Felines Immundefizienz-Virus (FIV): Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung

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Was ist das Feline Immundefizienz-Virus (FIV)?

Das FIV-Virus steht für Felines Immundefizienz-Virus und ist der Erreger von Katzen-AIDS, was die Abkürzung für Feline Acquired Immune Deficiency Syndrome darstellt. Es bestehen Parallelen zum Humanen Immundefizienz-Virus (HIV), das bei Menschen AIDS verursacht.

Wie verbreitet ist FIV?

FIV ist weltweit verbreitet, jedoch variiert die genaue Prävalenz je nach Region. Eine Studie aus dem Jahr 2017 an Hauskatzen in den USA und Kanada ergab, dass 3,6 % der Katzen FIV-positiv waren.

Ein wesentlicher Grund für die Unterschiede in der FIV-Prävalenzrate zwischen verschiedenen Studien liegt darin, dass Katzen, die als krank dargestellt werden, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, FIV-positiv zu sein. So war beispielsweise in der Studie aus dem Jahr 2017 fast 10 % der Katzen mit oralen Erkrankungen FIV-positiv.

Ähnlich ist die Situation in Großbritannien: Drei bis sechs Prozent der gesunden Katzen sind FIV-positiv, während bei kranken Katzen, die in Tierkliniken getestet werden, die Prävalenz mit 12 bis 18 Prozent noch höher liegt.

Eine FIV-Infektion tritt häufiger bei intakten (unkastrierten) Katern auf, die in der Vergangenheit tiefe Bisswunden oder Abszesse hatten oder viel Zeit im Freien verbringen.

Was verursacht eine FIV-Infektion?

Das Feline Immundefizienz-Virus (FIV) ist ein Retrovirus aus der Gattung der Lentiviren. Das Virus führt zu einer allgemeinen Immunsuppression, indem es bestimmte weiße Blutkörperchen (T-Helferzellen) zerstört. Dies hat erhebliche negative Auswirkungen auf das Immunsystem der Katze und verursacht eine Reihe unterschiedlicher Krankheitssymptome.

Wie wird FIV übertragen?

Katzenbisse sind der Hauptübertragungsweg: Das FIV-Virus wird hauptsächlich durch Bisswunden im Speichel von Katze zu Katze übertragen. Das Virus kann auch von trächtigen Katzen im Mutterleib auf ihren Nachwuchs übertragen werden oder im frühen Leben von der Mutter über die Milch auf das Kätzchen.

In seltenen Fällen kann die Infektion auch zwischen zwei Katzen im selben Haushalt übertragen werden, die sich in der Vergangenheit weder gestritten noch gebissen haben. Dies deutet darauf hin, dass das Virus in seltenen Fällen auch durch Aktivitäten wie gegenseitige Fellpflege übertragen werden kann.

Ist FIV auf Menschen ansteckend?

Richtig, FIV und HIV (der Auslöser von AIDS beim Menschen) sind beides Lentiviren, jedoch sind die Viren artspezifisch. Menschen können nicht mit FIV infiziert werden und Katzen nicht mit HIV. Die beiden Viren haben ähnliche Eigenschaften, aber sie betreffen nur ihre jeweiligen Wirtsarten.

Welche Symptome werden durch FIV verursacht?

Eine Infektion mit FIV führt zum sogenannten „Katzen-AIDS“-Syndrom. Die klinischen Symptome sind auf eine Immunsuppression zurückzuführen, die die Immunantwort einer infizierten Katze erheblich verringert und so eine Sekundärinfektion durch andere Krankheitserreger ermöglicht.

Typische frühe Symptome sind Lethargie, Appetitlosigkeit, Fieber und Lymphadenopathie (vergrößerte Lymphknoten). In den späteren Stadien der Krankheit treten eine Reihe schwerwiegender Krankheitsanzeichen auf, darunter Gingivitis und Stomatitis (Entzündung des Zahnfleisches und der Mundhöhle) mit Mundgeruch, Speichelfluss und Schmerzen beim Essen, Gewichtsverlust, Abszesse, Atembeschwerden (wie Keuchen und Atemnot), neurologische Symptome (wie Verhaltensänderungen und Krampfanfälle), Augensymptome, Verdauungsstörungen und andere interkurrente Infektionen.

Wie wird eine FIV-Infektion diagnostiziert?

Die meisten Tests, die intern von Tierärzten durchgeführt werden, sind Antikörpertests, die auf Enzymimmunoassays (ELISA) oder immunchromatographischen (IC) Techniken zum Nachweis von FIV-Antikörpern basieren.

Diese Tests sind präzise und weisen eine hohe Spezifität und Sensitivität auf. Sie können schnell durchgeführt werden, und der Katzenhalter erhält das Ergebnis oft innerhalb weniger Minuten. Häufig werden Kombinationstests verwendet, bei denen die Blutprobe gleichzeitig auf das Feline Leukämievirus (FeLV) und FIV untersucht wird, was sinnvoll ist, da die Anzeichen beider Virusinfektionen ähnlich sein können.

Die Rate falsch-positiver Ergebnisse ist sehr gering.

Positive Ergebnisse können durch das Senden von Proben an externe Labore überprüft werden, die speziellere Tests anbieten. Diese werden häufig verwendet, um eine positive oder negative Diagnose doppelt zu bestätigen. Dazu gehören Immunfluoreszenztests (IFA) und Western Blot-Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen FIV sowie Virusisolierung und Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zum Nachweis des Virus selbst.

Die Virusisolierung ist zwar sensibel, erfordert jedoch spezielle Einrichtungen und ist im Vergleich zu anderen Diagnoseverfahren kostspielig und langsam. Aus diesem Grund wird sie selten eingesetzt.

PCR-Tests zum Nachweis der FIV-Nukleinsäuren sind mittlerweile weit verbreitet und besonders nützlich bei der Diagnose einer FIV-Infektion bei jungen Kätzchen, bei denen die Antikörper der infizierten Mutterkatze Tests beeinträchtigen können, bei denen Antikörper zur Diagnose verwendet werden.

Es ist wichtig zu beachten, dass ein positives Testergebnis nicht bedeutet, dass eine Katze eingeschläfert werden muss. Viele FIV-positive Katzen leben fast genauso lange wie nicht infizierte Katzen. Nur ein Teil der FIV-positiven Katzen entwickelt später das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS).

FIV-Stadien bei Katzen

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Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 5 bis 6 Jahre ab dem Zeitpunkt der Diagnose.

Auf eine FIV-Infektion folgen im Körper der Katze drei Krankheitsstadien.

  1. Die Primärphase: Dies sind die ersten zwei bis vier Monate nach der Infektion mit dem Virus. Einige infizierte Katzen sind symptomfrei, während andere kurzfristige Krankheitssymptome wie Unwohlsein, Fieber und möglicherweise eine allgemeine Lymphknotenvergrößerung zeigen. Die meisten FIV-positiven Katzen erholen sich von dieser frühen Phase.
  2. Die zweite Phase wird manchmal als Latenzstadium bezeichnet: Katzen zeigen keine Anzeichen einer Krankheit und führen über Monate oder Jahre ein gesundes Leben.
  3. Die dritte Phase wird als Feline Acquired Immunodeficiency Disease-Stadium** (FAIDS) bezeichnet. Die auftretenden Anzeichen können davon abhängen, wo im Körper der Katze das Virus aktiv ist. Eine Infektion des Nervensystems kann zu neurologischen Anzeichen oder Verhaltensänderungen führen, während eine Infektion des Verdauungssystems zu chronischem Durchfall führen kann. Die auffälligsten Anzeichen hängen normalerweise mit der allgemeinen Immunschwäche zusammen, die durch das Virus verursacht wird. Zu den Anzeichen zählen Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Fieber, Lymphadenopathie (vergrößerte Lymphknoten) und Gingivitis (Zahnfleischentzündung). Andere typische Probleme sind Anzeichen der oberen Atemwege wie Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut) und Konjunktivitis (Entzündung der Augenschleimhaut) sowie wiederholte Hautinfektionen. Betroffene Katzen haben auch ein höheres Risiko, an Krebs (z. B. Lymphom) sowie an zahlreichen anderen Infektionen zu erkranken, die bei Katzen mit gesundem Immunsystem keine nennenswerten Probleme verursachen würden.

Wie lange leben Katzen mit einer FIV-Infektion?

Die Prognose für Katzen, die FIV-positiv sind, aber keine Krankheitsanzeichen zeigen, kann sehr gut sein; manche Katzen leben fast genauso lang wie FIV-negative Katzen.

Bei Katzen, die an Katzen-AIDS erkranken und schwere Krankheitssymptome aufweisen, ist die Prognose jedoch schlechter. Ihre verbleibende Lebenserwartung beträgt möglicherweise nur wenige Monate, mit der richtigen Behandlung kann sie sich jedoch auf mehrere Jahre verlängern.

So behandeln Sie eine FIV-Infektion

Eine Katze muss nicht behandelt werden, nur weil sie FIV-positiv ist: Eine Behandlung ist nur dann erforderlich, wenn die Katze Anzeichen von Katzen-AIDS zeigt. In solchen Fällen sollten Katzenhalter eng mit ihrem Tierarzt zusammenarbeiten, um eine individuelle Behandlungsstrategie zu entwickeln.

Einige der folgenden Behandlungen können verwendet werden.

  • Zidovudin (AZT) blockiert das virale Enzym Reverse Transkriptase und verhindert so die Infektion neuer Zellen mit dem Virus. Es kann jedoch die Virusvermehrung in bereits infizierten Zellen nicht verringern. AZT ist besonders nützlich, um Katzen vor der Entwicklung von Katzen-AIDS zu schützen und Katzen mit neurologischen Erkrankungen oder Gingivostomatitis zu behandeln.
  • Interferon wurde ebenfalls eingesetzt; seine immunmodulatorischen und antiviralen Effekte verbesserten in einigen Studien die Überlebensraten, während andere Studien weniger überzeugende Ergebnisse lieferten.
  • Der Lymphozyten-T-Zell-Immunmodulator (LTCI) stimuliert das Immunsystem und kann möglicherweise die klinischen Symptome verbessern sowie die Viruslast bei betroffenen Katzen verringern.
  • Die intranasale Verabreichung von Insulin hat bei einigen Katzen, die an neurologischen Symptomen von Katzen-AIDS leiden, eine Verbesserung der Symptome bewirkt.
  • Eine allgemeine unterstützende Therapie ist von großer Bedeutung. Bei bakteriellen Infektionen werden Antibiotika eingesetzt, immunsupprimierende Medikamente wie Glukokortikoide werden vermieden, und bei anämischen Katzen kann Erythropoetin zur Stimulierung der Produktion roter Blutkörperchen verabreicht werden. In einigen Fällen können auch Bluttransfusionen empfohlen werden.
  • Letztlich kann für eine FIV-positive Katze, die unter schweren Krankheitssymptomen aufgrund von Katzen-AIDS leidet, die Euthanasie in Erwägung gezogen werden. Es ist wichtig, einer Katze einen friedlichen Tod zu ermöglichen, wenn ihre Lebensqualität durch die Krankheit stark beeinträchtigt ist.

So verhindern Sie eine FIV-Infektion

Bei Hauskatzen, die als Einzeltiere gehalten werden, besteht kein Risiko, sich mit FIV anzustecken. Die Haltung einer Katze im Haus ist daher die naheliegendste Maßnahme, um FIV vorzubeugen.

Die Kastration spielt ebenfalls eine Rolle bei der Vorbeugung, da kastrierte Kater 80 % weniger häufig kämpfen als unkastrierte Kater. FIV wird durch direkten Kontakt zwischen Katzen und Kämpfe übertragen, jedoch nicht über die Umgebung (z. B. über Futternäpfe oder Katzentoiletten) oder Aerosole.

Das FIV-Virus lässt sich mit herkömmlichen Reinigungs- und Desinfektionsmitteln leicht zerstören und überlebt in der Umwelt nicht lange.

Kommt eine neue Katze in den Haushalt, ist es ratsam, zunächst einen FIV-Test durchzuführen.

Katzen, bei denen eine FIV-Infektion festgestellt wurde, sollten in der Wohnung gehalten werden, um eine Ausbreitung der Infektion auf andere Katzen zu vermeiden und um das Risiko einer Ansteckung mit weiteren Krankheiten zu minimieren.

Eine effektive Parasitenbekämpfung, regelmäßige Impfungen und eine ausgewogene Ernährung sind entscheidend, um das Risiko von Symptomen zu verringern, die durch ein geschwächtes Immunsystem verursacht werden.

FIV-Impfstoff

In den USA ist ein Adjuvans-Impfstoff gegen FIV zugelassen, der das inaktivierte Virus der Subtypen A und D enthält. Die Wirksamkeit des Impfstoffs variiert. Subtyp B, der in den USA am häufigsten vorkommt, ist nicht enthalten. In Provokationsstudien wurden unterschiedliche Ergebnisse erzielt.

Die FIV-Impfung wird von der American Association of Feline Practitioners (AAFP) nicht als Pflichtimpfung empfohlen und ist möglicherweise nur für Katzen mit einem erhöhten Risiko geeignet (z. B. Katzen, die mit FIV-positiven Mitbewohnern leben oder Freigängerkatzen, die zu Kämpfen neigen).

Katzen, die älter als zwei Monate sind, können geimpft werden. Die Impfung erfolgt in zwei Dosen, die im Abstand von 2-3 Wochen subkutan verabreicht werden. Danach ist eine jährliche Auffrischungsimpfung erforderlich. Bei Katzen, die mit dem FIV-Impfstoff geimpft wurden, fällt der Bluttest positiv aus. Daher ist es wichtig, diese Katzen eindeutig zu kennzeichnen (z. B. mit einem Mikrochip), um sicherzustellen, dass sie geimpft sind und nicht aufgrund einer Virusexposition fälschlicherweise als FIV-positiv gelten.

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Dr. Pete Wedderburn, DVM

Dr. Pete Wedderburn schloss 1985 sein Studium als Tierarzt in Edinburgh ab und betreibt seit 1991 seine eigene Haustierpraxis mit vier Tierärzten in der Grafschaft Wicklow, Irland. Pete ist als Medientierarzt bekannt und tritt regelmäßig im nationalen Fernsehen, Radio und in Zeitungen auf, darunter seit 2007 mit einer wöchentlichen Kolumne im Daily Telegraph. Auf seinen vielbeschäftigten Facebook-, Instagram- und Twitter-Seiten ist Pete als „Pete the Vet“ bekannt und veröffentlicht regelmäßig Informationen zu aktuellen Themen und echten Fällen aus seiner Klinik. Er schreibt auch einen regelmäßigen Blog unter www.petethevet.com. Sein neuestes Buch: „Pet Subjects“ wurde 2017 von Aurum Press veröffentlicht.