Das feline Herpesvirus Typ 1 (FHV-1) ist eine weit verbreitete Virusinfektion bei Katzen, die Infektionen der oberen Atemwege (feline virale Rhinotracheitis; FVR) und Augenerkrankungen wie Konjunktivitis hervorrufen kann. Eine Infektion mit FHV-1 ist die häufigste Ursache für Augenprobleme bei Katzen und Kätzchen.
Die Erstinfektion tritt häufig bei Kätzchen im Alter von 8 bis 12 Wochen auf. Danach werden die meisten Katzen (schätzungsweise 80 %) zu Trägern des Virus. Das ruhende Virus kann als Reaktion auf Stressfaktoren reaktiviert werden und führt im Laufe des Lebens der Katze immer wieder zu wiederkehrenden Symptomen.
Wie infiziert sich eine Katze mit dem felinen Herpesvirus?
Katzen infizieren sich mit FHV-1 durch Kontakt mit Speichel, Augensekreten und Nasensekreten einer infizierten Katze. Häufig stecken sich Kätzchen vor dem Absetzen bei ihrer Mutter mit dem Virus an, aber auch in Tierheimen und Katzenpensionen ist das Virus weit verbreitet, da es hochgradig ansteckend ist.
Nach der Genesung von der Primärinfektion verbleibt das Virus häufig inaktiv in den Nerven und die Katze wird zum latenten Träger. Das bedeutet, dass das Virus in inaktiver Form im Körper bleibt, aber durch Stress, den Gebrauch von Steroiden (topisch und systemisch) oder andere Krankheiten reaktiviert wird, was zu erneuten Symptomen führen kann.
Diese „Schübe“ werden als rezidivierende Erkrankungen bezeichnet und können Augenkrankheiten, Symptome der oberen Atemwege oder beides verursachen. Zu den Atemwegssymptomen zählen Niesanfälle, verstopfte Nase und Nasenausfluss. Katzen mit diesen Symptomen sind ansteckend und scheiden das Virus während der Schübe aktiv aus.
Ein Standardimpfstoff für Katzen beinhaltet einen Schutz gegen FHV-1. Der Impfstoff verhindert zwar keine Atemwegs- oder Augenerkrankungen durch FHV-1, verringert jedoch die Schwere und Dauer der Krankheit. Auffrischungsimpfungen sind erforderlich, da die Immunität nicht lebenslang anhält und der Impfstoff nicht vollständig vor einer hohen Virusdosis schützt.
Welche Augenerkrankungen treten bei einer FHV-1-Infektion auf?

Konjunktivitis ist die häufigste Augenerkrankung, die durch das feline Herpesvirus Typ 1 verursacht wird.
Bindehautentzündung ist die häufigste durch FHV-1 verursachte Augenerkrankung. Kätzchen mit FHV-1-Infektionen leiden oft an schwerer Bindehautentzündung in beiden Augen sowie an Atemwegsinfektionen.
Sie können systemisch erkranken und Fieber sowie Appetitlosigkeit entwickeln und benötigen möglicherweise unterstützende Pflege. Bei erwachsenen Katzen, die Schübe des FHV-1-Virus erleben, treten die Symptome häufig nur an einem Auge auf, und Atemwegssymptome fehlen oft.
Zu den Symptomen einer Bindehautentzündung gehören:
- Schielen
- Schwellung und Rötung der Augenschleimhaut (Bindehaut)
- Erhöhtes drittes Augenlid
- Augenausfluss (oft hellbraun und eiterartig)
Hornhautgeschwüre sind die zweithäufigste Augenerkrankung bei FHV-1. Sie können bakterielle Infektionen entwickeln, die so schwerwiegend werden können, dass sie erhebliche Narbenbildung oder sogar einen Riss der Hornhaut verursachen.
Die Symptome von Hornhautgeschwüren ähneln denen einer Bindehautentzündung, umfassen jedoch zusätzlich:
- Trübung oder Eintrübung der Hornhaut (das klare Fenster des Auges)
- Eine Delle oder ein Riss in der Hornhaut
- Rötung der Hornhaut
Zu weiteren, weniger häufigen Augenerkrankungen, die mit FHV-1 in Zusammenhang stehen, zählen Keratitis, eosinophile Keratitis, Hornhautsequester und Keratoconjunctivitis sicca (trockenes Auge).
Wie wird eine FHV-1-Infektion diagnostiziert?
Da FHV-1 so weit verbreitet ist, sind Tests oft nicht erforderlich, wenn die Katze die typischen klinischen Symptome zeigt.
Professionelle Labore bieten Testmethoden an, die Proben aus Augen oder Nase verwenden. Dazu gehören Virusisolierung, Fluoreszenzantikörpertests (FA), Serologie wie ELISA oder Serumneutralisierungstiter sowie Polymerase-Kettenreaktionstests (PCR). Es ist wichtig zu beachten, dass diese Tests auch falsch-negative Ergebnisse liefern können.
Bei Katzen mit FHV-1-Symptomen sollte eine vollständige augenärztliche Untersuchung durchgeführt werden, einschließlich einer Fluorescein-Färbung, um nach Hornhautgeschwüren zu suchen. Bei schweren Erkrankungen kann es sinnvoll sein, die Katze an einen Tieraugenarzt zu überweisen.
Wie werden durch FHV-1 verursachte Augenkrankheiten behandelt?

Tests sind oft nicht erforderlich, wenn die Katze die klinischen Anzeichen einer FHV-1-Augenkrankheit zeigt.
Die Behandlung von FHV-1 kann symptomatische und unterstützende Pflege, topische antivirale Mittel, orale antivirale Mittel sowie topische und orale Antibiotika umfassen. Für Kätzchen, die an einer Erstinfektion mit FHV-1 leiden, sind Ernährungsunterstützung, Flüssigkeitszufuhr und Sauberkeit in der Umgebung wichtig.
Antivirale Medikamente sind sowohl für Erstinfektionen als auch für Schübe geeignet und haben sich als sicher und wirksam erwiesen. Häufig verwendete Mittel sind Famciclovir (Famvir®)-Tabletten zum Einnehmen und Cidofovir-Tropfen zur topischen Anwendung.
Bei Verdacht auf eine sekundäre bakterielle Infektion sollten Antibiotika eingesetzt werden. Ihr Tierarzt kann Augenmedikamente und/oder systemische Antibiotika verschreiben. Bei Hornhautgeschwüren mit schweren bakteriellen Infektionen können alle 1-2 Stunden antibiotische Augentropfen erforderlich sein, um das Auge zu retten.
In schweren Fällen können antivirale Medikamente eingesetzt werden. Antivirale Augentropfen werden bei durch Herpesviren verursachten Geschwüren angewendet. Die Ergänzung mit der Aminosäure L-Lysin hat gezeigt, dass sie den Hautausschlag und das Wiederauftreten chronischer Schübe verringert.
Hausmittel
Lassen Sie eine Katze mit verstopfter Nase 15 bis 20 Minuten lang in einem dampfenden Badezimmer, um die Verstopfung zu lösen. Wärmen Sie Nahrungsmittel in der Mikrowelle auf, um das Aroma freizusetzen, wenn der Geruchs- und Geschmackssinn beeinträchtigt ist. Verwenden Sie einen warmen, feuchten Waschlappen, um Augen- und Nasenausfluss sanft zu entfernen.
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Stiles, J, Reinstein, SL. Augenkrankheiten durch felines Herpesvirus. In: Reinstein SL, Hrsg. Guide to Clinical Ophthalmology . 1. Aufl. NAVC Media; 2019:93-106.
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