Katze zupft sich Haare aus: Ursachen und Behandlung

Aktie Email Pinterest Linkedin Twitter Facebook

Funktion zum Haareausreißen bei Katzen

Ein besonderes Merkmal von Katzen ist ihr natürlicher Drang, sich gründlich zu pflegen. Durch das Lecken und Knabbern ihres Fells halten sie es frei von Verfilzungen und sorgen dafür, dass es glatt und glänzend bleibt.

Manchmal kann diese natürliche Fellpflege allerdings übertrieben werden: Die Katze putzt sich dann so intensiv, dass sie sich selbst verletzt, sich Haare ausreißt und kahle Stellen entstehen.

Dafür kann es verschiedene Ursachen geben. Katzenbesitzer machen sich nicht nur Sorgen wegen der kahlen Stellen, sondern befürchten oft auch ein erhöhtes Risiko für Haarballen, die entstehen, wenn die Katze beim übermäßigen Putzen mehr Haare verschluckt.

In diesem Artikel werden die möglichen Ursachen erklärt und Maßnahmen vorgestellt, die Katzenhalter ergreifen können, um dieses schädliche Verhalten ihres Tiers zu stoppen.

Warum reißt sich meine Katze die Haare aus?

Der häufigste Grund, warum Katzen anfangen, sich die Haare auszureißen, ist Juckreiz auf der Haut, der durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden kann.

Im Folgenden sind die häufigsten Gründe dafür aufgeführt.

  • Befall mit äußeren Parasiten, wie Flöhen sowie Demodex- oder Cheyletiella-Milben (Räude)
  • Ringelflechte, auch Dermatophytose genannt
  • Allergien oder Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Nahrungsmitteln
  • Umweltallergien, bekannt als Katzenatopie oder atopische Dermatitis
  • Hautinfektionen, die Allergien verschlimmern können
  • Grunderkrankungen wie feline Hyperthyreose und andere

Wenn diese häufigen Ursachen ausgeschlossen sind, liegt die wahrscheinlichste Ursache meist in einer Erkrankung namens „psychogene Alopezie bei Katzen“ – einer Form von zwanghaftem, sich wiederholendem Verhalten, das mit Stress zusammenhängt.

Wie bringt man seine Katze dazu, sich nicht mehr die Haare auszureißen?

Was tun, wenn sich die Katze die Haare ausreißt?

Wenn Ihre Katze sich die Haare ausreißt, sollten Sie sie am besten zum Tierarzt bringen, um die zugrunde liegende Ursache herauszufinden. Das ist der wichtigste erste Schritt, um das Haareausreißen zu stoppen.

Es ist wichtig, dass Sie Ihren Tierarzt vor Ort aufsuchen, um die genaue Ursache dafür zu klären, warum Ihre Katze sich das Fell ausreißt. Der Diagnoseprozess kann dabei folgende Schritte umfassen.

1. Ausführliche Anamnese

Ihr Tierarzt wird Ihnen Fragen zur Vorgeschichte Ihrer Katze und zu ihrem Verhalten beim Haareausreißen stellen.

Mögliche Fragen sind:

  • Wie lange reißt sich Ihre Katze schon die Haare aus?
  • Verbringt Ihre Katze auffällig mehr Zeit mit der Fellpflege?
  • Welche Körperstellen sind vor allem betroffen?
  • Wie alt ist Ihre Katze?
  • Wie sieht ihr Lebensstil aus: lebt sie nur drinnen oder auch draußen?
  • Teilt sie ihr Zuhause mit anderen Tieren, wie anderen Katzen oder Hunden? Wenn ja, zeigen diese Anzeichen von Juckreiz?
  • Hatte Ihre Katze Kontakt zu anderen Katzen außerhalb Ihres Zuhauses, zum Beispiel in einem Tierheim oder einer Katzenpension?
  • Leiden Menschen im Haushalt unter Juckreiz oder Hautausschlägen?
  • Gab es Veränderungen im Haushalt, wie neue Bettwäsche, Teppiche, Möbel, Reinigungsmittel, Aerosole (zum Beispiel Raumverdampfer) oder Zigarettenrauch?
  • Hat Ihre Katze kürzlich eine neue Ernährung begonnen?
  • Wurde Ihre Katze jemals auf FIV und FeLV getestet?
  • Wurde sie vor Kurzem mit einem Medikament gegen Parasiten behandelt?
  • Hat jemand eine Veränderung im Fell Ihrer Katze bemerkt?
  • Zeigt Ihre Katze weitere Krankheitssymptome, etwa Magen-Darm-Beschwerden, Niesen, Husten, vermehrten Durst oder Unsauberkeit im Haus?
  • Gibt es sonstige Verhaltensänderungen, wie Mattigkeit, gesteigerte Unruhe, Aggressivität oder Angst?

2. Körperliche Untersuchung

Ihr Tierarzt wird Ihre Katze gründlich untersuchen, dabei genau notieren, wo Haare ausgefallen sind, nach Anzeichen von Parasiten wie Flöhen oder Milben suchen und auch auf andere Hautveränderungen wie Flohbisse, Ausschläge, Papeln oder Haarbruch achten.

3. Haut- und Felltests

Ihr Tierarzt kann verschiedene Haut- und Felltests durchführen, um mögliche Ursachen für den Juckreiz auszuschließen, der dazu führt, dass sich Ihre Katze die Haare ausreißt. Dazu gehören:

  • Fellbürsten zur Kontrolle auf Flöhe, Läuse oder Cheyletiella
  • Hautabschabungen zur Mikroskopie auf Milben
  • Acetat-Klebestreifen zur Untersuchung auf mögliche Ursachen wie Eier, Hefen, Pilz- oder bakterielle Infektionen sowie andere mikrobiologische Faktoren
  • Untersuchung der Katze mit einer ultravioletten „Woods“-Lampe, um Fluoreszenz festzustellen, die auf Ringelflechte (Dermatophytose) hinweisen kann
  • Trichoskopie (Untersuchung der Haare unter dem Mikroskop) zum Erkennen von durch Ziehen beschädigten Haaren, um Alopezie-Ursachen auszuschließen, bei denen Haare ausfallen, ohne ausgerissen zu werden (hierbei fehlen dann beschädigte Haare)

4. Blut- und Urinproben

Es können routinemäßige biochemische und hämatologische Untersuchungen sowie eine Urinanalyse durchgeführt werden, um allgemeine medizinische Probleme wie Leber– und Nierenerkrankungen, Hyperadrenokortizismus (Morbus Cushing) und Diabetes mellitus auszuschließen.

Zur Diagnose einer Schilddrüsenüberfunktion kann zusätzlich der Gesamt-T4-Spiegel gemessen werden. Außerdem wird oft ein Screening auf Viren wie das Feline Leukämievirus (FeLV) und das Feline Immundefizienzvirus (FIV) empfohlen.

5. Routinemäßige Flohbehandlung

Katzenpflege Bauch

Flohallergien sind eine häufige Ursache für Hautreizungen und Haareausreißen bei Katzen. Eine gezielte Flohbehandlung kann helfen, den Befall zu verhindern oder zu beseitigen, sodass Ihre Katze sich wohlfühlt und gesund bleibt.

Flohallergien treten sehr häufig auf. Studien zeigen, dass bis zu 70 % der Katzen, die wegen Juckreiz an einen Tierdermatologen überwiesen werden, nach einer gründlichen Flohbehandlung komplett genesen – selbst wenn keine sichtbaren Anzeichen für Flöhe vorhanden sind.

Deshalb wird oft eine umfassende Flohbehandlung empfohlen, die alle Tiere im Haushalt mit einem wirksamen Parasitenmittel (Spot-on, Spray oder Tabletten) umfasst. Zusätzlich sollte das Zuhause mit einem effektiven Umgebungsspray behandelt werden, um die Entwicklung von Floheiern zu verhindern.

6. Lebensmittelprobe

Juckreiz bei Katzen kann eine allergische Reaktion auf bestimmte Proteine im Futter sein. Um dies sicher auszuschließen, wird die Katze für 6 bis 8 Wochen auf eine spezielle, hypoallergene Diät gesetzt, die keine Proteine enthält, die den Juckreiz auslösen könnten.

Bleibt das Haareausreißen nach dieser Zeit bestehen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Ernährung die Ursache ist.

7. Biopsie der Haut

Sind Parasiten, Nahrungsmittelallergien und andere Grunderkrankungen ausgeschlossen, ist der nächste Schritt oft eine Hautbiopsie. Dabei werden kleine Proben aus den Stellen entnommen, an denen die Katze sich die Haare ausgerissen hat.

Zeigen die Biopsien Entzündungen oder andere Veränderungen, deutet das auf eine noch bestehende zugrunde liegende Ursache hin. Fehlen solche Veränderungen, liegt die Ursache wahrscheinlich im Verhalten, etwa bei der psychogenen Alopezie.

8. Allergietests

Bei Verdacht auf Neurodermitis – also eine allergische Reaktion auf Umweltallergene wie Pollen oder Hausstaubmilben – können Allergietests empfohlen werden.

9. Versuchsbehandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten

Manchmal verschreiben Tierärzte für einige Wochen eine entzündungshemmende Behandlung, zum Beispiel mit Kortikosteroiden. Wenn der Juckreiz durch eine allergische Reaktion wie Atopie (Allergien gegen Umweltallergene wie Pollen oder Hausstaubmilben) verursacht wird, bessert sich der Zustand der Katze. Liegt hingegen eine psychogene Alopezie vor, zeigt die Behandlung meist keine deutliche Wirkung.

Behandlung für Katzen, die sich Haare ausreißen

Behandlung gegen das Ausreißen von Haaren bei Katzen

Die Behandlung von Katzen, die sich die Haare ausreißen, richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache des Verhaltens.

Nach Abschluss der beschriebenen Untersuchungen wird Ihr Tierarzt zu einem von zwei Ergebnissen kommen, die jeweils einen unterschiedlichen Behandlungsweg erfordern.

  1. Wurde eine zugrunde liegende Ursache für den Juckreiz festgestellt, der das Haareausreißen verursacht, richtet sich die Behandlung darauf, diese Ursache zu bekämpfen – etwa durch Maßnahmen gegen Parasiten, Bakterien, Pilze oder Entzündungen.
  2. Sind hingegen alle möglichen Ursachen ausgeschlossen, bleibt als wahrscheinliche Diagnose die feline psychogene Dermatitis, die einen anderen Therapieansatz benötigt.

Was ist psychogene Alopezie bei Katzen?

Krank,Katze,Medikamente,Für,Krank,Pillen,Verschütten,Aus,Flasche

Psychogene Alopezie bei Katzen beschreibt einen Zustand, bei dem eine Katze sich die Haare ausreißt, ohne dass ein erkennbarer Grund dafür vorliegt. Einfach gesagt: Die Katze putzt sich übermäßig und reißt sich die Haare aus, weil sie es tut.

Bei gesunden Katzen ist die Fellpflege oft eine normale Reaktion auf Stress: Wenn eine Katze gestört wird, zieht sie sich häufig zurück, sucht sich einen ruhigen Ort und beginnt dann mit dem Putzen.

Man nimmt an, dass die Fellpflege in solchen Fällen zur Ausschüttung von Endorphinen führt, die der Katze ein Gefühl der Ruhe vermitteln. Ist die Katze überfordert, kann das zu übermäßiger Fellpflege werden – fast wie ein suchtartiges Verhalten durch den wiederholten Endorphin-Kick. Das führt dann zu Haareausreißen und kahlen Stellen.

Psychogene Alopezie tritt häufiger in Haushalten mit mehreren Katzen auf und betrifft besonders oft Hauskatzen sowie bestimmte Rassen wie Siam– und andere orientalische Katzen. Meist werden Haare am Unterbauch, im Leistenbereich und am Rücken oberhalb des Schwanzes ausgerissen. Auch andere Körperstellen, etwa die Vorderbeine, können betroffen sein.

Behandlung von psychogener Alopezie bei Katzen

Dieser Zustand entsteht, weil Katzen gestresst sind und sich übermäßig putzen, um damit umzugehen. Die Behandlung konzentriert sich deshalb darauf, Stress abzubauen und den betroffenen Katzen zu helfen, besser mit Stress zurechtzukommen.

1. Stress abbauen

  • Überprüfen Sie die Umgebung der Katze und erkennen sowie beseitigen Sie Stressfaktoren, zum Beispiel zu viele Katzen auf engem Raum, Konflikte zwischen den Tieren, ein neues Haustier, ein Baby oder Langeweile.
  • Gestalten Sie die Umgebung abwechslungsreicher, etwa durch mehr Interaktion mit Ihnen als Bezugsperson, verschiedene Spielzeuge oder Katzenbäume.
  • Ziehen Sie einen Katzenverhaltensforscher hinzu, der eine umfassende Analyse des Lebens und der Umgebung Ihrer Katze durchführen kann.

2. Helfen Sie der Katze, mit Stress umzugehen

  • Pheromonprodukte wie Feliway-Diffusoren können helfen, Ängste bei Katzen abzubauen.
  • Ihr Tierarzt könnte auch Medikamente wie Clomipramin oder Fluoxetin empfehlen – beides selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), die das Verhalten Ihrer Katze durch Veränderung ihrer Stressreaktion beeinflussen. Amitriptylin, ein trizyklisches Antidepressivum mit antihistaminischer Wirkung, wird ebenfalls manchmal eingesetzt. Alle diese Mittel sollten jedoch nur unter strenger tierärztlicher Aufsicht und mit Vorsicht angewendet werden, da unsachgemäße Verwendung Risiken birgt.

Übermäßiges Putzen kann dazu führen, dass eine Katze sich die Haare ausreißt, was Haarausfall und kahle Stellen verursacht. In solchen Fällen ist es wichtig, einen Tierarzt aufzusuchen, um die Ursache für das übermäßige Putzen zu klären und gezielt zu behandeln.

Avatar photo

Dr. Pete Wedderburn, DVM

Dr. Pete Wedderburn schloss 1985 sein Studium als Tierarzt in Edinburgh ab und betreibt seit 1991 seine eigene Haustierpraxis mit vier Tierärzten in der Grafschaft Wicklow, Irland. Pete ist als Medientierarzt bekannt und tritt regelmäßig im nationalen Fernsehen, Radio und in Zeitungen auf, darunter seit 2007 mit einer wöchentlichen Kolumne im Daily Telegraph. Auf seinen vielbeschäftigten Facebook-, Instagram- und Twitter-Seiten ist Pete als „Pete the Vet“ bekannt und veröffentlicht regelmäßig Informationen zu aktuellen Themen und echten Fällen aus seiner Klinik. Er schreibt auch einen regelmäßigen Blog unter www.petethevet.com. Sein neuestes Buch: „Pet Subjects“ wurde 2017 von Aurum Press veröffentlicht.