Tramadol ist ein häufig verwendetes opioides Schmerzmittel für Katzen. In diesem Artikel erfährst du, wie Tramadol wirkt, worauf bei möglichen Nebenwirkungen zu achten ist und welche häufigen Fragen dazu gestellt werden.
Tramadol für Katzen Übersicht
Über Tramadol für Katzen

Tramadol ist von der FDA nicht für Katzen zugelassen, wird jedoch häufig von Tierärzten außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete verschrieben.
Tramadol ist ein opioides Schmerzmittel. Opioide gehören zur Gruppe der Analgetika – also Medikamente, die Schmerzen lindern, indem sie sich an bestimmte Rezeptoren im Körper binden. Im Körper gibt es verschiedene Typen von Opioidrezeptoren. Tramadol wirkt vor allem über den sogenannten μ-Rezeptor und sorgt so für eine Schmerzlinderung.
Außerdem beeinflusst Tramadol leicht die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin und verstärkt damit zusätzlich seine Wirkung.
In den USA zählt Tramadol zu den kontrollierten Substanzen der Kategorie IV. Das bedeutet, dass Tierärztinnen und Tierärzte Tramadol nur unter bestimmten Voraussetzungen verschreiben dürfen – zum Beispiel abhängig davon, wann das Tier zuletzt untersucht wurde oder ob besondere Umstände vorliegen.
Auch wenn Tramadol schon seit vielen Jahren in der Tiermedizin eingesetzt wird, ist es in den USA nicht offiziell von der FDA für die Anwendung bei Hunden oder Katzen zugelassen. Wird es dennoch verschrieben, geschieht das „off-label“ – also außerhalb des offiziell genehmigten Anwendungsbereichs. In der Tiermedizin ist das allerdings ein gängiges Vorgehen.
Welche Wirkung hat Tramadol bei Katzen?

Tramadol kann bei Schmerzen von Katzen eingesetzt werden, ist jedoch oft nicht die erste Wahl für den verschreibenden Tierarzt.
Tramadol kann bei akuten ebenso wie bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden. Bei akuten Beschwerden kann es innerhalb von ein bis zwei Stunden zu einer spürbaren Linderung führen. Bei chronischen Schmerzen, etwa bei Gelenkarthrose, deutet einiges darauf hin, dass es bis zu zwei Wochen dauern kann, bis die volle Wirkung erreicht ist.
Interessanterweise zeigen neuere Erkenntnisse, dass Tramadol bei Hunden nur eine eher schwache Schmerzlinderung bewirkt. Katzen reagieren hingegen deutlich sensibler darauf – bei ihnen scheint die schmerzstillende Wirkung ausgeprägter zu sein.
Auch wenn Katzen stärker auf Tramadol ansprechen als Hunde, gibt es dennoch Schmerzmittel, die in bestimmten Situationen besser geeignet sein können. Buprenorphin zum Beispiel wirkt oft schneller schmerzlindernd. Gabapentin hingegen kann eine ausgeprägtere beruhigende und sedierende Wirkung zeigen.
Nebenwirkungen von Tramadol bei Katzen

Nebenwirkungen und Komplikationen von Tramadol sind vielfältig, und eine sichere Dosierung sollte ausschließlich von einem Tierarzt festgelegt werden.
Da Tramadol bei Katzen nicht allzu häufig zum Einsatz kommt, gibt es nur begrenzte Erkenntnisse darüber, wie stark mögliche Nebenwirkungen bei Kätzchen ausfallen können.
Zu den am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen bei Katzen zählen Übelkeit, Erbrechen, eine sedierende Wirkung, erweiterte Pupillen (Mydriasis) sowie Veränderungen im Verhalten.
Die beobachteten Verhaltensänderungen reichen von Euphorie bis hin zu Dysphorie. Euphorische Katzen wirken oft übermäßig anhänglich und aufmerksam oder zeigen plötzlich mehr Energie. Dysphorische Katzen hingegen können verwirrt, unausgeglichen oder lauter als gewöhnlich wirken.
Tramadol kann außerdem zu Verstopfung führen. Deshalb ist Vorsicht geboten, wenn deine Katze bereits zu festem oder hartem Stuhl neigt.
Viele Katzen empfinden handelsübliche Tramadol-Tabletten als ungenießbar. Das kann dazu führen, dass sie das Medikament wieder ausspucken, stark sabbern oder bei späteren Einnahmeversuchen ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten zeigen.
Überdosierungen kommen zwar selten vor, sind aber dokumentiert. Typische Anzeichen für eine Tramadol-Vergiftung sind das plötzliche Auftreten der bereits genannten Nebenwirkungen. Dazu zählen unter anderem erweiterte Pupillen, übermäßiger Speichelfluss, starke Müdigkeit, Probleme mit Gleichgewicht und Koordination, ein beschleunigter Herzschlag sowie Erbrechen.
Weil Tramadol die Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin hemmen kann, besteht bei sehr hohen Dosierungen das Risiko eines sogenannten Serotoninsyndroms. Dieser Zustand entsteht, wenn sich im Körper zu viel Serotonin anstaut.
Das Serotoninsyndrom kann sich durch verschiedene Symptome äußern, die unterschiedliche Körpersysteme betreffen. Dazu gehören Unruhe und Nervosität, übermäßiges Miauen, Verwirrtheit, Krampfanfälle, Erbrechen und Durchfall, starkes Sabbern, ein erhöhter Puls, Fieber sowie schnelle Atmung.
Das Auftreten eines Serotoninsyndroms bei Katzen ist eher selten – es kommt in der Regel nur bei höheren Dosierungen oder in Kombination mit anderen Medikamenten vor, die ebenfalls die Wiederaufnahme von Serotonin hemmen. In solchen Fällen spricht man von einem additiven Effekt.
Die Dosierungsempfehlungen für Katzen können stark variieren. Beobachtungen zeigen jedoch, dass entsprechende Nebenwirkungen vor allem bei älteren Katzen auftreten – und zwar bei Dosen über 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (etwa 1 Milligramm pro Pfund).
Bei der Anwendung von Tramadol kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Besonders wichtig ist, dass bestimmte Wirkstoffe das Risiko für ein Serotoninsyndrom erhöhen können, wenn sie gemeinsam mit Tramadol verabreicht werden. Dazu zählen unter anderem (aber nicht ausschließlich):
- Mirtazapin
- Trazodon
- Diphenhydramin
- Hydroxyzin
- Ketoconazol
- Alprazolam und Diazepam
- Gabapentin
- Levetiracetam (Keppra)
- Buprenorphin
- Phenobarbital
- S-Adenosylmethionin (SAMe)
- Fluoxetin
- Amitriptylin
Bei Katzen, die den Appetitanreger Cyproheptadin erhalten, kann die Wirksamkeit von Tramadol eingeschränkt sein.
Wichtig zu wissen: Da Katzen Paracetamol nicht abbauen können und es für sie giftig ist, darf das Kombinationspräparat Ultracet – das sowohl Tramadol als auch Paracetamol enthält – unter keinen Umständen bei Katzen angewendet werden.
Wenn du den Verdacht hast, dass deine Katze Nebenwirkungen durch Tramadol zeigt oder es zu einer Überdosierung gekommen sein könnte, wende dich sofort an deine Tierärztin oder deinen Tierarzt. Du kannst dich auch an das ASPCA Animal Poison Control Center (1-888-426-4435) oder die Pet Poison Helpline (1-855-764-7661) wenden, um weitere Unterstützung zu erhalten.
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Tramadol für Katzen Dosierung

Die genaue Dosierung von Tramadol für Katzen kann am besten von einem Tierarzt festgelegt werden.
Die Dosierung von Tramadol bei Katzen kann stark schwanken und sollte immer nur nach Rücksprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt erfolgen.
Den meisten Katzen sollte nicht mehr als ein Viertel einer handelsüblichen 50-mg-Tablette gegeben werden – das entspricht etwa 12,5 mg. Studien an Katzen haben gezeigt, dass bereits bei einer Dosis von 2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht (also etwa 1 Milligramm pro Pfund) erste Anzeichen einer Überdosierung auftreten können.
Zum Vergleich: Wenn eine durchschnittlich schwere Katze mit etwa 4,5 bis 5,5 Kilogramm eine ganze 50-mg-Tramadol-Tablette bekommt, entspricht das etwa dem 2,5-Fachen der Dosis, die von vielen Fachleuten als sichere Obergrenze angesehen wird.
Das macht deutlich, wie wichtig es ist, Katzen keine für Menschen bestimmten Medikamente zu geben, die man vielleicht noch im Haus hat – zumindest nicht ohne vorherige Rücksprache mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt. Auch wenn deine Katze Schmerzen hat und du ihr etwas Gutes tun möchtest: Ohne fachlichen Rat kann das mehr schaden als helfen.
Um eine genaue und für deine Katze sichere Dosierung zu ermöglichen, kann es sein, dass deine Tierärztin oder dein Tierarzt empfiehlt, das Medikament in einer Apotheke speziell anfertigen zu lassen.
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