Phenobarbital bei Katzen: Ein Überblick, Dosierung und mögliche Nebenwirkungen

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Phenobarbital ist ein krampflösendes Medikament, das in der Tiermedizin häufig zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt wird, die mit Krampfanfällen einhergehen. In diesem Artikel erfährst du, wie Phenobarbital bei Tieren mit Anfallsleiden angewendet wird, worauf du bei möglichen Nebenwirkungen achten solltest und welche Fragen in diesem Zusammenhang häufig gestellt werden.

Phenobarbital für Katzen Übersicht

Medikamententyp:
Barbiturat
Bilden:
Tabletten, Lösung zum Einnehmen, Injektion.
Rezept erforderlich?:
Ja
Von der FDA zugelassen?:
NEIN
Markennamen:
Luminal, Solfoton
Gebräuchliche Namen:
Phenobarbital, Phenobarbiton
Verfügbare Dosierungen:
Tabletten in 15 mg, 16,2 mg (1/4 Grain), 30 mg, 32,4 mg (1/2 Grain), 60 mg, 64,8 mg (1 Grain), 90 mg, 97,2 mg (1,5 Grain) und 100 mg. Orale Lösung: 20 mg/5 ml (4 mg/ml).
Ablaufbereich:
Tabletten sollten in lichtbeständigen Behältern bei Raumtemperatur (20 bis 25 Grad C oder 68-77 Grad F) gelagert werden. Sie sollten vor Feuchtigkeit geschützt werden. Produkte sollten vor dem auf der Verpackung angegebenen Verfallsdatum verwendet werden.

Über Phenobarbital für Katzen

Phenobarbital gehört zur Gruppe der Barbiturate – einer Klasse von Medikamenten, die beruhigend auf das zentrale Nervensystem (ZNS) wirken. Diese Medikamente werden zur Beruhigung, zur Behandlung von Angstzuständen und zur Kontrolle von epileptischen Anfällen eingesetzt.

Ein Anfall entsteht, wenn es im Gehirn zu einer plötzlichen und unkontrollierten Entladung elektrischer Signale kommt. Das kann zu unwillkürlichen Bewegungen oder Krampfanfällen führen.

Patient:innen, die einen Anfall erleiden, verlieren häufig das Bewusstsein. Der Körper kann dabei Muskelkrämpfe oder Konvulsionen zeigen. In manchen Fällen wird das Tier komplett steif und zeigt angespannte Muskulatur. Auch Speichelfluss, Harn- oder Kotabsatz können während eines Anfalls auftreten.

Krampfanfälle können aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Hirntumoren oder entzündliche Veränderungen im Gehirn können eine strukturelle Ursache darstellen. Auch bestimmte Grunderkrankungen wie Leber- oder Nierenprobleme, die Aufnahme von Giftstoffen oder ein zu niedriger Blutzuckerspiegel – etwa bei einer Katze mit Diabetes – können Auslöser sein.

Anfälle können auch durch eine Erkrankung namens idiopathische Epilepsie ausgelöst werden. Dabei handelt es sich um eine neurologische Übererregung, die zu einem Anfall führt – allerdings ohne bekannte Ursache. Bei Tieren mit Epilepsie zeigen die MRT-Aufnahmen des Gehirns häufig keine Auffälligkeiten.

Phenobarbital wirkt als Antiepileptikum, indem es die übermäßige elektrische Aktivität im Gehirn dämpft, die zu Anfällen führen kann. Dadurch sinkt das Risiko eines erneuten Krampfanfalls. Es gibt unterschiedliche Antiepileptika mit jeweils eigener Wirkweise – manche sind in bestimmten Fällen wirksamer als andere.

Phenobarbital ist eines der ältesten Antiepileptika und wird zur Behandlung von Krampfanfällen bei Katzen eingesetzt.

Welche Wirkung hat Phenobarbital bei Katzen?

Katze sabbert

Barbiturate wie Phenobarbital wirken in der Regel dämpfend auf das zentrale Nervensystem (ZNS). Sie können bestimmte Botenstoffe wie Acetylcholin, Noradrenalin und Glutamat hemmen. Dadurch steigt die sogenannte Krampfschwelle – das bedeutet, dass eine deutlich stärkere elektrische Reizüberflutung im Gehirn nötig ist, um einen Anfall auszulösen. So lassen sich Krampfanfälle meist seltener beobachten.

Wie stark das ZNS durch Phenobarbital gehemmt wird, hängt von der verabreichten Dosis ab. Auch Faktoren wie Alter, allgemeiner Gesundheitszustand und die Einnahme weiterer Medikamente können die Wirkung beeinflussen.

Obwohl es Phenobarbital schon seit vielen Jahren gibt, gehört es nach wie vor zu den wirksamsten Medikamenten zur Behandlung von Anfällen – entweder als Hauptmedikament oder allein in einer sogenannten Monotherapie. Im Vergleich zu anderen Antiepileptika wie Zonisamid oder Kaliumbromid wirkt es in der Regel zuverlässiger als Erstwahlmittel.

Ein weiterer Vorteil: Phenobarbital ist sehr kostengünstig. Gerade bei langfristiger Anwendung wird es deshalb oft einem anderen gut wirksamen, aber deutlich teureren Medikament wie Keppra (Levetiracetam) vorgezogen.

Nebenwirkungen von Phenobarbital bei Katzen

Eine häufige Nebenwirkung von Phenobarbital ist übermäßiges Trinken und Urinieren.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen bei Katzen, die mit Phenobarbital behandelt werden, gehören Gleichgewichtsstörungen beim Laufen, Müdigkeit, Juckreiz im Gesicht, starker Appetit (was zu Gewichtszunahme führen kann) sowie vermehrtes Trinken und Urinieren.

Sehr selten kann es auch zu immunbedingten Reaktionen kommen – etwa einer verminderten Anzahl weißer Blutkörperchen und Blutplättchen.

Da Phenobarbital dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirkt, kann es in manchen Fällen zu einer Atemdepression kommen – also zu einer verminderten und ineffektiven Atmung. Katzen reagieren auf diesen Effekt tendenziell empfindlicher, wobei er in der Regel nur bei höheren Dosierungen auftritt.

Phenobarbital wird hauptsächlich in der Leber abgebaut. Während bei Hunden nach Beginn der Behandlung oft erhöhte Leberwerte im Blutbild auftreten, zeigen Katzen diese Reaktion seltener. Leberwertveränderungen gelten bei Katzen insgesamt als eher ungewöhnlich.

Trotzdem sollte Phenobarbital bei Katzen mit einer bestehenden Lebererkrankung nur mit großer Vorsicht eingesetzt werden. Da eine gut funktionierende Leber für den Abbau dieses Medikaments entscheidend ist, führen Tierärzt:innen vor Beginn der Behandlung sowie mindestens alle sechs Monate Blutuntersuchungen durch.

Auch bei Katzen, die unter Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung), einer niedrigen Anzahl roter Blutkörperchen (Anämie), Herzproblemen oder Atemwegserkrankungen leiden, ist bei der Anwendung von Phenobarbital besondere Vorsicht geboten.

Obwohl Phenobarbital keine direkte Wirkung auf die Nieren hat, kann es durch seinen blutdrucksenkenden Effekt – auch Hypotonie genannt – indirekt zu Problemen mit der Nierenfunktion führen, wenn der Druck in den Nieren zu stark absinkt. Das tritt in der Regel nur bei hohen Dosierungen oder einer Überdosierung auf.

Gerade zu Beginn der Behandlung mit Phenobarbital zeigen Katzen häufig Anzeichen wie starke Müdigkeit, Antriebslosigkeit, vermehrten Durst und Appetit sowie häufigeres Wasserlassen. Diese Symptome lassen meist nach etwa drei bis vier Wochen wieder nach.

Bei einer Überdosierung zeigen viele Katzen Anzeichen wie unsicheres Laufen oder Gleichgewichtsstörungen sowie ausgeprägte Müdigkeit oder eine sedierte (stark beruhigte) Verfassung.

Phenobarbital kann mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen eingehen. Häufige Beispiele bei Katzen sind der Appetitanreger Mirtazapin, das Beruhigungsmittel Dexmedetomidin sowie Opioide wie Buprenorphin – sie sollten nur mit besonderer Vorsicht gleichzeitig verabreicht werden. Auch Antihistaminika können die beruhigende Wirkung von Phenobarbital zusätzlich verstärken.

Bei vielen Medikamenten kann die Wirksamkeit nachlassen, wenn sie zusammen mit Phenobarbital verabreicht werden. Deshalb muss unter Umständen zu Beginn der Behandlung entweder die Dosis von Phenobarbital oder die der anderen Medikamente angepasst werden. Besprechen Sie unbedingt alle Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel, die Ihre Katze aktuell erhält, bevor Sie mit einer Behandlung mit Phenobarbital beginnen.

Falls Sie den Verdacht haben, dass Ihre Katze während der Anwendung von Phenobarbital Nebenwirkungen zeigt oder wenn eine Überdosierung möglich ist, wenden Sie sich sofort an Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt – oder bei dringenden Fällen an eine spezialisierte Tierneurologie-Praxis, das ASPCA Animal Poison Control Center (1-888-426-4435) oder die Pet Poison Helpline (1-855-764-7661).

Phenobarbital für Katzen Dosierung

Obwohl Phenobarbital als sicheres Medikament für Katzen gilt, kann es bei zu hoher Dosierung, Überdosierung oder unsachgemäßer Anwendung erhebliche Bedenken aufwerfen.

Phenobarbital wird außerhalb der offiziellen Zulassung verwendet – das heißt, es besitzt kein spezielles FDA-Label für die Anwendung bei Tieren. Tierärzt:innen dürfen es dennoch verschreiben, solange ein aktives Behandlungsverhältnis mit dem Tier besteht. Das ist besonders häufig der Fall, wenn Medikamente, die ursprünglich für Menschen entwickelt wurden, auch bei Haustieren zum Einsatz kommen.

Phenobarbital gehört zur Gruppe der kontrollierten Substanzen der Kategorie IV. Das bedeutet, dass es – zumindest beim Menschen – ein gewisses Missbrauchspotenzial hat. Deshalb müssen verschriebene Mengen und Nachfüllungen genau dokumentiert und überwacht werden.

Phenobarbital wird sowohl bei Krampfanfällen als auch bei Schlafstörungen verschrieben. Es ist äußerst wichtig, Medikamente, die Sie selbst zu Hause haben, niemals eigenständig bei Ihrer Katze anzuwenden. Die Dosierungen für Menschen und Katzen unterscheiden sich oft erheblich – das kann zu schweren Nebenwirkungen führen.

Bei richtiger Dosierung gilt Phenobarbital als sicheres Medikament für Katzen. Wird es jedoch zu hoch dosiert, falsch angewendet oder überdosiert, kann es ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen.

Aus diesen Gründen wird hier bewusst keine konkrete Dosierung für Phenobarbital genannt. Es ist äußerst wichtig, dass Sie vor der Gabe eines Medikaments wie Phenobarbital immer Rücksprache mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt halten.

Geben Sie Ihrer Katze keinesfalls eigenmächtig eine zusätzliche Dosis oder verändern Sie die verordnete Menge – auch dann nicht, wenn kürzlich ein Krampfanfall aufgetreten ist. Sollte Ihre Katze aktuell einen Anfall haben, bringen Sie sie umgehend in die nächstgelegene Tierklinik. Versuchen Sie auf keinen Fall, ihr während eines laufenden Anfalls ein Medikament oral zu verabreichen.

Für eine sichere Anwendung von Phenobarbital sollte der Blutspiegel des Medikaments regelmäßig durch eine Blutuntersuchung kontrolliert werden – in der Regel etwa alle sechs Monate. So lässt sich am besten beurteilen, ob das Medikament weiterhin wirksam ist, welche Dosierung optimal funktioniert und ob gegebenenfalls eine Anpassung nötig ist. Nach jeder Veränderung der Dosis sollte der Serumspiegel erneut überprüft werden.

Phenobarbital kann grundsätzlich mit oder ohne Futter verabreicht werden. Wenn Ihre Katze jedoch zu Magen-Darm-Beschwerden neigt, kann die Gabe zusammen mit einer Mahlzeit besser verträglich sein.

Phenobarbital sollte niemals plötzlich abgesetzt werden, da dies zu Entzugserscheinungen führen kann – selbst wenn Ihre Katze das Medikament nur über wenige Wochen erhalten hat. In der Regel wird es schrittweise reduziert, damit sich der Körper langsam daran gewöhnen kann. Ein langsames Ausschleichen ist auch deshalb wichtig, weil es sonst zu einem Wiederauftreten von Anfällen kommen kann. Meist wird während des Absetzens bereits ein anderes Medikament zur Anfallskontrolle parallel eingeführt.

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Dr. Chris Vanderhoof, DVM, MPH

Dr. Chris Vanderhoof hat 2013 sein Studium am Virginia-Maryland College of Veterinary Medicine (VMCVM) an der Virginia Tech abgeschlossen, wo er auch einen Master in Public Health erworben hat. Er absolvierte ein rotierendes Praktikum am Red Bank Veterinary Hospital in New Jersey und arbeitet jetzt als Allgemeinmediziner im Großraum Washington DC. Dr. Vanderhoof ist außerdem Werbetexter mit Spezialisierung auf den Bereich Tiergesundheit und Gründer von Paramount Animal Health Writing Solutions, das Sie unter www.animalhealthcopywriter.com finden. Dr. Vanderhoof lebt mit seiner Familie, zu der auch drei Katzen gehören, in der Region Northern Virginia.