Haben Sie Ihre Hauskatze schon einmal mit einem Löwen oder einem Tiger verglichen? Auch wenn die zutrauliche Katze auf Ihrem Schoß ganz anders wirkt als ein imposanter Löwe auf einer Safari, gibt es dennoch erstaunliche Gemeinsamkeiten zwischen allen Mitgliedern der Katzenfamilie.
Werfen wir einen genaueren Blick auf die Verwandtschaft zwischen Hauskatzen und Großkatzen.
Die Evolution der Hauskatze
Alle Katzenarten – ob groß oder klein – teilen sich mehr als 95 % ihrer DNA. Sie stammen alle von einem gemeinsamen Vorfahren ab, der vor etwa 25 Millionen Jahren lebte, als sich die ersten Katzen entwickelten. Vor rund 10 Millionen Jahren begann sich die Familie der Felidae (Katzen) weiterzuentwickeln und spaltete sich in drei Hauptgattungen auf:
- Panthera (Löwen, Tiger, Leoparden, Schneeleoparden, Pumas und Jaguare)
- Acinonyx (der Gepard)
- Felis (alle übrigen „kleinen“ Katzen, etwa Rotluchse, Luchse – auch Dschungelkatzen genannt –, Pumas und Ozelots)
Unsere Hauskatze (Felis catus) entstand vermutlich vor etwa 10.000 Jahren – evolutionär betrachtet ein eher kurzer Zeitraum. Die DNA der Afrikanischen Wildkatze (Felis sylvestris lybica) stimmt nahezu vollständig mit der unserer heutigen Hauskatzen überein. Das macht sie zum Hauptvorfahren der domestizierten Katze.
Menschen leben seit Tausenden von Jahren mit Katzen zusammen. Dennoch gelten Hauskatzen auch heute noch als nur halbdomestiziert. Der Grund: Im Lauf der Zeit haben sie sich nur wenig verändert und sind weiterhin gut in der Lage, allein in freier Wildbahn zu überleben. Das zeigt sich bei verwilderten Hauskatzen, die erfolgreich jagen, sich fortpflanzen und ohne menschliche Hilfe auskommen.
Ein solches Modell der Domestizierung unterscheidet sich deutlich von dem anderer domestizierter Tierarten. Bei Hunden etwa wurde die Zucht vollständig vom Menschen gesteuert, um gezielt bestimmte Merkmale und Eigenschaften zu fördern. Haushunde weichen heute deutlich von ihren wilden Vorfahren ab – im Gegensatz zu Hauskatzen, die ihren wilden Verwandten nach wie vor erstaunlich ähnlich sind. Sie zeigen viele der gleichen Instinkte, Verhaltensweisen und körperlichen Merkmale, auch wenn sie heute zahmer sind und in einem völlig anderen Umfeld leben.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Katzen domestiziert haben, weil Wildkatzen ursprünglich von Getreidespeichern angezogen wurden, wo es viele Nagetiere zu jagen gab. Die zutraulicheren Tiere hielten sich näher an menschlichen Siedlungen auf – und so dürfte sich Zahmheit im Lauf der Zeit auf natürliche Weise durchgesetzt haben.
Ähnlichkeiten zwischen Hauskatzen und Großkatzen
1. Sie sind obligate Fleischfresser
Sowohl Hauskatzen als auch Großkatzen benötigen Fleisch in ihrer Ernährung, um gesund zu bleiben. Fehlt Fleisch, kann es zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen kommen – mit teils erheblichen gesundheitlichen Folgen.
2. Sie haben einen ähnlich geformten Körper
Obwohl Hauskatzen und Großkatzen stark in ihrer Größe variieren, haben sie alle einen kräftigen, muskulösen Körperbau und lange Schwänze, die ihnen beim Halten des Gleichgewichts helfen. Auch die Form von Schädel und Zähnen ist bei beiden sehr ähnlich. Diese Merkmale machen sie bestens geeignet für die Jagd auf Säugetiere und Vögel.
3. Sie markieren ihr Territorium mit Duftstoffen

Katzen markieren mit ihrem eigenen Geruch ihr Revier und warnen fremde Katzen, die ihr Revier betreten könnten.
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass Ihre Katze ihr Gesicht an Möbeln oder an den Wandkanten in Ihrer Wohnung reibt? Damit markiert sie ihr Revier – mit ihrem ganz persönlichen Duft. Großkatzen verhalten sich in freier Wildbahn ganz ähnlich und reiben sich zum Beispiel an Baumstämmen oder Felsen.
Hauskatzen wie auch Großkatzen markieren ihr Territorium außerdem durch Urin oder indem sie an bestimmten Stellen mit den Pfoten scharren, um dort ihren Geruch zu hinterlassen. Diese Duftmarkierungen signalisieren anderen Katzen in der Umgebung, dass das Revier bereits besetzt ist.
4. Sie sind Einzelgänger
Die meisten Mitglieder der Familie der Felidae – ob groß oder klein – sind stark territorial und bevorzugen ein Leben als Einzelgänger. Kontakt mit Artgenossen findet meist nur zur Paarung statt. Löwen bilden hier eine Ausnahme: Sie sind die einzigen Katzen, die in sozialen Familienverbänden leben, den sogenannten „Rudeln“.
5. Sie sind ausgezeichnete Jäger
Sowohl Hauskatzen als auch Großkatzen besitzen einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Für Großkatzen ist die Jagd eine überlebenswichtige Fähigkeit. Hauskatzen hingegen leben meist in dem Komfort, dass ihre Halter sie regelmäßig füttern – dennoch jagen viele von ihnen weiterhin Vögel oder Nagetiere, selbst wenn sie diese nicht fressen.
Auch im Spielverhalten zeigt sich der Jagdtrieb der Hauskatze: Sie pirscht sich an Spielzeug heran, lauert, springt und verfolgt es – ganz wie bei einer echten Jagd.
6. Sie haben einen hoch entwickelten Geruchssinn

Hauskatzen haben mit ihren Großkatzenvorfahren und den heutigen Großkatzen einen hervorragenden Geruchssinn gemeinsam.
Alle Katzen verfügen über einen Geruchssinn, der dem des Menschen deutlich überlegen ist. Sowohl Hauskatzen als auch Großkatzen besitzen ein kleines Organ am Gaumen – das sogenannte Vomeronasalorgan, auch Jacobson-Organ genannt. Damit können sie Pheromone wahrnehmen, also chemische Botenstoffe von anderen Katzen und Tieren.
Deshalb kommt es vor, dass Katzen mit geöffnetem Maul schnüffeln. Manchmal kräuseln sie dabei auch die Oberlippe, um möglichst viele Duftpartikel zum Vomeronasalorgan zu leiten. Diese Reaktion wird als Flehmen bezeichnet – eine Fähigkeit, die sowohl Haus- als auch Großkatzen zeigen.
7. Sie haben einziehbare Krallen (mit einer Ausnahme)
Der Gepard ist das einzige Mitglied der Katzenfamilie, das seine Krallen nicht einziehen kann. Sein wissenschaftlicher Gattungsname „Acinonyx“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „die Kralle nicht bewegen“.
Lustige Ähnlichkeiten zwischen Großkatzen und Hauskatzen
1. Sie alle mögen Kartons
Sie haben wahrscheinlich schon beobachtet, dass Ihre Katze leere Kisten liebt. Interessanterweise geht es Großkatzen wie Tigern und Löwen ganz ähnlich. In Zoos werden ihnen häufig große Kisten zur Verfügung gestellt, um ihre Gehege abwechslungsreicher zu gestalten und Langeweile vorzubeugen.
2. Auch Großkatzen mögen Katzenminze
Ist Ihre Katze ganz verrückt nach Spielzeug mit Katzenminze? Etwa 50–70 % der Hauskatzen reagieren empfindlich auf die Wirkung von Katzenminze – und das gilt nicht nur für unsere Stubentiger. Ein ähnlicher Anteil der Großkatzen zeigt ebenfalls eine deutliche Reaktion und verhält sich dabei ebenso euphorisch.
3. Sie alle kneten gerne
Man geht davon aus, dass Katzen das Kneten als Verhaltensweise aus ihrer Säugezeit beibehalten haben. Beim Saugen regt das Kneten der Zitzen der Mutter den Milchfluss an. Auch Großkatzen – ob jung oder erwachsen – zeigen dieses Verhalten.
4. Sie alle schlafen viel

Wenn Sie jemals in einen Zoo gehen und eine Großkatze sehen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie gerade ein schönes, langes Nickerchen macht.
Alle Katzen – ganz gleich, wie groß sie sind – schlafen ausgesprochen gern. Sowohl Hauskatzen als auch Großkatzen kommen im Schnitt auf 16 bis 20 Stunden Schlaf pro Tag. Das ist eine ganze Menge!
Unterschiede zwischen Hauskatzen und Großkatzen
1. Ihre Größe
Der wohl auffälligste Unterschied zwischen Hauskatzen und Großkatzen ist ihre Größe. Eine durchschnittliche Hauskatze wiegt etwa 3,5 Kilogramm, während eine Großkatze mehr als 90 Kilogramm auf die Waage bringen kann.
2. Ihre stimmlichen Fähigkeiten
Kleinere Katzen – darunter auch Wildkatzen wie Luchse und Ozelots – können schnurren, aber nicht brüllen. Großkatzen wie Löwen, Tiger und Leoparden hingegen brüllen, schnurren aber nicht. Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Anatomie ihres Rachens.
Bei Großkatzen sind die Zungenbeine im Kehlkopf – also im Stimmapparat – weich und flexibel, was ihnen das charakteristische Brüllen ermöglicht. Bei kleineren Katzen sind diese Knochen fester und unbeweglicher, wodurch sie vibrieren und das typische Schnurren erzeugen, das wir von unseren Hauskatzen kennen.
Eine Ausnahme stellt der Gepard dar: Er kann zwar nicht brüllen, wohl aber schnurren – und gibt zusätzlich ein hohes Zwitschern von sich, das innerhalb der Katzenfamilie einzigartig ist.
3. Die Form ihrer Pupillen
Kleinere Katzen – einschließlich unserer Hauskatze – besitzen Pupillen, die sich zu vertikalen Schlitzen verengen können. Große Katzen hingegen haben runde Pupillen. Dieser Unterschied hängt vermutlich mit den unterschiedlichen Lebensräumen und den jeweiligen Anforderungen an die Lichtaufnahme zusammen.
Hauskatzen und Großkatzen
Hauskatzen sind tatsächlich mit Großkatzen verwandt und teilen viele ihrer Verhaltensweisen und Eigenschaften. Trotz des deutlichen Größenunterschieds ähneln sie sich auch optisch erstaunlich. Wenn Sie das nächste Mal beobachten, wie Ihre Katze Beute oder Spielzeug jagt, stellen Sie sich einfach einen Löwen vor, der in der afrikanischen Savanne eine Antilope verfolgt.
Hauskatzen haben sich so entwickelt, dass sie gut mit Menschen zusammenleben können – gleichzeitig sind sie aber durchaus in der Lage, allein zu überleben. Das unterscheidet sie von anderen domestizierten Tierarten. In vielerlei Hinsicht ist die Hauskatze ihren wilden, größeren Verwandten immer noch sehr ähnlich.
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