Wenn Sie nachts schon einmal aufgewacht sind und leuchtende Augen auf sich gerichtet gesehen haben, sind Sie vermutlich Katzenbesitzer. Katzen wirken oft geheimnisvoll und werden seit jeher mit dem Übernatürlichen assoziiert. Doch zumindest einige ihrer Besonderheiten lassen sich wissenschaftlich erklären.
Warum leuchten Katzenaugen im Dunkeln? Das liegt an einer reflektierenden Gewebeschicht namens Tapetum lucidum, die Katzen unterstützt, bei schwachem Licht besser zu sehen – besonders wenn sie auf der Jagd sind. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, warum Katzenaugen im Dunkeln so auffällig leuchten.
Wie leuchten Katzenaugen im Dunkeln?

Das Tapetum lucidum einer Katze – eine Struktur im Auge, die es Katzen ermöglicht, bei schwachem Licht gut zu sehen – lässt ihre Augen im Dunkeln leuchten.
Katzen und viele andere Haustiere haben im hinteren Bereich ihres Auges eine Gewebeschicht, das sogenannte Tapetum lucidum – lateinisch für „glänzende Schicht“. Diese reflektierende Oberfläche liegt hinter der Netzhaut, ganz hinten im Augapfel.
Ihre Aufgabe ist es, wie ein Spiegel zu funktionieren: Sie reflektiert Licht zurück zur Netzhaut, sodass die Fotorezeptorzellen dort eine zweite Chance bekommen, das Licht wahrzunehmen. Dabei wird allerdings nicht das gesamte reflektierte Licht absorbiert; ein Teil davon gelangt wieder durch die Netzhaut nach außen und sorgt so für das charakteristische „Leuchten“ der Katzenaugen.
Die Farbe des Leuchtens hängt von der Zusammensetzung der Tapetumschicht ab. Bei Katzen besteht sie aus einer Mischung von Riboflavin- und Zinkmolekülen, wobei insbesondere der Zinkanteil die Farbe des reflektierten Lichts beeinflusst. Meist leuchten Katzenaugen grün, aber das Spektrum reicht auch bis zu Blau- und Gelbtönen. Auch die Augenfarbe der Katze spielt eine Rolle: Albinos und Katzen mit blauen Augen zeigen oft einen Rote-Augen-Effekt.
Viele andere Tiere verfügen ebenfalls über ein Tapetum lucidum, darunter Hunde, Fische, Schafe und Kühe. Tiere wie Primaten und Schweine besitzen diese Schicht dagegen nicht. Das Vorhandensein dieser reflektierenden Schicht hängt eng mit der Fähigkeit zusammen, bei schlechten Lichtverhältnissen zu sehen. Bei tagaktiven Tieren ist dieses Merkmal deutlich seltener zu finden.
Warum haben Katzen ein Tapetum Lucidum?

Katzen müssen in der Lage sein, auch bei schwacher Beleuchtung zu sehen, da sie in der Morgen- und Abenddämmerung jagen, also zu Zeiten mit wenig Licht.
Das Sehvermögen von Katzen unterscheidet sich deutlich von unserem, vor allem wegen der unterschiedlichen Lebensweise und Nutzung dieses Sinnes. Menschen sind tagaktiv: Wir sind tagsüber aktiv und verbringen die Nacht in sicherer Geborgenheit im Schlaf.
Katzen dagegen sind dämmerungsaktiv: Sie sind vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung unterwegs, also zu Zeiten mit schwachem Licht. Als geschickte und aktive Jäger zielen sie oft auf kleine, nachtaktive Beutetiere, die genau dann aktiv sind, wenn das Licht gering ist. Dafür haben Katzen verschiedene Anpassungen entwickelt, darunter ein deutlich besseres Nachtsichtvermögen als wir Menschen.
Tatsächlich können Katzen Lichtstärken wahrnehmen, die bis zu sechsmal geringer sind als die, die wir Menschen sehen können. Das liegt unter anderem an der cleveren Tapetumschicht, die Menschen nicht haben. Außerdem besitzen Katzen große Pupillen und Hornhäute, wodurch mehr Licht ins Auge gelangt und die wichtigen Fotorezeptorzellen erreicht, die die Signale an den Sehnerv weiterleiten.
Ein weiterer Grund, warum Katzen bei wenig Licht so gut sehen, sind ihre Fotorezeptorzellen. Es gibt zwei Arten davon: Stäbchen und Zapfen. Zapfen sind zuständig für das Sehen bei helleren Lichtverhältnissen und die Farbwahrnehmung.
Stäbchen hingegen sind vor allem für das Sehen bei schwachem Licht und für das periphere Sehen zuständig. Katzen haben etwa fünfmal mehr Stäbchenzellen als Menschen, was ihr ausgezeichnetes Sehvermögen bei Dämmerung und Dunkelheit sowie ihre hohe Sensibilität für Bewegungen erklärt.
Außerdem haben Katzen noch einen weiteren Trick: Sie können mit ihren Augenmuskeln steuern, wie viel Licht ins Auge fällt. Bei hellem Licht ziehen sich ihre Pupillen zu schmalen Schlitzen zusammen und weiten sich wieder, wenn mehr Licht benötigt wird, um sich besser zurechtzufinden. Vielleicht haben Sie schon beobachtet, wie sich die Pupillen Ihrer Katze weiten, wenn sie spielt und sich auf ein Spielzeug stürzt – eine wertvolle Fähigkeit für die Jagd.
Können Katzen auch tagsüber sehen?

Katzen können ihre Pupillen erweitern, um mehr Licht hereinzulassen, oder sie bei sehr hellem Licht zu schmalen Schlitzen verengen.
Katzen sind hervorragend an das Sehen bei schwachem Licht angepasst, können sich aber auch tagsüber problemlos orientieren. Ihr praktisches Tapetum lucidum ist bei hellem Licht jedoch weniger hilfreich, da das reflektierte Licht die Bilder unscharf machen kann – fast so, als wären zu viele Spiegel in der Nähe.
Katzen verfügen über ein ausgezeichnetes peripheres Sehvermögen und sind sehr gut darin, Bewegungen zu verfolgen. Ihre Sehschärfe ist allerdings eher begrenzt – vermutlich können sie nur etwa bis zu sechs Meter scharf sehen. Außerdem ist ihr Farbsehen aufgrund einer geringeren Anzahl von Zapfen in den Augen deutlich schwächer als unseres.
Leuchten die Augen aller Katzen im Dunkeln?

Die Augen mancher Katzen leuchten heller als die anderer und können in verschiedenen Farben strahlen.
Alle Katzenarten besitzen ein Tapetum lucidum, die reflektierende Schicht, die für den typischen leuchtenden Augen-Effekt sorgt. Die Intensität dieses Glanzes kann jedoch unterschiedlich sein, weshalb einige Katzenrassen, etwa Siamkatzen, weniger auffällig leuchtende Augen haben als andere.
Wenn die Augen Ihrer Katze überhaupt nicht leuchten, könnte das auf ein Problem mit ihrem Sehvermögen hinweisen. Ursachen können Vitaminmangel, Katarakt, Glaukom, Tumore oder Bluthochdruck sein, die die Tapetumschicht schädigen oder die Sicht behindern. Aber keine Sorge: Das Augenleuchten ist oft nur unter bestimmten Bedingungen sichtbar, da das Licht in einem bestimmten Winkel auf die Augen treffen muss, damit das Leuchten auffällt.
Wenn Sie sich Sorgen um das Sehvermögen Ihrer Katze machen, bemerken, dass ihre Augen nicht mehr leuchten, oder andere Symptome wie tränende Augen, Rötungen, Schmerzen oder häufiges Reiben der Augen auftreten, sollten Sie unbedingt einen Tierarzt aufsuchen.
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