht ist das Tapetum lucidum – eine gelbliche Schicht im hinteren Teil des Auges, die Licht reflektiert (so wie man das Leuchten der Katzenaugen auf der Straße kennt).
Wie bei anderen Tierarten kann sich die Iris des Katzenauges entspannen oder zusammenziehen, um die Lichtmenge zu regulieren, die durch die Pupille fällt. Im Gegensatz zu Hunden und Menschen ist die Pupille bei Katzen jedoch vertikal schlitzförmig und nicht rund. Forscher vermuten, dass diese Form eine größere Veränderung der Pupillengröße ermöglicht und Katzen so das Jagen sowohl bei Tageslicht als auch in der Nacht erleichtert¹.
Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele. Das gilt sicher auch für Katzen – ihre Augen verraten viel darüber, ob sie glücklich und gesund sind. Große, weit geöffnete Augen mit erweiterten Pupillen können bedeuten, dass Ihre Katze aufgeregt oder ängstlich ist, während zusammengekniffene Augen ein Anzeichen für Schmerzen sein können.
Katzen besitzen ein drittes Augenlid, die sogenannte Nickhaut. Sie schützt die Oberfläche des Auges und sorgt dafür, dass es feucht bleibt. Wenn eine Katze krank ist, kann dieses Augenlid manchmal quer über dem Auge sichtbar sein.
Ohren

Die Ohren Ihrer Katze sind stark und beweglich, sodass sie Geräusche aus ihrer Umgebung wahrnehmen kann. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der Kommunikation.
Diese spitzen, kleinen Dreiecke auf dem Kopf Ihrer Katze sind nicht nur niedlich, sie leiten den Schall durch den Gehörgang bis zum Trommelfell. Jede Ohrmuschel ist mit 32 kleinen Muskeln am Kopf befestigt, die es der Katze erlauben, ihre Ohren gezielt zu bewegen und so genau zu lokalisieren, woher der Schall kommt.
Die Bewegungen der Ohren spielen auch eine wichtige Rolle beim Gesichtsausdruck und in der Kommunikation von Katzen. Katzen mit aufrechten, nach vorne gerichteten Ohren sind meist glücklich und entspannt. Sind die Ohren hingegen seitlich gedreht oder eng an den Kopf angelegt, fühlt sich die Katze wahrscheinlich bedroht, verängstigt oder hat Schmerzen.
Am äußeren Rand der Katzenohren befindet sich eine kleine Hauttasche, die sogenannte Henry-Tasche. Ihre genaue Funktion ist noch nicht ganz geklärt, doch Wissenschaftler vermuten, dass sie Katzen vermutlich dabei hilft, beim Jagen hohe Töne wahrzunehmen. Diese Stelle ist auch ein beliebter Versteckplatz für lästige Parasiten wie Grasmilben. Achten Sie daher darauf und kontrollieren Sie die Henry-Tasche, wenn Ihre Katze sich häufig an den Ohren kratzt.
Zähne
Kätzchen haben, genau wie wir, Milchzähne – insgesamt 26. Diese brechen meist im Alter von 2 bis 4 Wochen durch, also bevor Sie Ihr Kätzchen bei sich zuhause willkommen heißen. Glücklicherweise müssen Sie sich also keine Sorgen um schlaflose Nächte wegen zahnender Kätzchen machen!
Im Normalfall sind Katzen mit etwa 6 Monaten vollständig mit den 30 bleibenden Zähnen ausgestattet. Dabei gibt es vier verschiedene Zahntypen, die jeweils eine unterschiedliche Form, Position und Funktion haben:
- Schneidezähne – kleine, spitze Zähne vorne im Mund, die Katzen zur Körperpflege und zum Knabbern von Nahrung nutzen.
- Eckzähne – große, scharfe und spitze Zähne an den Mundwinkeln, mit denen sie ihre Beute greifen und festhalten.
- Prämolaren – flachere Zähne im hinteren Bereich des Mundes, die zum Zerkleinern und Zermahlen der Nahrung dienen.
- Backenzähne – ähnlich den Prämolaren, jedoch etwas größer.
Vielleicht hast du schon von den sogenannten Reißzähnen gehört. Das sind die größten Zähne im Kiefer – jeweils der letzte obere Prämolar und der erste untere Molar auf jeder Seite.
Der Zahn besteht überwiegend aus Dentin, ist von Zahnschmelz überzogen und besitzt eine zentrale Pulpahöhle, in der die Nerven und Blutgefäße verlaufen. Jeder Zahn wird durch das Zahnhalteband im Kiefer fixiert und ist vom Zahnfleisch umgeben. Gerade diese Strukturen entzünden sich bei Katzen häufig, wenn sie an Zahnerkrankungen leiden.
Zunge

Die Zunge Ihrer Katze ist mit winzigen Keratinhaken bedeckt, die es ihr ermöglichen, ihr Fell zu bürsten und gründlich zu reinigen.
Katzen sind obligate Fleischfresser – das bedeutet, sie müssen Fleisch zu sich nehmen, um zu überleben. Anders als wir Menschen reagieren sie nicht auf süße Kohlenhydrate, da ihnen die Rezeptoren für den Geschmack von Süßem fehlen. Allerdings können sie salzige, saure, bittere und Umami-Geschmäcker (würzig/fleischig) wahrnehmen.
Katzen nutzen ihre Zunge sowohl zur Lautäußerung als auch zur Fellpflege. Wenn Sie schon einmal von einer Katze abgeleckt wurden, wissen Sie, dass sich ihre Zunge rau wie Sandpapier anfühlt. Das liegt daran, dass sie mit zahlreichen kleinen Keratinhäkchen bedeckt ist – den sogenannten fadenförmigen Papillen –, die der Zunge dabei helfen, das Fell wie eine Bürste zu reinigen.
Im Gegensatz zu Hunden strecken Katzen ihre Zunge nicht heraus und hecheln nicht, um sich abzukühlen. Wird ihnen jedoch zu warm, lecken sie ihr Fell mit der Zunge und bedecken es dabei mit einer Schicht Speichel, um sich zu kühlen. Auch hierbei unterstützen die kleinen, hakenförmigen Papillen auf der Zunge.
Schnurrhaare
Schnurrhaare, genauer gesagt Vibrissen, sind hochempfindliche und spezialisierte Haare. Sie sind dicker, länger und steifer als normales Fell und kommen nicht nur rund um die Schnauze vor, sondern auch am Kinn, über den Augenbrauen und auf der Rückseite der Pfoten.
Die Schnurrhaarfollikel sind reich an Nervenenden, weshalb die Haare wie Antennen wirken können. Sie liefern der Katze viele Informationen über ihre Umgebung und helfen ihr, sich auch im Dunkeln zurechtzufinden und Beute aufzuspüren.
Die hohe Empfindlichkeit der Schnurrhaare erklärt, warum viele Katzen lieber aus großen oder flachen Schüsseln oder sogar aus Pfützen trinken. Normale Katzennäpfe sind oft zu tief oder zu eng, sodass ihre Schnurrhaare darin nicht bequem Platz finden.
Außerdem kann man anhand der Stellung der Schnurrhaare viel über die Stimmung einer Katze erkennen. Sind die Schnurrhaare nach unten gebogen, ist die Katze entspannt und zufrieden. Sind die Haare zurückgezogen, ist sie wahrscheinlich ängstlich oder schüchtern. Bei Schmerzen hingegen richten sich die Schnurrhaare meist nach vorne.
Nase

Katzen haben einen ausgezeichneten Geruchssinn. In ihrer Nase befinden sich bis zu 200 Millionen Geruchsrezeptoren.
Wir müssen Ihnen wohl nicht sagen, dass Ihre Katze etwas ganz Besonderes ist – aber wussten Sie, dass das Muster auf ihrer Nase so einzigartig ist wie ein menschlicher Fingerabdruck?
Katzen verfügen über einen ausgezeichneten Geruchssinn – ihre Nase enthält bis zu 200 Millionen Geruchsrezeptoren, im Vergleich zu nur 5 Millionen beim Menschen. Diese beeindruckenden Fähigkeiten helfen ihnen dabei, Futter zu finden, den Weg nach Hause zu erschnüffeln, andere Katzen in der Umgebung zu erkennen und Gefahren zu meiden.
Der Geruchssinn einer Katze ist auch für ihren Appetit sehr wichtig. Wenn das Futter einer kranken Katze leicht erwärmt wird, setzen sich angenehme Gerüche frei, die sie zum Fressen anregen können.
Ein „sechster Sinn“: Das Vomeronasalorgan

Das Vomeronasalorgan befindet sich oben im Maul Ihrer Katze.
Katzen verfügen tatsächlich über einen sechsten Sinn – dank eines speziellen Organs am Gaumen, direkt hinter den Schneidezähnen. Das Vomeronasalorgan, auch Jacobson-Organ genannt, nimmt chemische Stoffe (Pheromone) in der Luft wahr, mit denen Katzen anderen Katzen Botschaften über ihr Territorium oder sexuelle Erregung übermitteln.
Wenn Ihre Katze diese chemischen Signale aufnimmt, erkennen Sie das an ihrem Verhalten: Sie hält den Mund leicht geöffnet, kräuselt die Lippe und rümpft leicht die Nase. Diese Reaktion nennt man Flehmen-Reaktion.
Kehle

Die Kehle Ihrer Katze ermöglicht ihr das Schnurren!
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Katzen schnurren? Dieses leise, sanfte Vibrationsgeräusch verbinden wir meist mit Glück und Zufriedenheit. Doch Katzen schnurren auch, um sich zu beruhigen, wenn sie ängstlich sind oder Schmerzen haben.
Das Schnurren entsteht durch ein superschnelles Zucken der Muskeln im Kehlkopf oder Rachen der Katze. Dabei verengt und erweitert sich die Öffnung im hinteren Rachenraum so schnell, dass die Atemluft vibriert und das charakteristische Geräusch erzeugt wird.
Innere Organe
Verdauungstrakt
Der Körper von Katzen ist darauf ausgelegt, fleischbasierte Nahrung zu verdauen und zu verwerten. Sie sind darauf angewiesen, um alle wichtigen Nährstoffe zu erhalten. Dazu gehören ein hoher Proteingehalt und bestimmte Aminosäuren, ohne die Katzen ernsthaft erkranken können. Katzen, deren Futter nicht ausreichend Taurin enthält, können zum Beispiel an Blindheit oder Herzkrankheiten leiden.
Bei Katzen münden der Gallengang und der Bauchspeicheldrüsengang über eine gemeinsame Öffnung in den Dünndarm. Deshalb leiden Katzen mit Magenproblemen oft an einer sogenannten „Triaditis“ – einer Entzündung, die gleichzeitig Bauchspeicheldrüse, Gallenblase und Dünndarm betrifft.
Reproduktive Anatomie

Kater und Katzen haben eine einzigartige Fortpflanzungsanatomie.
Katzen haben einen „induzierten Eisprung“, was bedeutet, dass die Paarung notwendig ist, um die Freisetzung eines Eies auszulösen. Dieses Bedürfnis, den Fortpflanzungstrakt der Katze auf diese Weise zu stimulieren, erklärt die eher ungewöhnliche Anatomie des Katerpenis.
Ähnlich wie die Zunge ist er mit vielen kleinen Stacheln oder Dornen aus Keratin bedeckt – dem gleichen Material, aus dem auch unsere Fingernägel bestehen. Bei mehr als einem Drittel aller Kater ist außerdem ein kleiner Knochen vorhanden, das sogenannte Os penis.
Gliedmaßen und Schwanz
Pfoten und Krallen

Auch die Pfoten und Krallen der kleinsten Kätzchen sind perfekt verarbeitet.
Wie bei allen anderen Tieren sind auch die Pfoten von Katzen perfekt an ihre Bedürfnisse angepasst. Hier einige interessante Fakten über ihre Pfoten und Krallen:
- Katzen haben an den Vorderpfoten fünf Zehen, an den Hinterpfoten dagegen nur vier. Die „zusätzliche“ Zehe vorne hilft ihnen bei vielen typischen Katzenfähigkeiten, etwa beim Festhalten von Beute oder Klettern auf Bäume. Auch die gebogene Form ihrer Krallen unterstützt sie dabei.
- Wenn Katzen ihre Krallen nicht brauchen, ziehen sie sie in die Pfoten zurück. Bei Bedarf können sie die Krallen schnell ausfahren und freilegen. Mit zunehmendem Alter lässt diese Fähigkeit jedoch nach, weshalb sich die Krallen erwachsener Katzen manchmal in Decken oder Kleidung verhaken.
- Auch die kleinen „Zehenballen“ sind etwas Besonderes. An jedem Zeh befindet sich ein Ballen, dazu kommt ein größerer in der Mitte der Pfote, am Mittelhand- oder Mittelfußknochen. Diese Ballen wirken wie Stoßdämpfer beim Landen und unterstützen das Gleichgewicht.
- Katzenpfoten sind sehr empfindlich und helfen der Katze, viele Informationen über ihre Umgebung aufzunehmen – den Untergrund, auf dem sie läuft, ebenso wie die Temperatur. Sie können sogar winzige Vibrationen wahrnehmen, was beim Jagen von Beute nützlich ist.
- Die Pfoten sind der einzige Bereich, an dem Katzen Schweißdrüsen besitzen. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Ihre Katze beim Tierarzt manchmal verschwitzte Pfotenabdrücke auf dem Untersuchungstisch hinterlässt? Jetzt wissen Sie es.
Schwanz
Der Schwanz einer Katze macht etwa 10 % aller Knochen in ihrem Körper aus und ist bei den meisten Katzen rund 30 cm lang. Er dient als wichtiges Gegengewicht und hilft der Katze, ihr Gleichgewicht zu halten. Außerdem spielt der Schwanz eine bedeutende Rolle in der Kommunikation – Form und Bewegung können viel über die Stimmung Ihrer Katze verraten. Man nimmt auch an, dass ein wedelnder Schwanz Katzen dabei hilft, ihre Beute zu hypnotisieren.
Lesen Sie auch: Was der Schwanz Ihrer Katze Ihnen sagen kann
Also, da haben Sie es – eine umfassende Liste von Gründen, warum Ihre Katze laut Wissenschaft wirklich beeindruckend ist (für den Fall, dass Sie jemals daran gezweifelt haben!).
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Banks MS, Sprague WW, Schmoll J, Parnell JA, Love GD. Warum haben Tieraugen unterschiedliche Pupillenformen? Sci Adv. 7. August 2015;1(7):e1500391.
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Piola V, Posch B, Aghte P, Caine A, Herrtage ME. Radiologische Charakterisierung des Os penis bei der Katze. Vet Radiol Ultrasound. 2011 Mai-Jun;52(3):270-2