Stellen Sie sich vor: Sie haben gerade ein neues, vierbeiniges Familienmitglied adoptiert. Voller Vorfreude fahren Sie gemeinsam nach Hause, während Ihr neuer Begleiter neben Ihnen in der Transportbox sitzt.
Als Sie endlich zuhause ankommen, wartet bereits die ganze Familie gespannt darauf, dass Sie die Tür der Transportbox öffnen. Doch während Sie alle lächelnd bereitstehen, um Ihre neue Katze mit ein paar liebevollen Kuscheleinheiten willkommen zu heißen, passiert – nichts.
Sie werfen einen Blick hinein und stellen fest, dass Ihr neues Kätzchen ganz hinten in der Transportbox kauert und keinerlei Anzeichen macht, sich der Begrüßungsparty anzuschließen. Als Sie vorsichtig nach ihm greifen, flitzt es blitzschnell an Ihnen vorbei und zieht sich an eine schwer erreichbare Stelle unter dem Sofa zurück, wo es die nächsten vier Stunden regungslos verharrt.
Enttäuschend, nicht wahr? Wenn Sie eine schüchterne Katze haben, kommt Ihnen das vielleicht bekannt vor! Viele Katzen reagieren nervös oder ängstlich, besonders wenn sie sich in einer ungewohnten oder unangenehmen Situation befinden. Doch bleibt eine schüchterne Katze wirklich für immer schüchtern? Und was können Sie tun, damit sich Ihre Katze sicherer und wohler fühlt?
Verhalten ängstlicher Katzen
Verängstigte Katzen können manchmal desinteressiert, distanziert oder sogar wütend erscheinen. Dabei ist es wichtig, sich klarzumachen: Sie sind nicht unhöflich – sie haben schlichtweg Angst. Mit dem richtigen Umgang können Sie dennoch eine vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufbauen. Woran erkennen Sie also, dass Ihre Katze Angst hat?
Erstens verstecken sie sich und ziehen sich vor Menschen, Tieren oder anderen hektischen Situationen zurück. Möglicherweise ignorieren sie Sie auch, wenn Sie sie rufen, und laufen weg, sobald Sie sich ihnen nähern. Fühlen sie sich beunruhigt oder bedroht, kann es sein, dass sie fauchen oder knurren, sobald sich jemand oder etwas nähert.
Auch die Körpersprache Ihrer Katze kann Ihnen wertvolle Hinweise geben. Wenn sie ihre Ohren zurücklegt, die Zähne zeigt, den Schwanz aufplustert oder geweitete Pupillen hat, bedeutet dies meist, dass sie Angst hat und lieber allein gelassen werden möchte. Apropos Schwanz: Eine verängstigte Katze kann diesen nicht nur aufplustern, sondern auch wild hin und her schlagen. Wenn die wahrgenommene Gefahr zu nahe kommt, könnte sie sogar mit ihren Pfoten danach schlagen.
Warum hat meine Katze vor allem Angst?
Manchmal wirkt es tatsächlich so, als hätte Ihre Katze vor allem Möglichen Angst – von lauten Geräuschen über fremde Menschen bis hin zur Nachbarskatze. Manche dieser Ängste sind durchaus nachvollziehbar: Wer möchte schon vom örtlichen Katzen-Rüpel angegriffen werden?
Andererseits kann die Angst Ihrer Katze manchmal zu einem echten Problem werden, das ihre Lebensqualität beeinträchtigt. Wenn sie sich beispielsweise jedes Mal für mehrere Tage versteckt, sobald Ihre Lebensmittel geliefert werden, könnte dies weiteren stressbedingten Beschwerden wie einer Blasenentzündung oder übermäßigem Putzen Vorschub leisten. In solchen Fällen kann es nötig sein, dass Sie aktiv eingreifen.
Wie beruhigt man eine verängstigte Katze?
Wenn Ihre Katze sehr ängstlich ist, sollten Sie zuerst versuchen, den Grund dafür zu finden. Falls die Ursache klar erkennbar ist – etwa ein lautes Küchengerät oder ein Hund, der zu Besuch kommt – beseitigen oder minimieren Sie den Auslöser nach Möglichkeit.
Falls Sie nicht sicher sind, warum Ihre Katze Angst hat, oder wenn der Auslöser nicht kontrollierbar ist – wie beispielsweise Feuerwerk –, können andere Beruhigungsmaßnahmen hilfreich sein. Beruhigungs- und angstlösende Mittel können in solchen Situationen sehr wirksam sein, etwa in Form von Steckdosenverneblern, Sprays oder Nahrungsergänzungsmitteln zum Einnehmen.
Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, wenn Sie unsicher sind, welches Produkt für Ihre Katze am besten geeignet ist.
8 Möglichkeiten, Ihrer schüchternen Katze zu mehr Selbstvertrauen zu verhelfen
Wenn Ihre Katze besonders ängstlich ist, können Sie folgende Schritte ausprobieren:
1. Gehen Sie es gelassen an

Sprechen Sie leise und beruhigend mit Ihrer verängstigten Katze und streicheln Sie sie sanft, sofern sie es zulässt.
Egal wie sehr Sie sich bemühen, eine ängstliche Katze lässt sich nicht von heute auf morgen beruhigen. Wenn Sie sie drängen oder zum Umdenken zwingen, gewinnen Sie nicht ihr Vertrauen und kommen nicht weiter. Gehen Sie stattdessen in kleinen, behutsamen Schritten vor und vermeiden Sie es, ihre Komfortzone zu überschreiten.
Wenn Sie erreichen möchten, dass Ihre Katze auf einen bestimmten Reiz nicht mehr reagiert, können Sie eine gezielte, kontrollierte Konfrontation durchführen. Setzen Sie sie dem auslösenden Reiz jedoch nur in kleinen Schritten aus und brechen Sie sofort ab, sobald Ihre Katze Stressanzeichen zeigt.
2. Positive Verstärkung einsetzen
Vielleicht bemerken Sie, dass selbst die verfressensten Katzen bei Angst kein Interesse an Leckerlis zeigen. Nähern Sie sich ihnen jedoch langsam, ruhig und leise, gelingt es Ihnen mit der Zeit, näher an sie heranzukommen.
Wenn Sie sehen, dass Ihre Katze sich in Ihrer Nähe zunehmend wohler fühlt, belohnen Sie sie mit einem Leckerli. Sobald sie entspannt bleibt, können Sie vorsichtig zu sanften Streicheleinheiten übergehen – etwa ein zartes Kitzeln unter dem Kinn oder hinter dem Ohr. Mit der Zeit werden Leckerlis und Streicheln als Belohnung wahrgenommen, je nachdem, ob Ihre Katze lieber Futter oder Zuwendung mag!
3. Achten Sie auf ihre Körpersprache
Ihre Bindung vertieft sich, wenn Sie die Körpersprache Ihrer Katze richtig deuten. Legt sie die Ohren an, zuckt der Schwanz oder kauert sie sich schützend zusammen, signalisiert sie damit meist, dass sie in Ruhe gelassen werden möchte.
Wenn sie dagegen die Ohren nach vorn richtet und schnurrt oder zwitschert, lädt sie Sie vermutlich ein, sich zu ihr zu gesellen. Denken Sie daran: Es geht nicht nur darum, ihre Körpersprache zu verstehen, sondern auch ihre Signale zu respektieren und ihnen zu folgen.
4. Richten Sie einen sicheren Rückzugsort ein
Ihrer Katze einen Rückzugsort anzubieten, wenn sie ängstlich ist, mag zunächst widersprüchlich erscheinen. Wird sie dadurch nicht erst recht zum Verstecken ermutigt? Tatsächlich hilft es Ihrer Katze jedoch, wenn sie einen Platz hat, der ihr absolute Sicherheit vermittelt. Dies stärkt ihr Selbstvertrauen, da sie weiß, dass sie sich jederzeit dorthin zurückziehen kann.
Der Rückzugsort sollte in einem ruhigen Bereich Ihrer Wohnung eingerichtet sein, idealerweise etwas erhöht, damit Ihre Katze die Umgebung gut im Blick behalten kann. Zudem kann es helfen, den Platz mit einer gemütlichen Decke auszustatten und unterstützend Pheromone oder spezielle Beruhigungssprays einzusetzen.
5. Unternehmen Sie Aktivitäten, die Ihnen Freude machen

Finden Sie heraus, welche Vorlieben und Abneigungen Ihre Katze hat, um positiv mit ihr zu interagieren.
Wenn Sie Ihre Katze dazu ermutigen möchten, mehr aus sich herauszukommen, sollten Sie sie nicht zu etwas drängen, das nicht ihrer Art entspricht. Kuschelt sie nicht gern, heben Sie sie nicht hoch; interessiert sie sich nicht für das neue Katzenspielzeug, wedeln Sie nicht damit vor ihrer Nase.
Wenn Sie auf eine Weise mit ihr interagieren, die ihr gefällt, wird sie beginnen, Ihnen zu vertrauen und positive Gefühle mit Ihnen zu verbinden. Mit der Zeit stärkt das ihr Selbstvertrauen.
6. Stressauslöser beseitigen
Wenn Ihre Katze ängstlich ist, sollten Sie alle möglichen Stressauslöser in ihrer Umgebung beseitigen. Auch wenn Sie den Auslöser nicht vollständig kontrollieren können, lässt sich dennoch eine angenehmere Atmosphäre schaffen.
Bleiben Sie dabei ruhig und leise, reduzieren Sie die Fernsehlautstärke und vermeiden Sie laute Stimmen oder plötzliche, hektische Bewegungen.
7. Beruhigende Maßnahmen einsetzen
Angstlösende Medikamente und Beruhigungsmittel können sehr effektiv sein, vor allem in Kombination mit anderen Maßnahmen, die das Selbstvertrauen Ihrer Katze stärken.
Ein Pheromon- oder Beruhigungsdiffusor im Raum, in dem sie sich am häufigsten aufhält, oder ein Spray in ihrem Rückzugsort kann dazu beitragen, dass sie ruhiger und selbstsicherer wird.
8. Ziehen Sie bei Bedarf professionelle Hilfe hinzu.

Sollten Sie bei Ihrer ängstlichen Katze keine Fortschritte feststellen, ziehen Sie Ihren Tierarzt oder einen zertifizierten Katzenverhaltensforscher hinzu.
Manche Angstzustände bei Katzen sind so stark, dass sie die Lebensqualität Ihrer Katze und möglicherweise auch Ihre eigene beeinträchtigen. Wenn Sie und Ihr Katzengefährte unter anhaltendem Stress oder Schüchternheit leiden, ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Tierärzte und zertifizierte Katzenverhaltensforscher können Ihnen mit fundiertem Rat und praktischer Unterstützung zur Seite stehen – und bei Bedarf auch medikamentöse Maßnahmen empfehlen.
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