Flehmen bei Katzen erklärt: So funktioniert ihr spezieller Geruchssinn

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Unsere geliebten Katzen zeigen mitunter seltsame Verhaltensweisen, die für uns oft schwer nachvollziehbar sind. Besonders irritierend kann es sein, wenn man zum ersten Mal beobachtet, wie die eigene Katze die sogenannte Flehmen-Reaktion zeigt.

Auch wenn es auf den ersten Blick so wirken mag, als würde Ihre Katze ein seltsames Gesicht machen, Grimassen schneiden oder vor Schmerz das Gesicht verziehen – tatsächlich steckt etwas ganz anderes dahinter: Sie nimmt spannende Gerüche oder Pheromone auf und leitet diese an eine spezielle Stelle im Gaumenbereich weiter – das sogenannte Vomeronasalorgan, auch Jacobson-Organ genannt. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die faszinierende Welt der Geruchswahrnehmung bei Katzen und erklären, was genau hinter der Flehmen-Reaktion steckt.

Wie sieht die Flehmen-Reaktion bei Katzen aus?

schwarz-weiße Katze verzieht das Gesicht

Die Flehmen-Reaktion wird aufgrund des Grimassen schneidenden Gesichtsausdrucks manchmal auch als „stinkendes Gesicht“ einer Katze bezeichnet.

Der Ausdruck „Flehmen-Reaktion“ leitet sich vermutlich von den deutschen Begriffen „flehmen“ und „flemmen“ ab, die so viel bedeuten wie „die oberen Zähne fletschen“ oder „boshaft blicken“. Bei Katzen sorgt diese Reaktion für einen auffälligen Gesichtsausdruck, der wie eine Grimasse oder ein spöttisches Grinsen wirkt. Sie heben dabei den Kopf leicht an, kräuseln die Oberlippe, zeigen die Vorderzähne und halten das Maul für einige Sekunden offen.

Welche anderen Namen hat die Flehmen-Antwort?

Für die Flehmen-Antwort werden noch zahlreiche andere Begriffe verwendet, darunter:

  • Flehming
  • Flehmen-Stellung
  • Flehmening
  • Flehmen-Reaktion
  • Flehmen verzieht das Gesicht oder grinst höhnisch
  • „Stinkendes Gesicht“

Haben andere Tiere eine Flehmen-Reaktion?

Raubkatze Flehmen Antwort

Auch die größeren Verwandten unserer Hauskatzen, wie Löwen und Tiger, zeigen dieses Verhalten.

Nicht nur Katzen zeigen die Flehmen-Reaktion. Auch bei anderen Tierarten lässt sich dieses Verhalten beobachten, darunter zum Beispiel:

  • Büffel
  • Pferd
  • Elefant
  • Nashorn
  • Lama
  • Ziege
  • Großkatzen wie Tiger und Löwen
  • Tapir
  • Giraffe
  • Igel

Was ist der Sinn der Cat-Flehmen-Antwort?

Katze und eine grüne Pflanze

Die Flehmen-Reaktion fördert die Aufwärtsbewegung von Duftstoffen zum Gaumen der Katze.

Hoffentlich sind Sie jetzt beruhigt: Das merkwürdige Gesicht, das Ihr Haustier gemacht hat, deutet auf kein ernstes Gesundheitsproblem hin. Aber was hat es mit der sogenannten Flehmen-Reaktion bei Katzen auf sich?

Katzen verfügen über einen beeindruckenden Geruchssinn, mit dem sie sich in ihrer Umgebung hervorragend orientieren können – sie haben über 200 Millionen Geruchsrezeptoren in der Nase, also rund 40-mal mehr als wir Menschen!

Neben ihrem regulären Geruchssinn (dem olfaktorischen System) besitzen sie außerdem ein spezielles Sinnesorgan: das sogenannte Vomeronasalorgan, auch bekannt als Jacobson-Organ.

Das Vomeronasalorgan findet sich bei Schlangen, Eidechsen und vielen Säugetieren – darunter auch bei Katzen und Schweinen. Es liegt eingebettet im Weichgewebe zwischen dem harten Gaumen und der Nasenscheidewand, nahe dem Pflugscharbein und den Nasenknochen (daher stammt auch der Name).

Bei der Flehmen-Reaktion werden Duftstoffe gezielt zur sogenannten Papilla incisiva geleitet – das ist eine kleine, fleischige Struktur, die Sie bei Katzen direkt hinter den oberen Schneidezähnen am Gaumen erkennen können. Über diese Papilla gelangen die Gerüche durch die Nasopalatinalgänge – welche Nase und Mundraum direkt miteinander verbinden – zum Vomeronasalorgan.

Welche Funktion hat das Vomeronasalorgan?

Das Vomeronasalorgan verarbeitet Pheromone – chemische Botschaften, die Katzen bei der Kommunikation helfen.

Das Vomeronasalorgan ergänzt den normalen Geruchssinn, indem es chemische Verbindungen wahrnimmt und sensorische Signale an das Gehirn weiterleitet. Katzen setzen es vor allem dafür ein, Pheromone zu erkennen. Pheromone sind spezielle Botenstoffe, die von Katzen abgesondert und von anderen Katzen erkannt werden – sie lösen bestimmte Verhaltensweisen aus.

Diese Pheromone stammen aus verschiedenen Drüsen, die über den ganzen Körper verteilt sind, und finden sich auch in Urin, Kot und Speichel. Wenn sich Katzen an Gegenständen – oder auch an uns – reiben, geben sie über diese Duftdrüsen Pheromone ab. Besonders viele dieser Drüsen sitzen an Wangen, Kinn, Lippen, Pfoten und im Analbereich.

Katzen nutzen Pheromone als Duftsignale, um:

  • ihr Revier zu markieren,
  • andere Katzen zu identifizieren und einzuschätzen, ob sie „freundlich“ sind – und um Bindungen zu stärken,
  • Sexualpartner und Paarungsbereitschaft zu erkennen (Kater reiben ein bestimmtes Gesichtspheromon an Gegenstände in der Nähe von Kätzinnen, um ihre Chancen auf eine Partnerin zu erhöhen),
  • die Bindung zwischen Mutterkatze und ihren Jungen aufzubauen,
  • sich selbst zu beruhigen und zu entspannen,
  • Stress oder Angst zu signalisieren,
  • sich besser in ihrer Umgebung zurechtzufinden.

Lesen Sie auch: Was sind Katzenpheromone und wirken sie wirklich?

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Dr. Louise Barnes MRCVS

Louise verbrachte die ersten Jahre nach ihrem Abschluss in Lancashire, wo sie Nutztiere und Haustiere behandelte. Nach ihrem Umzug nach Cambridgeshire arbeitete sie in einem Krankenhaus, wo sie sich um Kleintiere kümmerte und sich besonders auf Dermatologie konzentrierte. Louise arbeitet derzeit als Vertretungsärztin und schreibt Verhaltens- und Ernährungsartikel für Cats.com.