
Kater und Katzen können sich in Aussehen und Schnurrverhalten unterscheiden. yakub88 / Shutterstock.com
Mädchen oder Jungen? Kater oder Katze? Viele Katzenfreunde haben eine klare Vorliebe – sei es für Kater oder für Katzen. Häufig liegt dem die Annahme zugrunde, dass bestimmte Wesenszüge vom biologischen Geschlecht abhängen. Vielleicht hast du schon gehört, dass Kater besonders verschmust sind, während Katzen als eigenständiger gelten – oder dass Kater öfter dazu neigen, in der Wohnung zu markieren.
Doch was davon stimmt wirklich – und was gehört ins Reich der Mythen? In diesem Ratgeber werfen wir einen genaueren Blick auf die Unterschiede im Aussehen und Verhalten von männlichen und weiblichen Katzen.
Identifizierung männlicher und weiblicher Katzen und biologische Unterschiede

Die Vulva eines weiblichen Kätzchens ist ein vertikaler Schlitz in der Nähe des Anus (links); der Penis eines männlichen Kätzchens liegt tiefer, wobei sich die Hoden zwischen Penis und Anus befinden (rechts). Shutterstock.com
Kater und Katzen: Körperliche Unterschiede zwischen den beiden sind bereits bei der Geburt vorhanden, zum Beispiel bei den Genitalien. Es kann herausfordernd sein, das biologische Geschlecht eines neugeborenen Kätzchens zu erkennen, aber es gibt einige eindeutige Hinweise, auf die man achten kann.
Alison Gerken, DVM, Tierärztin beim San Francisco SPCA Behavior Service, erklärt: „Bei männlichen Katzen ist der Abstand zwischen Anus und Genitalien größer (etwa 2,5 cm) als bei weiblichen Katzen, bei denen dieser Abstand nur etwa 1,2 cm beträgt.“
Die Vulva sieht wie eine vertikale Linie direkt unter dem Anus aus – ähnlich einem umgedrehten Ausrufezeichen (¡). Bei männlichen Kätzchen ist der Abstand zwischen Anus und Genitalien größer. Dieser zusätzliche Raum ermöglicht die spätere Entwicklung der Hoden. Der Penis erscheint als ein kleiner zusätzlicher Kreis unter dem Anus, sodass das männliche Genital optisch ein wenig an einen Doppelpunkt (:) erinnert.
Diese Unterschiede bleiben auch im Erwachsenenalter bestehen, allerdings sind die Hoden bei einem ausgewachsenen Kater deutlich größer. Ist der Kater jedoch kastriert, kann es schwieriger sein, das Geschlecht zu bestimmen. Entscheidend ist in solchen Fällen, auf die Form und Position der Öffnung unter dem Anus zu achten. [1]
- Zu den weiteren körperlichen Unterschieden zwischen weiblichen und männlichen Katzen gehören:
- Größe: Kater sind im Allgemeinen größer als weibliche Katzen, besonders wenn sie vor der Kastration vollständig ausgewachsen sind. Dieser Größenunterschied fällt bei bestimmten Rassen – wie der Maine Coon, der Norwegischen Waldkatze und der Ragdoll – besonders deutlich aus.
- Fell: Unkastrierte Kater können ein längeres und dichteres Fell entwickeln als weibliche Katzen. Bei einigen Rassen zeigt sich das durch eine ausgeprägte Halskrause (Mähne) um den Nackenbereich.
- Farbe: Manche Fellmuster sind geschlechtsabhängig. So gibt es Farbvarianten, die fast ausschließlich bei weiblichen Katzen vorkommen. Kaliko- und Schildpattmuster sind typische Beispiele:
– Kaliko bezeichnet ein dreifarbiges, geflecktes Muster in Orange, Schwarz und Weiß (oder deren verdünnte Formen: Creme, Grau und Weiß).
– Schildpatt ist ein gesprenkeltes, marmoriertes Muster mit Orange und Schwarz oder den entsprechenden Pastellvarianten.
Aufgrund genetischer Gegebenheiten sind außerdem etwa 80 % der orangefarbenen Katzen männlich. - Gesicht und Kopf: Nicht kastrierte Kater haben meist größere Köpfe und kräftigere Schädel als weibliche Katzen. Zudem entwickeln sie markante Schnurrhaarkissen und sogenannte „Katerbacken“ – deutlich ausgeprägte Wangenpartien.
- Lebenserwartung: Weibliche Katzen leben in der Regel länger als männliche. Während Katzen durchschnittlich ein Alter von etwa 15 Jahren erreichen, liegt die Lebenserwartung unkastrierter Kater bei rund 13 Jahren. [2] Kastrierte Kater leben jedoch 62 % länger als unkastrierte Kater.[3]

Unkastrierte Kater entwickeln oft ausgeprägte Wangen, die sogenannten Katerbacken. Tony Campbell / Shutterstock.com
Einige körperliche Unterschiede zwischen Katern und Katzen sind deutlicher erkennbar, wenn die Tiere nicht kastriert sind. Das liegt daran, dass die Kastration bestimmte Aspekte der biologischen Entwicklung beeinflusst oder hemmt – insbesondere bei einer frühzeitigen Kastration.
„Bei Katern, die vor Eintritt in die Geschlechtsreife – also im Alter von etwa 5 bis 7 Monaten – kastriert werden, bleiben hormonell bedingte körperliche Veränderungen aus“, erklärt Dr. Gerken. „Diese Tiere haben kleinere Köpfe, einen weniger muskulösen Körperbau, keine Widerhaken am Penis, und ihre Schwanzdrüsen sind weniger aktiv – mit anderen Worten: Sie riechen deutlich weniger.“
Unterschiede in Temperament, Persönlichkeit und Verhalten
Dr. Gerken betont, dass Verhalten und Persönlichkeit von zahlreichen Faktoren beeinflusst werden – darunter Genetik, Umwelt, frühe Lebenserfahrungen, Ernährung und Krankheiten. Zwar zeigen Kater und Katzen einige typische Verhaltensunterschiede, diese treten jedoch nur bei nicht kastrierten oder sterilisierten Tieren auf.
Zu den wichtigsten Unterschieden zwischen weiblichen und männlichen Katzen zählen:
1. Tendenz zum Herumstreunen
Unkastrierte Kater neigen stärker dazu, weite Streifzüge im Freien zu unternehmen, da ihre Hormone sie antreiben, nach einer Paarungspartnerin zu suchen. Einige von ihnen entfernen sich dabei so weit, dass sie tagelang verschwinden, bevor sie wieder nach Hause zurückkehren. Weibliche Katzen hingegen streunen – unabhängig davon, ob sie kastriert sind oder nicht – deutlich seltener. Während der Rolligkeit (Östrus) können sie jedoch versuchen, gezielt einen Kater zu finden. Die Kastration eines Katers kann das Streunverhalten spürbar verringern.
2. Soziales Verhalten
Freundliche Interaktionen zwischen Katzen werden als affiliatives Verhalten bezeichnet. Sie dienen dem Aufbau und der Pflege sozialer Bindungen. Typische Beispiele hierfür sind gegenseitige Fellpflege, Aneinanderreiben oder das Berühren der Nasen.
„Frühere Studien zeigen, dass sowohl männliche als auch weibliche Katzen affiliatives Verhalten gegenüber Artgenossen zeigen. Weibliche Freigängerkatzen zeigen dieses Verhalten jedoch häufiger als männliche“, erklärt Dr. Gerken. „Die Untersuchungen ergaben jedoch nicht, dass das Geschlecht einer Katze grundsätzlich die Häufigkeit affiliativen Verhaltens unter Hauskatzen beeinflusst.“ In wilden Katzenkolonien leben häufig mehrere Weibchen in Gruppen zusammen, was die beobachtete Häufung solcher Verhaltensweisen in diesen Gruppen beeinflusst haben könnte. [4]
3. Katzenaggression
Aggressives Verhalten kann sowohl bei männlichen als auch bei weiblichen Katzen aus unterschiedlichen Gründen auftreten. Dr. Gerken weist jedoch darauf hin, dass unkastrierte Kater häufiger Aggressionen gegenüber anderen Katern zeigen – insbesondere im Zusammenhang mit Territorialverhalten oder der Konkurrenz um Paarungspartnerinnen. In manchen Fällen kann eine Kastration oder Sterilisation dazu beitragen, das aggressive Verhalten deutlich zu reduzieren.
4. Verhalten im Hitzezyklus
Nicht kastrierte weibliche Katzen zeigen während der Läufigkeit häufig ausgeprägte Verhaltensänderungen. Sie werden anhänglicher, suchen verstärkt Körperkontakt, schnurren und miauen übermäßig laut, wirken unruhig, rollen sich auf dem Boden und betreiben intensive Körperpflege. Eine Kastration eliminiert diese mit der Läufigkeit verbundenen Verhaltensweisen in der Regel vollständig.
5. Urinspritzen und Markieren
Es mag überraschen, aber sowohl männliche als auch weibliche, nicht kastrierte Katzen spritzen regelmäßig Urin. Dieses Verhalten ist völlig normal und dient der Kommunikation, der Reviermarkierung sowie dem Anlocken potenzieller Paarungspartner. Durch eine Kastration oder Sterilisation lässt sich dieses Verhalten meist deutlich reduzieren oder sogar vollständig vermeiden.
Allerdings markieren auch einige kastrierte Katzen weiterhin mit Urin. Studien zeigen, dass etwa 10 % der kastrierten Kater und rund 5 % der kastrierten Katzen dieses Verhalten auch im Erwachsenenalter beibehalten – unabhängig davon, in welchem Alter die Kastration erfolgt ist .[5]
„Das liegt wahrscheinlich daran, dass es neben den territorialen und sexuellen Auslösern noch weitere Gründe für das Urinmarkieren gibt“, erklärt Dr. Gerken. Katzen können beispielsweise auch als Reaktion auf Stress markieren – etwa bei einem Umzug, Veränderungen im Tagesablauf, einer unzureichenden Katzentoilettensituation oder infolge körperlicher Erkrankungen.
Farbgebundene Persönlichkeitsmerkmale

Manche Katzenfarben haben den Ruf, eine bestimmte Persönlichkeit zu haben, aber jede Katze ist einzigartig. Shutterstock.com
Manche Menschen sind überzeugt, dass Schildpattkatzen ein besonders freches und eigenwilliges Wesen haben – so sehr, dass es dafür sogar einen eigenen Begriff gibt: die „Schildpattkatze“. Unter Katzenliebhabern gilt zudem die Meinung, dass dreifarbige Katzen generell temperamentvoller und orangefarbene Katzen besonders freundlich seien. Doch handelt es sich dabei um reale Unterschiede oder eher um weitverbreitete Mythen?
Die wissenschaftliche Forschung zu diesem Thema ist bislang begrenzt. Eine Studie mit Katzenhaltern ergab jedoch, dass Kaliko- und Schildpattkatzen im Umgang mit Menschen häufiger Verhaltensweisen wie Fauchen, Jagen, Beißen, Schlagen oder Kratzen zeigten.[6]
Dr. Gerken rät jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation dieser Ergebnisse, da sie auf den subjektiven Einschätzungen der Katzenhalter beruhen. „Vorurteile über farbgebundene Persönlichkeitsmerkmale könnten dazu geführt haben, dass bestimmte Verhaltensweisen bei den jeweiligen Katzen verstärkt wahrgenommen und berichtet wurden“, erklärt Dr. Gerken. „Jede Katze ist ein Individuum mit einer eigenen, einzigartigen Persönlichkeit – ganz unabhängig von der Fellfarbe.“
Kater vs. Katzen: Vor- und Nachteile
Sowohl Kater als auch Katzen begeistern mit ihrem anhänglichen, verspielten Wesen und behalten oft ein jugendliches Verhalten bei. Auch wenn sie im Allgemeinen als gelassen gelten, können unkastrierte Kater territorial auftreten. Um beiden Geschlechtern gerecht zu werden, ist es daher wichtig, ihre jeweiligen Besonderheiten zu kennen und zu berücksichtigen. Werfen wir nun einen Blick auf einige der Vor- und Nachteile beider Geschlechter:
Vorteile für Kater
- Anhänglichkeit: Kater können sehr verschmust sein und genießen die Nähe zu ihren Bezugspersonen.
- Verspieltheit: Viele behalten ihr verspieltes, fast kindliches Wesen ihr Leben lang bei.
- Umgänglichkeit: Im Allgemeinen gelten Kater als sozial und anpassungsfähig, besonders im Umgang mit Veränderungen.
- Weniger territorial: Kastrierte Kater zeigen deutlich seltener territoriales Verhalten und markieren ihr Revier nur selten mit Urin.
Nachteile von Katern
- Sprühen: Unkastrierte Kater neigen häufiger dazu, ihr Revier durch Urinmarkieren zu kennzeichnen.
- Streifzüge: Sie zeigen oft einen ausgeprägten Drang, weite Streifzüge zu unternehmen und ihre Umgebung zu erkunden.
Vorteile weiblicher Katzen
- Wenig Markierverhalten: Kastrierte Katzen markieren ihr Revier im Vergleich zu Katern seltener mit Urin.
- Weniger aggressiv: Weibliche Katzen zeigen in der Regel weniger aggressives Verhalten.
- Anpassungsfähig: Sie können sich oft leichter an Veränderungen in ihrer Umgebung gewöhnen.
Nachteile weiblicher Katzen
- Rolligkeit: Bei unkastrierten weiblichen Katzen tritt regelmäßig die Rolligkeit auf, die sich durch lautes Miauen, Unruhe und den Drang äußern kann, nach draußen zu entkommen.
- Trächtigkeit: Ohne Kastration besteht die Möglichkeit einer Trächtigkeit – mit der anschließenden Verantwortung für die Aufzucht der Jungtiere.
- Unabhängigkeit: Einige weibliche Katzen zeigen ein eher eigenständiges Wesen und sind weniger verschmust.
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San Francisco SPCA. (2023, 3. Juli). Verhalten und Training – San Francisco SPCA .
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O'Neill, DG, Church, D., McGreevy, PD, Thomson, P., & Brodbelt, D. (2014). Lebenserwartung und Mortalität von Katzen in englischen Tierarztpraxen . Journal of Feline Medicine and Surgery , 17 (2), 125–133.
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Banfield: Sterilisation und Kastration führen zu längerem Leben . (1. Juli 2013). American Veterinary Medical Association.
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Barry, K., & Crowell‐Davis, SL (1999). Geschlechtsunterschiede im Sozialverhalten der kastrierten, ausschließlich im Haus gehaltenen Hauskatze . Applied Animal Behaviour Science , 64 (3), 193–211.
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Mills, DS, Redgate, S., & Landsberg, G. (2011). Eine Meta-Analyse von Studien zu Behandlungen gegen Urinspritzen bei Katzen . PLOS ONE , 6 (4), e18448.
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The Aggie. (21. Januar 2016). Laut einer Studie der UC Davis sind dreifarbige Schildpattkatzen am aggressivsten .