Anämie bei Katzen: Ursachen, Symptome und Behandlung

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Eine orangefarbene Katze wird von einer Person mit blauen Handschuhen untersucht.

Anämie bezeichnet einen Rückgang der Anzahl zirkulierender roter Blutkörperchen (Erythrozyten) im Körper. Abhängig davon, wie stark dieser Wert abgesunken ist, kann Anämie bei Katzen von milden Beschwerden bis hin zu einem lebensbedrohlichen Notfall führen.

Bei Katzen kann Anämie durch eine Vielzahl unterschiedlicher Ursachen ausgelöst werden. In diesem Artikel stellen wir einige der häufigsten Auslöser vor und erklären, wie diese Erkrankungen diagnostiziert und behandelt werden.

Was ist Anämie?

Anämie ist ein Begriff, der einen Rückgang der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) beschreibt – dieser kann leicht, mittelschwer oder schwer ausgeprägt sein. Die Ursache liegt in der Regel in einer zugrunde liegenden Erkrankung, einer Verletzung, Infektion oder durch Einwirkung von Toxinen.

Rote Blutkörperchen sind für den Körper unerlässlich, da sie mithilfe des Hämoglobins Sauerstoff zu allen Körpergeweben transportieren. Wird ihre Anzahl zu gering, kann die Anämie lebensbedrohlich werden, da der Körper dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Rote Blutkörperchen haben eine Lebensdauer von etwa zwei Monaten, weshalb der Körper kontinuierlich neue produziert. Bei einer Anämie steigt der Bedarf an frischen roten Blutkörperchen noch weiter an.

Anämie wird in zwei Kategorien unterteilt: „regenerativ“ – das bedeutet, der Körper reagiert und stellt vermehrt neue rote Blutkörperchen her, um die verlorenen oder geschädigten zu ersetzen – und „nicht regenerativ“, was darauf hinweist, dass der Körper keine ausreichende Neubildung leistet. Diese Unterscheidung ist wichtig, um Prognose und geeignete Behandlungsmöglichkeiten besser einschätzen zu können.

Ursachen von Anämie bei Katzen

Anämie bei Katzen kann auf drei unterschiedliche Weisen entstehen: durch Blutverlust, durch eine gestörte Produktion roter Blutkörperchen oder durch Prozesse, bei denen rote Blutkörperchen vorzeitig zerstört werden. In manchen Fällen sind auch mehrere dieser Faktoren gleichzeitig beteiligt.

Zu den häufigsten Ursachen für Anämie bei Katzen gehören:

  • Blutverlust durch innere oder äußere Blutungen
  • Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem die eigenen roten Blutkörperchen angreift und zerstört
  • Starker Flohbefall
  • Aufnahme von Giftstoffen, wie z. B. Rattengift, Zink, Blei, Paracetamol (Tylenol) oder Zwiebeln
  • Bestimmte Infektionen wie das feline Leukämievirus (FeLV) und das feline Immundefizienzvirus (FIV)
  • Blutparasiten, von denen viele durch Flöhe oder Zecken übertragen werden
  • Magengeschwüre oder Blutungen im Darm, verursacht durch Darmparasiten, bestimmte Medikamente oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
  • Chronische Nierenerkrankung
  • Andere chronische Erkrankungen
  • Blutgerinnungsstörungen
  • Bestimmte Krebsarten, insbesondere Lymphom und Leukämie

Anämie kann grundsätzlich jede Katze betreffen, wobei bestimmte zugrunde liegende Ursachen je nach Alter oder Lebensstil häufiger auftreten. So sind beispielsweise Kätzchen besonders anfällig für durch Flöhe oder andere Parasiten verursachte Anämie. Bei älteren Katzen tritt Anämie häufiger infolge chronischer Erkrankungen auf, bei denen der Körper nicht mehr ausreichend rote Blutkörperchen produziert.

Katzen mit Freigang haben zudem ein erhöhtes Risiko für Anämie, da sie häufiger Traumata, Verletzungen, Parasitenbefall oder Infektionen ausgesetzt sind.

Symptome einer Anämie bei Katzen

Das Ohr einer Katze wird von einer Person berührt.

Anämie kann eine Vielzahl von Symptomen hervorrufen. Die auf dem Bild gezeigte Katze weist Anzeichen von Gelbsucht (Ikterus) auf – ein Symptom, das in sehr schweren Fällen von Anämie auftreten kann. In der Regel kommt es dazu nur, wenn es zu einem plötzlichen Zerfall (Hämolyse) einer großen Anzahl roter Blutkörperchen kommt.

Bei einer leichten Anämie zeigt eine Katze unter Umständen keine klaren Symptome – vor allem dann, wenn die Anämie chronisch verläuft und sich der Körper allmählich darauf einstellen konnte. Alternativ können auch nur einige der folgenden, eher milden Anzeichen auftreten.

Bei einer mittelschweren Anämie treten häufig sogenannte „unspezifische“ Symptome auf – das heißt, sie können auch bei vielen anderen Erkrankungen vorkommen und deuten nicht eindeutig auf eine Anämie hin. Typische Symptome sind:

Wenn die Anämie fortschreitet und einen schweren Verlauf nimmt, können bei einer Katze folgende Symptome auftreten:

  • Ausgeprägte Schwäche oder starke Lethargie
  • Sehr blasses oder sogar weißliches Zahnfleisch
  • Gelbsucht (gelbliche Verfärbung von Zahnfleisch, Haut und Augenweiß), meist bei plötzlichem Zerfall (Hämolyse) einer großen Zahl roter Blutkörperchen
  • Kollaps
  • Atemnot
  • Atmung mit offenem Maul
  • Lebensbedrohlicher Zustand bis hin zum Tod

Darüber hinaus kann eine Katze Symptome zeigen, die mit der zugrunde liegenden Erkrankung zusammenhängen, die die Anämie ausgelöst hat. Typische Anzeichen hierfür sind Erbrechen , Durchfall, Gewichtsverlust, vermehrtes Trinken und Wasserlassen oder Fieber.

Diagnose von Anämie bei Katzen

Ein CBC (komplettes Blutbild) liefert nicht nur Informationen über die Anzahl der roten Blutkörperchen, sondern auch über die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Die Analyse kann automatisch durch ein Laborgerät erfolgen, manuell unter dem Mikroskop – oder auch in Kombination beider Methoden.

Die mikroskopische Untersuchung eines Blutausstrichs gibt zusätzlich Aufschluss über Größe und Aussehen der roten Blutkörperchen. Dies hilft bei der Unterscheidung zwischen regenerativer und nicht-regenerativer Anämie. Außerdem können dabei Blutparasiten sichtbar gemacht werden.

Ein weiterer häufig eingesetzter Test ist der PCV (Hämatokrit), der den Anteil roter Blutkörperchen am gesamten Blutvolumen in Prozent angibt. Dieser Test kann in wenigen Minuten durchgeführt werden und benötigt nur eine geringe Menge Blut. Dadurch ist er besonders nützlich, wenn rasch Ergebnisse erforderlich sind oder wenn während einer Behandlung regelmäßige Kontrollen der roten Blutkörperchen notwendig sind.

Der normale PCV-Wert bei einer erwachsenen Katze liegt zwischen 25 % und 45 %. Werte unter 25 % deuten auf eine Anämie hin – fällt der Wert unter 15 %, spricht man von einer schweren Anämie.

Darüber hinaus ist es entscheidend, die Grunderkrankung zu identifizieren, die zur Anämie geführt hat, da die Behandlung der eigentlichen Ursache ein zentraler Bestandteil der Therapie ist.

Zur Abklärung der zugrunde liegenden Ursache kann der Tierarzt folgende diagnostische Maßnahmen einsetzen:

  • Eine ausführliche Krankengeschichte, einschließlich Informationen über das Verhalten der Katze zu Hause, ob sie Freigänger ist und ob eine mögliche Exposition gegenüber Giftstoffen bestand
  • Eine körperliche Untersuchung zur Beurteilung des allgemeinen Gesundheitszustands sowie zur Erkennung von Anzeichen einer Anämie (z. B. Herzgeräusche, blasse Schleimhäute, niedriger Blutdruck, vergrößerte Lymphknoten oder Gelbsucht) und möglicher Grunderkrankungen
  • Blutuntersuchungen und Urinanalysen zur Bewertung der Blutzellzahlen, Organfunktionen, des Blutzuckers, Elektrolyte, bestimmter Hormone, der Blutgerinnung und weiterer Parameter – abhängig von den angeordneten Tests
  • Kotuntersuchungen zur Feststellung von Parasiten
  • Tests auf Infektionskrankheiten, insbesondere FeLV (Felines Leukämievirus) und FIV (Felines Immundefizienzvirus)
  • Gegebenenfalls weiterführende Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder eine Knochenmarkbiopsie zur gezielten Diagnose bestimmter Erkrankungen

Ihr Tierarzt kann je nach Situation entweder mit einigen grundlegenden Tests beginnen oder eine umfassendere Diagnostik empfehlen. Der genaue Untersuchungsplan richtet sich nach der Krankengeschichte Ihrer Katze, dem Schweregrad der Anämie, den begleitenden Symptomen und der vermuteten zugrunde liegenden Ursache.

Behandlung von Anämie bei Katzen

Eine graue Katze sitzt mit einem grünen Spielzeug auf einem Bett.

In schweren Fällen von Anämie kann bei Katzen eine Bluttransfusion notwendig sein. Glücklicherweise ist diese Maßnahme bei den meisten anämischen Katzen nicht erforderlich – viele erholen sich, sobald die zugrunde liegende Ursache erfolgreich behandelt wurde.

Wenn die Anämie so schwer ausgeprägt ist, dass sie das Leben der Katze gefährdet, ist eine Bluttransfusion notwendig. Sie kann in solchen Fällen lebensrettend sein, stellt jedoch nur eine kurzfristige Lösung dar. Wird die zugrunde liegende Ursache nicht behandelt, kehrt die Anämie mit hoher Wahrscheinlichkeit zurück.

Glücklicherweise benötigen die meisten anämischen Katzen keine Bluttransfusion. Stattdessen wird Ihr Tierarzt in der Regel zunächst eine umfassende medizinische Untersuchung (wie oben beschrieben) durchführen, um die Ursache der Anämie zu identifizieren und gezielt zu behandeln.

Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Diagnose. So benötigen Katzen mit traumatischen Verletzungen unter Umständen eine Operation oder Wundversorgung mit Nähten, während Katzen mit Flohbefall eine gezielte Flohbehandlung erhalten. Katzen mit chronischer Nierenerkrankung brauchen möglicherweise zusätzlich zur unterstützenden Pflege und einer speziellen Nierendiät ein Medikament, das die Bildung roter Blutkörperchen anregt.

Schwer erkrankte Tiere müssen eventuell unabhängig von der Ursache stationär aufgenommen werden, bis sich ihr Zustand stabilisiert und sie sich erholen.

Liegt der Anämie eine nicht heilbare Ursache zugrunde, kann das Behandlungsziel darin bestehen, die Lebensqualität der Katze möglichst lange zu erhalten.

Medikamente

Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache der Anämie. Häufige Beispiele sind:

  • Behandlung von Parasiten
  • Therapie bei Infektionskrankheiten
  • Immunsuppressiva wie Kortikosteroide oder andere Medikamente bei Autoimmunerkrankungen
  • Erythropoietin-Ergänzung bei chronischer Nierenerkrankung (dieses Hormon unterstützt die Bildung roter Blutkörperchen)
  • Medikamente zum Schutz und zur Beruhigung von Magen und Darm bei inneren Blutungen
  • Chemotherapie bei bestimmten Krebsarten

Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache der Anämie benötigen viele Katzen unterstützende Pflege. Wenn eine Katze zum Beispiel aufgrund ihres Unwohlseins nicht frisst oder trinkt, kann eine Flüssigkeitstherapie notwendig sein, ebenso wie Appetitanreger. Diese Maßnahmen behandeln die Anämie zwar nicht direkt, helfen aber dabei, das Wohlbefinden der Katze zu verbessern und verhindern zusätzliche Komplikationen, die durch mangelnde Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme entstehen könnten.

Prognose für Anämie bei Katzen

Die Prognose einer Anämie hängt stark von der zugrunde liegenden Ursache ab.

In manchen Fällen ist die Ursache gut behandelbar, und die betroffene Katze kann nach der Therapie wieder ein ganz normales Leben führen – das ist das bestmögliche Szenario.

In anderen Fällen liegt eine nicht heilbare Grunderkrankung vor. Manche dieser Erkrankungen können trotz Behandlung innerhalb weniger Tage oder Wochen zum Tod führen. Es gibt jedoch auch chronische Krankheiten, die sich mit entsprechender Therapie langfristig kontrollieren lassen, sodass die Katze über viele Jahre hinweg ein gutes und erfülltes Leben führen kann.

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Dr. Tammy Powell, DVM

Dr. Tammy Powell ist Tierärztin für Kleintiere und hat ihren Abschluss 2010 an der University of Georgia gemacht. Danach praktizierte sie mehrere Jahre in Florida und anschließend zwei Jahre im Ausland in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dr. Tammy hat eine Leidenschaft für Tiere und das Schreiben und wechselte dann von der klinischen Praxis zur freiberuflichen Tätigkeit als Autorin zu Haustier- und Veterinärthemen. Sie schreibt auch fiktional über Tiere und arbeitet an einem Kinderbuch über Katzen mit Superkräften. Dr. Tammy lebt mit ihrem Mann, zwei Stiefkindern und einer wunderschönen geretteten Himalaya-Katze namens Luna im West Valley von Phoenix, Arizona. Weitere Informationen über Tammy finden Sie auf PetCopywriter.com oder TamaraSpellAuthor.com.