Ist das Leben mit mehreren Katzen stressiger?

Aktie Email Pinterest Linkedin Twitter Facebook
Zwei schwarze Katzen sitzen nebeneinander auf einem Sofa

Taylor Le / Cats.com

Menschen sind von Natur aus soziale Wesen, und Hunde fühlen sich bekanntlich im Rudel wohl. Da stellt sich die Frage, ob auch Ihre Katzen die Gesellschaft von Artgenossen brauchen. Tatsächlich kann das Sozialverhalten von Katzen das Zusammenleben in einem Mehrkatzenhaushalt mitunter etwas komplizierter machen.

Spannungen zwischen Haustieren sind immer belastend und oft nicht leicht zu handhaben. Wenn Sie wissen, wie man Katzen richtig miteinander bekannt macht und die Warnsignale für Konflikte erkennt, erhöhen Sie die Chancen auf ein friedliches Miteinander deutlich. In diesem Artikel geht es darum, warum das Zusammenleben mit mehreren Katzen stressig sein kann – und was Sie tun können, um zu helfen.

Zu zweit ist man einer zu viel: Das Sozialleben von Katzen

Leben wirklich alle Katzen lieber allein? Jede Katze ist ein Individuum, doch territorial sind sie alle – zumindest ein Stück weit. Ihr Zuhause hat für sie einen hohen Stellenwert, was das Zusammenleben in einer Gruppe mitunter schwierig macht. Reviere entstehen meist dort, wo ausreichend Futter verfügbar ist, und sind so gestaltet, dass Begegnungen mit anderen Katzen möglichst vermieden werden. Wenn jedoch mehrere Katzen in einem geschlossenen Raum wie einer Wohnung leben und Platz oder Ressourcen ungleich verteilt sind, kann das schnell zu Stress und Konflikten führen.

Die Familie der Felidae – also alle Katzenarten – lebt im Allgemeinen einzelgängerisch, mit Ausnahme der Löwen. Felis catus, die Hauskatze, hat sich jedoch im Laufe der Zeit so entwickelt, dass sie sich besser an das Leben in Gruppen anpassen kann. Das liegt vermutlich an vielen Generationen der Domestizierung und ihrer natürlichen Anpassungsfähigkeit.

Wildlebende Hauskatzen schließen sich mitunter zu kleinen Kolonien zusammen, meist bestehend aus Weibchen, die sich gegenseitig bei der Aufzucht ihres Nachwuchses unterstützen. Die sozialen Strukturen in solchen Gruppen sind oft komplex. Dennoch bleiben die Tiere Einzelgänger und bilden keine festen Rudel. Kater leben in der Regel außerhalb dieser Gemeinschaften.

Eine Studie aus dem Jahr 2022 hat die komplexen sozialen Interaktionen zwischen Katzen untersucht und gezeigt, wie unterschiedlichste Faktoren das Stressempfinden bei Katzen beeinflussen können. Eine eindeutige Antwort darauf, ob Mehrkatzenhaushalte generell zu mehr Stress führen, lässt sich daraus nicht ableiten. Fest steht jedoch: Konflikte zwischen Katzen können durchaus problematisch sein.

Erfolgsgeheimnisse

Zwei Katzen laufen an einer Wand entlang und reiben dabei ihre Köpfe.

Katzen, die gemeinsam in einem Haushalt leben, können durchaus enge soziale Bindungen zueinander entwickeln. MNStudio / Shutterstock

Laut International Cat Care muss ein Haushalt mit mehreren Katzen nicht zwangsläufig stressig sein – vorausgesetzt, bestimmte Vorsichtsmaßnahmen werden beachtet. Wichtige Punkte dabei sind unter anderem die behutsame Eingewöhnung einer neuen Katze in eine bestehende Gruppe, eine durchdachte Gestaltung des Wohnraums zur fairen Verteilung von Ressourcen sowie Maßnahmen zur Vermeidung von Konflikten.

Vorstellung mehrerer Katzen

Die Art und Weise, wie Sie eine neue Katze in den Haushalt integrieren, kann entscheidend dafür sein, ob das Zusammenleben gelingt. Eine behutsame, schrittweise Einführung über mehrere Wochen hinweg ist dabei besonders wichtig. Richten Sie für die neue Katze zunächst einen eigenen Rückzugsbereich ein – abseits der Hauptaufenthaltsorte Ihrer bisherigen Katze –, sodass jede ihren geschützten Platz im Zuhause hat.

Beginnen Sie mit dem Austausch von Gerüchen, bevor Sie zu Sichtkontakt übergehen. Erst danach sollten die Katzen physischen Zugang zu denselben Bereichen erhalten. Achten Sie dabei genau auf Anzeichen von Aggression – etwa starres Anstarren, angelegte Ohren, peitschende Schwänze, Knurren oder Fauchen. Solche Signale deuten darauf hin, dass die Katze keinen Kampf sucht, sich aber verteidigen möchte. Katzen, die eine stabile soziale Bindung entwickelt haben, pflegen sich gegenseitig und ruhen oft dicht beieinander.

Als ich eine zweite Katze bei mir aufnahm, bin ich die Einführung mit großer Sorgfalt angegangen. Für die neue Katze, Jazzy, habe ich einen geschützten Rückzugsort eingerichtet – weit entfernt von den Lieblingsplätzen meiner ersten Katze, Pi. Beide hatten von Anfang an getrennte Futterstellen, Katzentoiletten, Schlafplätze, Rückzugsorte und Spielzeuge, sodass keine Konkurrenz entstehen konnte. Sie hatten zunächst überhaupt keinen Kontakt zueinander, bis sich Jazzy nach einigen Wochen gut eingelebt hatte.

In den folgenden zwei Wochen tauschte ich regelmäßig Bettzeug und Spielzeug zwischen den beiden Katzen aus, damit sie sich über den Geruch langsam aneinander gewöhnen konnten. Danach erlaubte ich ihnen ersten Sichtkontakt – durch ein Kinderschutzgitter, das körperlichen Kontakt verhinderte. Beide zeigten sich eher neugierig als ängstlich, sodass ich das Gitter nach ein paar weiteren Wochen entfernte. Ich habe sie nicht zum Kontakt gezwungen; jede Katze hatte weiterhin freien Zugang zu allem, was sie brauchte, ohne das Revier der anderen zu stören. In meinem Fall haben die beiden zwar nie eine enge soziale Bindung entwickelt, aber sie leben entspannt und konfliktfrei miteinander im selben Zuhause.

Ressourcen teilen

Der Erfolg von Katzenkolonien in freier Wildbahn hängt in erster Linie von der Verfügbarkeit grundlegender Ressourcen wie Futter und Unterschlupf ab. Übertragen auf den eigenen Haushalt bedeutet das: Achten Sie darauf, dass alle Bedürfnisse Ihrer Katzen abgedeckt sind – von Futter- und Wassernäpfen über ausreichend Katzentoiletten bis hin zu gemütlichen Ruheplätzen, Spielzeug und Fenstern mit Ausblick zur Vogelbeobachtung. Wenn jede Katze oder Katzengruppe in ihrem eigenen Bereich Zugang zu diesen Dingen hat, lässt sich Feindseligkeit in der Regel gut vermeiden.

Stellen Sie Futter- und Wassernäpfe so auf, dass Ihre Katzen beim Fressen und Trinken nicht gezwungen sind, potenziellen Rivalen oder der Umgebung den Rücken zuzuwenden. Auch beim Gang zur Katzentoilette müssen sich Katzen sicher fühlen. In manchen Fällen blockieren andere Katzen aus passiv-aggressivem Verhalten den Zugang zur Toilette – was zu gesundheitlichen Problemen wie Harnwegs- oder Darmerkrankungen sowie zu Stress führen kann. Achten Sie daher darauf, dass genügend Katzentoiletten vorhanden sind, diese in ruhigen Bereichen stehen und mindestens einmal täglich gründlich gereinigt werden.

Katzen benötigen viel Schlaf und sollten bequeme Rückzugsorte haben, an denen sie wirklich zur Ruhe kommen können. Viele fühlen sich auf erhöhten Schlafplätzen oder Sitzstangen besonders wohl – dort können sie entspannen und gleichzeitig ihre Umgebung im Blick behalten, ohne sich bedroht zu fühlen. Solche Ruheplätze müssen nicht aufwendig oder teuer sein: Die meisten Katzen schätzen eine weiche Decke oder sogar einen einfachen Karton als Schlafplatz.

Katzenpheromone

Katzen kommunizieren hauptsächlich über Geruch – ihre natürlichen Pheromone sind ein zentraler Bestandteil dieses „unsichtbaren Nachrichtensystems“. Sie markieren ihr Revier unter anderem durch Pheromone im Kot und Urin. Auch durch Kratzen setzen sie Duftmarken, da sich in ihren Pfotenballen entsprechende Drüsen befinden. Wenn sie sich an Gegenständen oder Menschen reiben, nutzen sie zusätzlich die Drüsen an Gesicht und Flanken zur Reviermarkierung.

Kratzbäume helfen Katzen nicht nur dabei, ihrem natürlichen Bedürfnis nachzugehen, die Krallen zu schärfen und zu pflegen – sie dienen auch der Kommunikation untereinander, indem sie Duftmarken setzen und territoriale Grenzen sichtbar machen. Um die Harmonie zwischen mehreren Katzen zu fördern, können Sie zusätzlich auf Pheromonsprays oder -diffusoren wie Feliway zurückgreifen. Diese vermitteln beruhigende Botschaften und können dazu beitragen, Spannungen zu vermeiden.

Häufige Probleme

getigerte Katze faucht eine sich nähernde rot-weiße Katze an

Aggressionen zwischen Katzen können eine erhebliche Quelle für Stress darstellen. Kleber Promsiri / Shutterstock.com

Mehr als eine Katze zu halten kann zu einer harmonischen und liebevollen Gemeinschaft führen – birgt jedoch auch einige mögliche Herausforderungen. Werfen wir einen Blick auf typische Probleme und wie man ihnen am besten begegnet.

Urinspritzen

Sowohl Kater als auch Katzen setzen Urinspritzen als Mittel der Kommunikation ein – meist zur Markierung von Reviergrenzen oder in Situationen mit sozialem Konfliktpotenzial.

Wenn Ihre Katze Urin im Haus hinterlässt, ist es oft nicht leicht zu erkennen, ob es sich um Spritzen oder um unangemessenes Toilettenverhalten handelt. Beim Spritzen handelt es sich in der Regel um eine kleine Menge stark riechenden Urins, der an eine senkrechte Fläche abgegeben wird – das unterscheidet es vom normalen Urinieren. Wenn Sie Ihre Katze nicht direkt dabei beobachten, lässt sich das schwer eindeutig feststellen. Ein sinnvoller erster Schritt ist daher ein Tierarztbesuch, um medizinische Ursachen für das Verhalten auszuschließen.

Wenn das Urinieren auf ein Verhaltensproblem hindeutet, ist es wichtig, dass jede Katze über einen eigenen sicheren Rückzugsbereich verfügt. Achten Sie darauf, dass alle Tiere Zugang zu Futter, Wasser, Katzentoilette und Ruheplätzen haben, ohne dabei das Revier einer anderen Katze durchqueren zu müssen. Platzieren Sie Kratzbäume an strategisch sinnvollen Stellen – so fördern Sie die Reviermarkierung über Kratzspuren anstelle von Urin.

Katzenkämpfe

Als Tierarzt sehe ich in der Praxis gelegentlich Katzen mit Biss- oder Kratzverletzungen durch Auseinandersetzungen mit Artgenossen – meist als Folge von Revierstreitigkeiten. Insgesamt ist das jedoch eher die Ausnahme. Katzen sind einzelgängerische Jäger, die instinktiv wissen, dass sie nur dann überleben können, wenn sie sich nicht verletzen. Ihr ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb führt dazu, dass sie Konfrontationen in der Regel lieber vermeiden.

Körperliche Auseinandersetzungen sind für Katzen immer das letzte Mittel. Wenn Sie also Anzeichen von Aggression bemerken, sollten Sie eingreifen. Trennen Sie die beteiligten Tiere zunächst räumlich und sorgen Sie dafür, dass jede Katze Zugang zu ihren eigenen Ressourcen hat. Anschließend können Sie die Zusammenführung behutsam neu beginnen – so, als würden sich die Katzen zum ersten Mal begegnen. Synthetische Pheromone können dabei helfen, eine entspanntere Atmosphäre zu schaffen und positive Verbindungen zu fördern.

Mobbing

Auch wenn Katzen in sozialen Gruppen keine feste Rudelstruktur entwickeln, können die Beziehungen untereinander durchaus komplex sein. Es kommt nicht selten vor, dass sich innerhalb der Gruppe eine dominante Katze herausbildet. Solch ein Tier neigt dazu, die anderen zu kontrollieren und kann ihnen den Zugang zu Futter- und Wassernäpfen, Katzentoiletten, Ruheplätzen oder gemeinsam genutzten Bereichen wie einem Katzengehege gezielt erschweren.

Ein Katzentyrann lässt sich oft durch aufmerksame Beobachtung erkennen – auch ohne offensichtliche Anzeichen wie Kämpfe oder Fauchen. Stattdessen treten häufig subtilere, passiv-aggressive Verhaltensweisen auf: etwa das Belauern zur Fütterungszeit, das Abwarten eines Angriffs nach der Benutzung der Katzentoilette oder das Blockieren einer Katzenklappe. Wichtig ist, sicherzustellen, dass alle Tiere ungestört Zugang zu Futter, Toilette, Ruheplätzen und anderen Ressourcen haben und ihre Bedürfnisse erfüllen können – ohne Beeinflussung durch andere Katzen.

Avatar photo

Dr. Lizzie Youens BSc (Hons) BVSc MRCVS

Lizzie arbeitet seit über zehn Jahren in der Haustierpraxis, in verschiedenen Positionen von kleinen ländlichen Zweigstellen bis hin zu großen Krankenhäusern. Außerdem liest sie gerne, arbeitet im Garten und verbringt Zeit mit ihren kleinen Töchtern. Für Cats.com berichtet sie über Katzenverhalten, Ernährung, Gesundheit und andere Themen.