Haben Sie sich schon einmal die Zehen Ihrer Katze genauer angesehen und sich dabei gedacht, wie niedlich sie sind? Vielleicht ist Ihnen dabei aufgefallen, dass sie an den Vorderpfoten eine andere Anzahl an Zehen hat als an den Hinterpfoten. Falls nicht, werfen Sie doch beim nächsten Mal einen Blick darauf, wenn sich Ihre geliebte Katze neben Ihnen zusammenrollt – viele Hauskatzen haben tatsächlich zusätzliche Zehen!
Die meisten Katzen haben 18 Zehen: jeweils 5 an den Vorderpfoten und 4 an den Hinterpfoten. Eine genetische Besonderheit namens Polydaktylie kann jedoch dazu führen, dass manche Katzen still und heimlich zusätzliche Zehen entwickeln! Lesen Sie weiter, um mehr über diese harmlose Eigenart zu erfahren – und denken Sie daran, bei Gelegenheit die Pfoten Ihrer Katze einmal genauer anzusehen!
Was polydaktyle Katzen sind

Obwohl Polydaktylie bei Katzen eine genetische Anomalie ist, ist sie völlig harmlos.
Polydaktylie ist eine angeborene anatomische Besonderheit bei Katzen, bei der sich an einigen Pfoten mehr Zehen als üblich ausbilden. Der Begriff Polydaktylie stammt aus dem Griechischen und bedeutet „viele Finger“. Es handelt sich um eine genetische Mutation, die bei Katzen unabhängig von Rasse, Geschlecht oder Körpergröße auftreten kann.
Verursacht wird diese Anomalie durch ein dominantes Gen. Das bedeutet, dass bis zu 50 % der Nachkommen betroffen sein können, wenn lediglich ein Elterntier das Gen trägt. Die Anzahl zusätzlicher Zehen variiert, wobei die Vorderpfoten häufiger betroffen sind als die Hinterpfoten.
Ist Polydaktylie häufig?

Früher galten Katzen mit Polydaktylus als Glücksbringer, daher wurde diese Eigenschaft genetisch weitergegeben.
Katzen mit zusätzlichen Zehen kommen tatsächlich relativ häufig vor. Aufgrund der genetischen Veranlagung finden sich in bestimmten geografischen Regionen vermehrt betroffene Tiere. Besonders häufig tritt die Polydaktylie bei der Rasse Maine Coon auf – bei diesen sanftmütigen Riesen unter den Katzen ist sie vergleichsweise weit verbreitet.
Aus historischer Perspektive wurden Katzen mit zusätzlichen Zehen als Glücksbringer angesehen. Dieser Aberglaube war vor allem unter Seeleuten verbreitet, die solche Katzen oft als Schiffsbegleiter mitnahmen. Sie galten nicht nur als Glücksbringer, sondern auch als ausgezeichnete Mäusefänger – eine entscheidende Fähigkeit, um zu verhindern, dass Vorräte auf See durch Nagetiere vernichtet wurden. Katzen waren auf Schiffen äußerst geschätzt, man schrieb ihnen sogar die Fähigkeit zu, Wetterveränderungen vorhersehen zu können.
Es ist bekannt, dass englische Seeleute einige dieser besonderen Katzen auf ihren Schiffen mit nach Übersee nahmen. Dort paarten sich die Tiere mit nicht betroffenen Katzen und vererbten das dominante Gen an ihre Nachkommen weiter. Das erklärt die vergleichsweise hohe Verbreitung polydaktyler Katzen in England, Wales, Kanada und rund um Boston in den Vereinigten Staaten im Vergleich zu anderen Regionen der Welt.
Der Schriftsteller Ernest Hemingway erhielt von einem befreundeten Schiffskapitän eine polydaktyle Katze als Geschenk. Die Katze des Kapitäns trug den Namen „Snowball“, und eines ihrer Jungen – ebenfalls mit zusätzlichen Zehen – wurde Hemingway überlassen. Er nannte es „Schneewittchen“ und war sehr angetan von dem Tier. In der Folge entwickelte Hemingway eine besondere Zuneigung zu Katzen mit zusätzlichen Zehen.
„Schneewittchen“ durfte sich fortpflanzen, und zahlreiche ihrer Nachkommen leben bis heute im Hemingway-Haus in Key West, Florida – viele von ihnen mit einer unterschiedlichen Anzahl zusätzlicher Zehen. Die bekannte Vorliebe des berühmten Schriftstellers für diese genetische Besonderheit hat dazu geführt, dass Katzen mit sechs Zehen heute gelegentlich als „Hemingway-Katzen“ bezeichnet werden.
Eine weitere bekannte polydaktyle Katze war Slippers – eine Katze mit sechs Zehen, die im Weißen Haus ein ausgesprochen komfortables Leben führte. Sie gehörte dem damaligen US-Präsidenten Theodore Roosevelt.
Sind zusätzliche Finger schlecht für Katzen?

Für Katzen, die in unwegsamem Gelände leben, kann es von Vorteil sein, mehrere Zehen zu haben.
Polydaktylie ist zwar eine genetische Mutation, jedoch eine harmlose. Die Lebenserwartung einer Katze mit zusätzlichen Zehen entspricht der einer nicht betroffenen Katze. In der Regel stellen die zusätzlichen Zehen lediglich eine anatomische Besonderheit dar. Sind sie mittig an der Pfote ausgebildet, können sie Daumen ähneln – auch wenn es sich selbstverständlich nicht um opponierbare Daumen handelt.
Aus diesem Grund werden polydaktyle Katzen gelegentlich als „Daumenkatzen“ oder „Fäustlingskatzen“ bezeichnet. Die Anzahl und Platzierung der zusätzlichen Zehen kann variieren, sie führen jedoch in der Regel zu keinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Tatsächlich können die größeren Pfoten Katzen, die in bestimmten Umgebungen leben – wie etwa Maine-Coon-Katzen im schneereichen Bundesstaat Maine – dabei unterstützen, sich besser in rauem Gelände zu bewegen. Die breiteren, kräftigeren Pfoten bieten theoretisch zusätzliche Stabilität beim Klettern, Jagen und Springen.
In der Regel sind die zusätzlichen Zehen vollkommen unauffällig. In manchen Fällen kann jedoch ein zusätzlicher Zeh unvollständig ausgebildet sein. Der Krallenwuchs kann dann zu Problemen führen, etwa wenn der Nagel einwächst oder übermäßig wächst – in solchen Fällen ist eine sorgfältige Pflege erforderlich.
Polydaktylie sollte nicht mit der felinen Radiushypoplasie verwechselt werden. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, bei der der Radiusknochen verkürzt und unzureichend ausgebildet ist. Dies führt zu Deformationen der Vorderbeine und kann die Bewegungsfähigkeit der Katze deutlich beeinträchtigen.
Wie viele zusätzliche Zehen können Katzen haben?

Katzen mit zusätzlichen Zehen galten als gute Mäusejäger und waren an Bord von Schiffen willkommen, um Mäuse von der Nahrungsversorgung fernzuhalten.
Polydaktylismus kann zu einer variierenden Anzahl zusätzlicher Zehen führen, wobei die Vorderpfoten häufiger betroffen sind. Es ist eher selten, dass alle vier Pfoten betroffen sind – doch auch das kommt vor. Der Guinness-Weltrekord für die höchste Anzahl von Zehen bei einer Katze wird von einem getigerten Kater aus Kanada namens Jake gehalten: Er hat an jeder seiner vier Pfoten sieben Zehen – insgesamt also 28.
Pflege einer polydaktylen Katze

Das einzige wirkliche Problem, das bei einer Katze mit Polydaktylus auftreten kann, ist die Notwendigkeit, ihre Krallen häufiger schneiden zu lassen.
Katzen mit zusätzlichen Zehen benötigen in der Regel keine besondere Pflege im Vergleich zu anderen Katzen. Es ist jedoch empfehlenswert, sich daran zu gewöhnen, die Krallen regelmäßig zu kontrollieren, da diese unter Umständen gekürzt werden müssen. Besonders die Afterkralle kann übermäßig lang werden, wenn sie sich durch die natürlichen Bewegungsabläufe nicht ausreichend abnutzt.
Kratzbäume sind für alle Katzen sinnvoll, da Kratzen ein stark ausgeprägtes Verhalten ist. Neben dem Schärfen der Krallen dient es auch der Reviermarkierung – über die Ballen werden Pheromone abgegeben. Katzen mit Polydaktylie besitzen zusätzliche Krallen und können daher erheblichen Schaden an Böden und Möbeln anrichten, wenn ihnen kein geeigneter Kratzbaum zur Verfügung steht.
Katzen mit weniger Zehen
Die normale Anzahl der Zehen bei einer Katze beträgt 18. Katzen mit Polydaktylie können mehr als diese übliche Zahl haben. Es gibt jedoch auch eine gegenteilige Fehlbildung, die als Syndaktylie oder Spaltfuß bezeichnet wird. Dabei sind eine oder mehrere Zehen miteinander verwachsen – häufig betrifft dies einen Vorderfuß, deutlich seltener einen Hinterfuß. Eine besondere Form dieser Anomalie ist die Ektrodaktylie, auch bekannt als „Hummerschere“. In diesem Fall ist die Pfote in der Mitte gespalten, und die verwachsenen Zehen auf beiden Seiten ähneln optisch einer Zange.
Dieser Zustand ist deutlich seltener als Polydaktylie, beeinträchtigt die Bewegungsfähigkeit der Katzen in der Regel jedoch nicht und verursacht keine Schmerzen oder Beschwerden. Mitunter wachsen die Krallen der verwachsenen Zehen in ungewöhnliche Richtungen und sollten dann regelmäßig kontrolliert und gegebenenfalls gekürzt werden.
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