Anaphylaxie bei Katzen: Ursachen, Symptome und mögliche Behandlungsansätze

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Katze saß keuchend im hohen Gras

Sari ONeal / Shutterstock.com

Anaphylaxie, auch als akute systemische Anaphylaxie bekannt, ist eine ausgeprägte Überreaktion des Immunsystems, die dem Körper nicht hilft, sondern ihm schadet. Diese übermäßige Immunantwort kann in milder Form auftreten und nur bestimmte Körperbereiche betreffen (allergische Reaktion) oder in schwerer Ausprägung den gesamten Organismus einbeziehen (Anaphylaxie).

Allergische Reaktionen, die den ganzen Körper betreffen (Anaphylaxie), stellen einen lebensbedrohlichen medizinischen Notfall dar. Die zugrunde liegende Pathophysiologie ist komplex: IgE-Antikörper im Immunsystem der Katze führen zur massiven Freisetzung von Abwehrzellen (weiße Blutkörperchen) in den Blutkreislauf, begleitet von hohen Mengen entzündungsfördernder Substanzen wie Histamin.

Auch wenn Anaphylaxie bei Katzen selten auftritt, kann sie extrem schwerwiegend, plötzlich und gefährlich verlaufen. Daher ist es für Katzenhalter besonders wichtig, die Anzeichen zu erkennen, um im Ernstfall schnell lebensrettende Maßnahmen einleiten zu können.

Ursachen der Anaphylaxie

Lokale allergische Reaktionen (Überempfindlichkeitsreaktionen) kommen bei Katzen relativ häufig vor. Sie betreffen in der Regel nur die Haut und äußern sich durch Rötungen, Juckreiz, Urtikaria (Nesselausschlag, ähnlich wie bei Brennnesselkontakt) und Schwellungen unter der Haut. Auslöser solcher Reaktionen können unter anderem bestimmte Nahrungsmittel, Insektenstiche, Impfungen oder bestimmte Medikamente sein.

In seltenen Fällen kann eine lokale allergische Reaktion ein Frühzeichen für eine schwerere anaphylaktische Reaktion sein. Eine Anaphylaxie kann durch den Kontakt mit verschiedensten Allergenen ausgelöst werden – sei es über die Nahrung, durch Einatmen, eine Injektion (z. B. Impfung) oder sogar durch Hautkontakt, etwa bei einem Insekten- oder Bienenstich.

Es gibt eine Vielzahl möglicher Auslöser für eine Anaphylaxie: Grundsätzlich kann jedes Protein, das mit dem Körper in Kontakt kommt, eine solche Reaktion hervorrufen. Ein bekanntes Beispiel aus der Humanmedizin ist die Erdnussallergie – selbst kleinste Mengen, ob über die Nahrung, die Haut oder eingeatmet, können bei betroffenen Menschen eine schwere Reaktion auslösen. Dasselbe Prinzip gilt auch für Katzen.

Das Schwierige dabei: In der Regel gibt es keine Vorwarnung, dass eine solche Reaktion eintreten könnte. Meistens tritt die Anaphylaxie plötzlich und unerwartet auf – und kann lebensbedrohlich sein. Das macht den Umgang mit dieser Reaktion besonders herausfordernd.

Beispiele für Substanzen, die bei Katzen nachweislich eine Anaphylaxie auslösen können, sind:

  • Insektenstiche oder -bisse
  • Impfstoffe
  • Medikamente, einschließlich Antibiotika oder Narkosemittel
  • Gifte (z. B. durch Bienen-, Wespen- oder Schlangenbisse, giftige Spinnen sowie bestimmte tropische Fische oder andere Reptilien)
  • Umweltallergene wie Staub, Schimmel, Pollen oder Tierhautschuppen
  • Eiweißhaltige Bestandteile in der Nahrung (z. B. Fisch, Milchprodukte oder Weizen)
  • Speichel von Flöhen oder anderen Tieren
  • Bestimmte Chemikalien wie Reinigungsmittel oder Pestizide

Symptome einer Anaphylaxie

Die Symptome einer akuten systemischen Anaphylaxie bei Katzen können unterschiedlich ausfallen, doch typischerweise treten folgende Anzeichen auf:

  • Hecheln und Atemnot (Dyspnoe)
  • Zyanose (bläulich verfärbtes Zahnfleisch)
  • Erbrechen und Durchfall
  • Übermäßiger Speichelfluss
  • Schwellungen im Gesicht oder an den Gliedmaßen
  • Koordinationsstörungen
  • Kollaps
  • Harnabgang
  • Tachykardie (beschleunigter Herzschlag)

Diese Symptome entwickeln sich in der Regel sehr rasch und sind oft heftig ausgeprägt. Katzen mit solchen Anzeichen müssen umgehend tierärztlich versorgt werden.

Diagnose einer Anaphylaxie

Zwei Tierärzte bereiten eine Katze für Röntgenaufnahmen vor

Eine Röntgenuntersuchung kann dabei helfen, andere mögliche Ursachen für die Symptome einer Anaphylaxie auszuschließen. Maria Sbytova / Shutterstock.com

Wenn Sie eine Katze mit möglichen Anzeichen einer Anaphylaxie zum Tierarzt bringen, werden in der Regel bestimmte Maßnahmen eingeleitet. Dabei ist es sehr wahrscheinlich, dass die Behandlung sofort beginnt – noch während Untersuchung und Diagnose parallel erfolgen.

1. Detaillierte Anamnese

Ihr Tierarzt wird den allgemeinen Gesundheitszustand Ihrer Katze sowie alle relevanten Aspekte der Krankengeschichte mit Ihnen besprechen. Dazu gehört auch, ob Ihre Katze ein Freigänger oder eine Wohnungskatze ist. Es ist wichtig, jeglichen möglichen Kontakt mit potenziellen Auslösern zu erwähnen – darunter kürzlich durchgeführte Impfungen, Flohbehandlungen, der Kontakt mit Gartenchemikalien, Pflanzen, Medikamenten, Haushaltsmitteln oder bestimmten Nahrungsmitteln.

2. Körperliche Untersuchung

Ihr Tierarzt wird Ihre Katze gründlich untersuchen, den Puls kontrollieren sowie Herz und Lunge mit dem Stethoskop abhören. Der gesamte Körper wird abgetastet, um eventuelle Schwellungen oder Auffälligkeiten festzustellen. Außerdem wird mit einem Thermometer geprüft, ob die Körpertemperatur Ihrer Katze im Normalbereich liegt.

3. Routinemäßige Labortests

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ihr Tierarzt Blutuntersuchungen wie ein vollständiges Blutbild (Hämatologie) und ein biochemisches Profil durchführen wird. Diese Tests helfen nicht nur dabei, andere mögliche Ursachen der Symptome auszuschließen, sondern können auch Auffälligkeiten wie erhöhte Mastzell- oder Basophilenwerte zeigen, die auf eine Anaphylaxie hinweisen können.

Zusätzlich können Tests auf schwerwiegende Viruserkrankungen wie FeLV (Felines Leukämievirus) und FIV (Felines Immundefizienz-Virus) durchgeführt werden, da diese das Immunsystem Ihrer Katze schwächen und Komplikationen begünstigen können. Auch eine Urinuntersuchung kann ergänzend sinnvoll sein.

4. Diagnostische Bildgebung

Röntgenaufnahmen können angefertigt werden, und auch Ultraschalluntersuchungen kommen zum Einsatz, um andere mögliche Ursachen der Krankheitssymptome auszuschließen und Hinweise zu finden, die eine Anaphylaxie unterstützen. In seltenen Fällen können weiterführende bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) erforderlich sein, wenn eine besonders detaillierte Beurteilung bestimmter Körperregionen notwendig ist.

Behandlung einer Anaphylaxie

Einer Siamkatze wird über eine Gesichtsmaske Sauerstoff zugeführt

Die Gabe von Sauerstoff, zum Beispiel über eine Gesichtsmaske, kann ein entscheidender Bestandteil der Behandlung einer Anaphylaxie sein. Wasana Wongpurananont / Shutterstock.com

Die Behandlung einer Anaphylaxie zielt in erster Linie darauf ab, die übermäßige Immunreaktion zu unterdrücken und gleichzeitig den Körper Ihrer Katze mit unterstützenden Maßnahmen zu stabilisieren, um die Folgen dieser Reaktion zu bewältigen.

Zu den gängigen Behandlungsmaßnahmen zählen:

  • Medikamente: Um die übermäßige Immunreaktion zu stoppen, kommen Wirkstoffe wie Epinephrin (Adrenalin), Antihistaminika und entzündungshemmende Mittel wie Kortikosteroide zum Einsatz.
  • Sauerstoff: Sauerstoff wird über eine Gesichtsmaske oder eine Nasensonde verabreicht, um die Atmung der Katze zu unterstützen.
  • Intravenöse Flüssigkeiten: Diese helfen, einen zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) auszugleichen und den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren.
  • Bronchodilatatoren: Atemwegserweiternde Medikamente wie Aminophyllin können injiziert oder Albuterol über eine Inhalationsmaske verabreicht werden, um die Atmung zu erleichtern.

Ihre Katze muss diese Medikamente möglicherweise mehrfach erhalten, bis die Symptome der Anaphylaxie vollständig abklingen. In einigen Fällen ist ein mehrtägiger stationärer Aufenthalt in der Tierklinik erforderlich, bis sich die Katze vollständig erholt hat.

Prognose

Die Prognose bei Anaphylaxie hängt maßgeblich von der Schwere der Reaktion, der Schnelligkeit der eingeleiteten Behandlung und dem Ansprechen auf die therapeutischen Maßnahmen ab.

Nach der Genesung ist es entscheidend, mögliche Auslöser so gut wie möglich zu identifizieren und zu vermeiden, um künftige Anfälle zu verhindern.

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  6. Moore GE, DeSantis-Kerr AC, Guptill LF, Glickman NW, Lewis HB, Glickman LT2007. Unerwünschte Ereignisse nach Impfstoffverabreichung bei Katzen: 2.560 Fälle (2002–2005). J. Am. Vet. Med. Assoc. 231: 94–100. doi: 10.2460/javma.231.1.94

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Dr. Pete Wedderburn, DVM

Dr. Pete Wedderburn schloss 1985 sein Studium als Tierarzt in Edinburgh ab und betreibt seit 1991 seine eigene Haustierpraxis mit vier Tierärzten in der Grafschaft Wicklow, Irland. Pete ist als Medientierarzt bekannt und tritt regelmäßig im nationalen Fernsehen, Radio und in Zeitungen auf, darunter seit 2007 mit einer wöchentlichen Kolumne im Daily Telegraph. Auf seinen vielbeschäftigten Facebook-, Instagram- und Twitter-Seiten ist Pete als „Pete the Vet“ bekannt und veröffentlicht regelmäßig Informationen zu aktuellen Themen und echten Fällen aus seiner Klinik. Er schreibt auch einen regelmäßigen Blog unter www.petethevet.com. Sein neuestes Buch: „Pet Subjects“ wurde 2017 von Aurum Press veröffentlicht.