Katzen können selbstverständlich sowohl Nass- als auch Trockenfutter fressen (wie mein eigener Kater eindrucksvoll beweist, wenn er voller Begeisterung versucht, sich beim Knabbern an übergroßen Hundefutterbrocken den Kiefer auszurenken!). Aus ernährungsphysiologischer Sicht sollten Katzen jedoch kein Hundefutter bekommen – ihre Bedürfnisse unterscheiden sich deutlich.
Ist es für Katzen unbedenklich, Hundefutter zu fressen?
Hunde haben sich über Millionen von Jahren gemeinsam mit uns Menschen entwickelt und wurden im Laufe dieser Zeit domestiziert. Diese enge Verbindung hat zu genetischen Veränderungen geführt – unter anderem zu einer Anpassung von einer rein fleischbasierten Ernährung hin zu einer allesfressenden Lebensweise.
Katzen hingegen wurden erst deutlich später domestiziert und haben daher ihren ursprünglichen genetischen Code und ihre ernährungsbedingten Vorlieben weitgehend beibehalten. Im Kern sind Katzen obligate Fleischfresser – das heißt, im Gegensatz zu Hunden sind sie zwingend auf bestimmte Nährstoffe aus tierischen Quellen wie Fleisch angewiesen.
Jedes Tier auf dieser Welt hat ganz eigene Ernährungsbedürfnisse – mit einer festgelegten Anzahl an essenziellen Nährstoffen, die über die Nahrung aufgenommen werden müssen. Manche Tiere, wie wir Menschen, kommen tatsächlich mit deutlich weniger aus als Hunde oder Katzen.
Anders gesagt: Katzen können zwar Hundefutter fressen, doch es liefert ihnen schlichtweg nicht die Nährstoffe, die sie wirklich brauchen.
Also … warum sind Katzen so besonders?
Die Einzigartigkeit von Katzen
Katzen verfügen über einen speziell angepassten Magen-Darm-Trakt, der ganz auf ihre fleischfressende Lebensweise ausgelegt ist.
Das zeigt sich bereits im Maul: Katzen haben 30 bleibende Zähne (zum Vergleich: Hunde besitzen 42), die ausschließlich zum Schneiden und Reißen geeignet sind. Ihre Kiefer können sich nicht seitlich bewegen – was bedeutet, dass ihnen die Fähigkeit zum Zermahlen fehlt. Diese Mahlbewegung ist für Pflanzenfresser entscheidend, für reine Fleischfresser wie Katzen jedoch nicht erforderlich.
Der Magen einer Katze ist darauf ausgelegt, viele kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu verdauen. Eine einzelne Maus liefert rund 30 Kilokalorien – das entspricht etwa 10 bis 15 % des täglichen Bedarfs einer ausgewachsenen Katze. In freier Wildbahn bedeutet das, dass Katzen bis zu zehn kleine Beutetiere pro Tag fressen müssen.
Auch der Dünndarm ist hervorragend auf die Verdauung von Proteinen und Fetten – und nicht von Kohlenhydraten – spezialisiert. Kombiniert mit einem stark sauren pH-Wert im Magen, der sogar kleine Knochen problemlos zersetzen kann, und einer zügigen Passage der Nahrung durch den Verdauungstrakt, zeigt sich: Katzen sind anatomisch bestens an ihre Rolle als spezialisierte Jäger angepasst.
Katzenernährung 101: Warum brauchen Katzen so viel Protein?
Kätzchen haben im Vergleich zu ausgewachsenen Hunden einen rund 60 % höheren Proteinbedarf – bei erwachsenen Katzen liegt der Bedarf immer noch etwa 44 % höher.
Warum brauchen sie so viel Protein?

Katzen benötigen mehr Protein pro Pfund Körpergewicht als Hunde.
Katzen sind in hohem Maße auf Proteine angewiesen, da sie einen Großteil ihrer Glukose – den wichtigsten Energielieferanten des Körpers – daraus gewinnen. Glukose ist essenziell für nahezu alle Körperfunktionen: Sie treibt Wachstum, Atmung, Denkprozesse und Regeneration an und wird auf zellulärer Ebene benötigt, damit der Körper überhaupt arbeiten kann.
Bei Katzen erfolgt die Energiegewinnung überwiegend durch den Abbau von Proteinen in der Leber. Die Leber arbeitet dabei mit einer konstanten Aktivitätsrate. Wird über die Nahrung nicht genügend Protein zugeführt, um diesen Bedarf zu decken, beginnt der Körper, eigene Eiweißreserven – insbesondere Muskelmasse – abzubauen.
Proteine bestehen aus Ketten von Aminosäuren – viele dieser essenziellen Bausteine kommen ausschließlich in tierischem Gewebe vor.
Während Pflanzenfresser und Allesfresser in der Lage sind, bestimmte Aminosäuren aus pflanzlichen Eiweißquellen selbst herzustellen, fehlt Katzen diese Fähigkeit. Sie sind derart stark auf tierisches Protein als Energiequelle angewiesen, dass sie sich evolutionär so entwickelt haben, diese kostbaren Ressourcen nicht für aufwendige Umwandlungsprozesse zu „verschwenden“ – denn sie erhalten diese Aminosäuren direkt über den Verzehr von Fleisch.
Daher muss jedes Katzenfutter ausreichend mit bestimmten Aminosäuren – insbesondere Taurin und Arginin – angereichert sein. Ein Mangel kann bei Katzen zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen, etwa Herz- oder Augenerkrankungen sowie neurologischen Störungen.
Katzen benötigen jedoch nicht nur essenzielle Aminosäuren über die Nahrung – auch bestimmte Fettsäuren sind für ihre Gesundheit unerlässlich. Besonders wichtig ist dabei die Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure.
Sie spielt eine zentrale Rolle für die Funktion und Stabilität von Zellmembranen sowie für eine gesunde Haut. Hunde können Arachidonsäure aus anderen Fettsäuren in ihrer Nahrung selbst bilden – aber, wie du dir vermutlich schon denken kannst: Katzen sind dazu nicht in der Lage.
Katzen haben zudem einen ganz besonderen Vitaminbedarf. Im Gegensatz zu Hunden sind sie nicht in der Lage, Vitamin A, Vitamin D und Vitamin B3 aus Vorstufen oder anderen Quellen selbst zu synthetisieren. Fetter Fisch ist eine ausgezeichnete Quelle für Vitamin A und D, während Leber und Huhn reich an Vitamin B3 sind.
Lesen Sie auch: Sind Katzen schlauer als Hunde? Wissenschaftler haben endlich die Antwort
Dürfen Katzen Kohlenhydrate essen?

Katzen sind obligate Fleischfresser und können Proteine und Fette in Glukose umwandeln, sie können aber auch Kohlenhydrate als Energiequelle nutzen.
Rund um das Thema Kohlenhydrate und Katzen ranken sich viele Mythen und Missverständnisse. Anders als bei den zuvor genannten essenziellen Nährstoffen besteht für Katzen kein spezifischer Bedarf an Kohlenhydraten in der Ernährung. Dennoch können Kohlenhydrate – etwa in Form von Glukose oder Ballaststoffen – eine wertvolle Energiequelle darstellen.
Interessanterweise besitzen Katzen nicht das Enzym Glukokinase, das bei den meisten Säugetieren für den Abbau von Kohlenhydraten und die Glukoseverwertung zuständig ist. Stattdessen nutzen sie ein anderes Enzym: Hexokinase. Dieses übernimmt bei Katzen dieselbe Aufgabe und ermöglicht es ihnen, leicht verdauliche Kohlenhydrate durchaus zu verwerten.
Wir wissen bereits, dass Katzen den Großteil ihres Energiebedarfs über den Abbau von Proteinen decken. Auch wenn sie keine Kohlenhydrate zwingend benötigen, können sie diese bei Bedarf durchaus als alternative Energiequelle nutzen. Noch wichtiger ist jedoch, dass Katzen von den Ballaststoffen in gut verdaulichen Kohlenhydraten profitieren – sie unterstützen eine gesunde Verdauung und fördern die Darmfunktion.