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Morbus Addison ist eine seltene Erkrankung bei Katzen, die durch eine Schädigung oder Funktionsstörung der Nebennieren verursacht wird. Fachsprachlich wird sie als „Hypoadrenokortizismus“ bezeichnet, was bedeutet, dass die Nebennierenrinde, der hormonproduzierende äußere Teil der Nebennieren, weniger aktiv ist als normal.
Die Symptome treten meist phasenweise auf. Katzen zeigen oft vorübergehend Krankheitszeichen, gefolgt von spontaner Besserung. Typische Anzeichen sind verminderter Appetit, Mattigkeit, Erbrechen und Durchfall. In manchen Fällen kommt es zu einer „Addison-Krise“ mit schweren Symptomen wie Zusammenbruch und extremer Schwäche.
Im Folgenden betrachten wir die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten dieser Erkrankung genauer.
Ursachen der Addison-Krankheit
Die Symptome der Addison-Krankheit entstehen durch eine verminderte Produktion bestimmter Hormone, die normalerweise von den Nebennieren produziert werden. Die Nebennieren sind zwei kleine Drüsen, die jeweils neben der linken und rechten Niere liegen. Man unterscheidet zwei Formen der Addison-Krankheit.
Primärer Hypoadrenokortizismus
Die primäre Addison-Krankheit entsteht, wenn die Nebennierenrinde selbst geschädigt oder krank ist, was zu einer verminderten Produktion ihrer Hormone führt. Diese Form ist bei Katzen am häufigsten und die Ursache meist unbekannt; man vermutet eine Autoimmunerkrankung. In seltenen Fällen kann Krebs, etwa Lymphome, die Nebennierenrinde schädigen.
Sekundärer Hypoadrenokortizismus
Die sekundäre Addison-Krankheit entsteht, wenn eine Erkrankung an anderer Stelle im Körper die Nebennierenrinde beeinträchtigt und dadurch die Produktion der Nebennierenhormone reduziert wird. Am häufigsten sind dabei Störungen der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) verantwortlich, die durch Entzündungen, Infektionen, Tumore, Verletzungen, Blutgerinnsel, Blutungen oder idiopathische Ursachen (ohne erkennbare Ursache) ausgelöst werden können.
Symptome der Addison-Krankheit
Morbus Addison tritt häufiger bei jungen erwachsenen Katzen unter fünf Jahren auf, ohne dass bestimmte Rassen besonders anfällig sind. Die Symptome entstehen durch einen Mangel an Hormonen, die normalerweise von der Nebennierenrinde produziert werden. Anfangs sind die Anzeichen oft unspezifisch und wechseln, was die Diagnose im Frühstadium für Besitzer und Tierarzt erschwert.
Es gibt zwei Haupttypen von Hormonen, deren Mangel die Beschwerden verursacht: Glukokortikoide und Mineralokortikoide. Glukokortikoide, wie Cortisol, beeinflussen vielfältige Stoffwechselprozesse und sind wichtig für die normale Nährstoffverwertung sowie die Reaktion des Körpers auf Stress. Mineralokortikoide, etwa Aldosteron, regulieren den Natrium- und Kaliumhaushalt im Körper.
Ein Mangel an Glukokortikoiden führt typischerweise zu folgenden Symptomen:
- Mattigkeit und Lethargie
- Muskelschwäche und allgemeine Schwäche
- Verminderter Appetit oder Appetitlosigkeit
- Erhöhter Durst
- Erbrechen und Durchfall, die zu Dehydrierung, Unterkühlung und Kollaps führen können
- Gewichtsverlust mit Muskelabbau
Ein Mangel an Mineralokortikoiden führt typischerweise zu:
- Bradykardie (langsamer Herzschlag) oder Tachykardie (schneller Herzschlag)
- Herzrhythmusstörungen (unregelmäßiger Herzschlag)
- Schwache Herzpulse
- Schwäche und Mattigkeit
Bei Morbus Addison fehlen beide Hormone, wodurch eine Kombination der genannten Symptome auftritt.
Diagnose der Addison-Krankheit
Wenn bei Ihrer Katze Anzeichen auftreten, die auf Morbus Addison hindeuten, wird Ihr Tierarzt folgende Schritte durchführen:
1. Ausführliche Anamnese
Ihr Tierarzt wird Sie nach dem Zustand und der allgemeinen Pflege Ihrer Katze sowie ihrem Lebensstil fragen – etwa ob sie drinnen oder draußen lebt, wie sie gefüttert wird und wie ihre Katzenklogewohnheiten sind. Auch eine mögliche Exposition gegenüber Giftstoffen wie Gartenchemikalien, giftigen Pflanzen, Medikamenten oder Flohmitteln wird er erfragen.
Da Morbus Addison oft eine langfristige, chronische Erkrankung ist, wird der Tierarzt versuchen, den Verlauf über Wochen oder Monate zu beobachten. Bei Symptomen wie Erbrechen wird er zum Beispiel wissen wollen, wann diese erstmals aufgetreten sind.
2. Körperliche Untersuchung
Ihr Tierarzt wird anschließend eine vollständige körperliche Untersuchung durchführen, dabei die Körpertemperatur und Herzfrequenz messen und Herz sowie Lunge mit einem Stethoskop abhören.
3. Routinemäßige Labortests
Ihr Tierarzt kann verschiedene Blutuntersuchungen anordnen, darunter ein komplettes Blutbild (Hämatologie) und ein biochemisches Profil, das Leber-, Nieren- und weitere Werte umfasst. Typisch sind dabei erhöhte Kaliumwerte (Hyperkaliämie) zusammen mit erniedrigten Natrium- (Hyponatriämie) und Chloridwerten (Hypochlorämie) sowie gelegentlich niedrigem Blutzucker (Hypoglykämie).
Zudem wird häufig eine Urinanalyse durchgeführt, bei der oft stark verdünnter Urin mit niedrigem spezifischem Gewicht festgestellt wird.
Im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung können auch Tests auf gängige Virusinfektionen wie Katzenleukämie (FeLV) und Katzenimmundefizienzvirus (FIV) empfohlen werden.
4. Spezielle Blutuntersuchungen

Um die Diagnose Morbus Addison sicher zu bestätigen, sind mehrere Blutproben erforderlich.
Aufgrund der Krankengeschichte, der körperlichen Untersuchung und der Bluttests kann der Verdacht auf Morbus Addison bestehen. Zur sicheren Diagnose ist jedoch ein spezieller Bluttest notwendig, der sogenannte ACTH-Stimulationstest. Dabei wird zunächst der Cortisol-Basisspiegel gemessen. Anschließend erhält die Katze eine Injektion mit adrenocorticotropem Hormon (ACTH), und danach wird ein zweiter Cortisolwert bestimmt.
Bei gesunden Katzen regt die ACTH-Injektion die Nebennieren zur Cortisolproduktion an, sodass der zweite Cortisolwert deutlich höher ausfällt als der erste. Bei Morbus Addison hingegen steigt der Cortisolspiegel aufgrund der eingeschränkten Nebennierenfunktion nicht wie erwartet an.
5. Diagnostische Bildgebung
Röntgenaufnahmen und Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums können helfen, andere Ursachen der Symptome auszuschließen. Bei Morbus Addison können manchmal subtile Veränderungen sichtbar sein, diese sind jedoch meist nicht spezifisch genug, um die Diagnose eindeutig zu bestätigen.
6. Elektrokardiogramm
Wenn Ihr Tierarzt beim Abhören mit dem Stethoskop Herzstörungen wie Arrhythmien, Bradykardie oder Tachykardie bemerkt, kann ein Elektrokardiogramm (EKG) empfohlen werden. Dieses zeigt typische Veränderungen im Herzrhythmus.
Behandlungen für Morbus Addison

Eine regelmäßige Injektion eines Mineralokortikoids ist häufig Bestandteil der Behandlung bei Morbus Addison.
Leidet eine Katze an einer Addison-Krise, also an schweren und plötzlichen Krankheitssymptomen, wird der Tierarzt vermutlich eine intravenöse Flüssigkeitstherapie einleiten. Auch die Gabe von Glukokortikoiden (Steroid) ist wichtig, wird aber oft erst nach der endgültigen Diagnose begonnen. Sobald die diagnostischen Bluttests abgeschlossen sind, kann die Behandlung mit Glukokortikoiden starten.
Nachdem die akute Krise abgeklungen ist und die Katze stabil ist, kann eine langfristige Erhaltungstherapie begonnen werden, bei der beide Hormontypen ergänzt werden. In der Regel ist eine tägliche Gabe von Glukokortikoiden sowie eine Behandlung mit Mineralokortikoiden nötig.
Ihr Tierarzt kann dabei aus folgenden Medikamenten wählen:
- Fludrocortisonacetat („Florinef“): Ein orales Steroid mit mineralokortikoiden und teilweise glukokortikoiden Wirkungen.
- Desoxycorticosteronpivalat (DOCP-Injektion, „Zycortal“, „Percorten“): Ein alternatives Mineralokortikoid, das durch regelmäßige Injektionen verabreicht wird.
Die Gabe von Prednison oder anderen Glukokortikoiden kann notwendig sein, ist aber nicht in jedem Fall erforderlich.
Tipps zur Katzenpflege
Eine chronische Krankheit bei Ihrer Katze kann belastend sein. Zum Glück gibt es einige Maßnahmen, mit denen Sie das Leben Ihrer Katze erleichtern können.
- Überwachung: Katzen mit Morbus Addison sollten sorgfältig auf ein Wiederauftreten von Symptomen wie Schwäche, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Durchfall überwacht werden. Bei Rückfällen kann es nötig sein, die Medikamentendosis anzupassen.
- Tierarztuntersuchungen: Ihre Katze wird gemäß den Empfehlungen Ihres Tierarztes regelmäßig nachuntersucht, um den Behandlungsverlauf zu überwachen. Die Elektrolytwerte im Blut sind dabei ein wichtiger Indikator für den Erfolg der Therapie.
- Medikamente: Katzen mit Morbus Addison müssen oft mehrere Medikamente einnehmen. Ein Medikamententagebuch kann dabei helfen, Dosierungen, Einnahmezeiten und Kontrolltermine übersichtlich zu dokumentieren.