Jeder Tierhalter kennt Geschichten von Katzen, die schlechtes Wetter angeblich besser voraussagen können als der Wetterdienst. Doch steckt hinter diesen Erzählungen mehr als nur Aberglaube – oder haben Katzen tatsächlich ein Gespür dafür, ob ein Sturm bevorsteht?
Unsere Haustiere sind sehr fein auf ihre Umwelt abgestimmt, und Katzen nehmen viele Veränderungen oft früher wahr als wir Menschen. Wie bei vielen Tieren kann es für sie überlebenswichtig sein, frühzeitig Wetterumschwünge zu erkennen. Bevor wir jedoch unsere Katzen zum Ersatz-Meteorologen ernennen, lohnt sich ein Blick auf ihr Verhalten, ihre feinen Sinne – und darauf, wie sensibel sie auf subtile Veränderungen wie etwa beim Luftdruck reagieren.
Geschichten aus alter Zeit
Das Verhalten von Katzen zur Wettervorhersage heranzuziehen, ist eine Tradition mit langer Geschichte. Seit Jahrhunderten ranken sich Erzählungen um die angeblich übernatürlichen Fähigkeiten von Katzen, Stürme frühzeitig zu erkennen. Schon in der Antike – etwa bei den alten Ägyptern – galten Katzen als verlässliche Begleiter auf See.
Man glaubte, dass sie Unwetter vorausahnen könnten. Es hieß zum Beispiel, dass ein Niesen der Katze Regen ankündige oder dass besonders verspieltes Verhalten ein Hinweis auf einen bevorstehenden Sturm sei.
Modernere Gedanken
Der Aberglaube der Seeleute ist das eine – doch gibt es tatsächlich Hinweise darauf, dass Katzen schlechtes Wetter vorhersagen können? Werfen wir einen Blick auf die möglichen realen Gründe, weshalb sich dieser Glaube über Generationen hinweg gehalten hat.
1. Luftdruck

Kurz bevor ein Sturm aufzieht, fällt der Luftdruck – und Katzen sind in der Lage, diese Veränderungen wahrzunehmen.
Atmosphärische Veränderungen vor Unwettern sind gut bekannt. So sinkt der Luftdruck typischerweise einige Stunden vor einem Gewitter deutlich ab. Untersuchungen zeigen, dass zahlreiche Lebewesen – etwa Motten, Blattläuse¹ oder auch Vögel² – sehr sensibel auf diesen Druckabfall reagieren und ihr Verhalten entsprechend anpassen.
Man geht davon aus, dass es sich bei dieser Reaktion um einen Schutzinstinkt handelt – ein inneres Warnsignal für empfindliche Tiere, sich rechtzeitig vor einem Sturm in Sicherheit zu bringen.
Unsere heutigen Hauskatzen sind auf diesen Instinkt nicht zwingend angewiesen. Als Katzenhalter*innen bieten wir ihnen ausreichend Schutz. Sie haben es sich längst in unseren Wohnungen gemütlich gemacht – und selbst Freigängerkatzen finden in der Regel einen sicheren Ort, um einen Regenschauer abzuwarten.
Die wilden Vorfahren unserer heutigen Hauskatzen waren vermutlich deutlich stärker von Wetterveränderungen betroffen. Der angeborene Instinkt, rechtzeitig Schutz zu suchen, könnte daher auch bei unseren domestizierten Katzen noch immer tief verankert sein.
Das Innenohr einer Katze ist wesentlich empfindlicher als das eines Menschen und befähigt sie dazu, selbst kleinste Luftdruckveränderungen wahrzunehmen. Mit der Zeit haben Katzen offenbar gelernt, dass ein sinkender Luftdruck ein verlässliches Zeichen für herannahendes schlechtes Wetter ist – und reagieren entsprechend.
Das könnte erklären, warum eine Katze, die sonst gerne draußen unterwegs ist, sich an einem stürmischen Tag frühzeitig in ihr warmes Lieblingsplätzchen zurückzieht – lange bevor der erste Tropfen fällt.
Manche Katzen reagieren besonders sensibel auf solche Veränderungen und zeigen bereits vor einem Sturm Anzeichen von Nervosität oder Angst. Möglicherweise verbinden sie das Wetter mit etwas, das ihnen unangenehm ist – etwa mit lauten Donnerschlägen oder heftigem Wind.
2. Sinne
Katzen reagieren deutlich sensibler auf Geräusche und Gerüche als wir Menschen. Als geschickte Jäger kleiner Beutetiere müssen sie ihre Umgebung äußerst präzise und schnell wahrnehmen können. Ein leises Rascheln im Gebüsch oder der feine Geruch einer Maus aus der Ferne – das sind überlebenswichtige Fähigkeiten für diese aufmerksamen Tiere.
Ihr Geruchssinn ist beeindruckend: Katzen besitzen etwa 40-mal mehr Geruchsrezeptoren als wir Menschen. Ihr olfaktorisches System erfüllt dabei eine doppelte Funktion – neben gewöhnlichen Gerüchen nehmen sie auch Pheromone wahr, also chemische Botschaften, die ihnen zur Kommunikation mit Artgenossen dienen.
Auch ihr Gehör ist deutlich weiter entwickelt als unseres. Die Form der Katzenohren hilft dabei, Geräusche gezielt in Mittel- und Innenohr zu leiten und zu verstärken. Zudem nehmen Katzen einen viel größeren Frequenzbereich wahr als wir Menschen.
Es ist gut möglich, dass Katzen bestimmte Geruchssignale wahrnehmen können, die auf einen Wetterumschwung hindeuten – etwa den feinen Geruch von Regen. Auch Blitze erzeugen durch freigesetztes Ozongas einen typischen metallischen Geruch, den Katzen vermutlich frühzeitig registrieren.
Ihr sensibles Gehör wiederum kann das entfernte Grollen eines Donners wahrnehmen, lange bevor wir es überhaupt hören. Solche subtilen Hinweise reichen oft schon aus, damit Ihre Katze schnell ins Haus huscht und sich ein gemütliches, sicheres Plätzchen sucht, um das herannahende Unwetter abzuwarten.
Katzen ruhig und sicher halten

Wenn Ihre Katze bei Gewitter verunsichert reagiert, ist es am besten, sie bei aufziehendem Unwetter im Haus zu behalten.
Wenn Ihre Katze besonders sensibel auf Stürme, Kälte oder Regen reagiert, können Sie mit ein paar einfachen Maßnahmen dazu beitragen, dass sie ruhig und entspannt bleibt. Eine unglückliche oder gestresste Katze zeigt ihr Unbehagen oft deutlich durch Körpersprache: etwa mit buschigem Schwanz, angespannter Haltung oder geweiteten Augen.
Tipps, wie Sie Ihre Katze sicher und entspannt halten können:
- Bleiben Sie selbst ruhig. Katzen nehmen unsere Körpersprache und Stimmung sehr genau wahr – je gelassener Sie sind, desto entspannter bleibt auch Ihre Katze.
- Halten Sie Ihre Katze im Haus, wenn sich schlechtes Wetter ankündigt. Falls Ihre Katze es nicht mag, eingesperrt zu sein, sorgen Sie für einen gut erreichbaren, überdachten Rückzugsort im Freien.
- Richten Sie ein gemütliches Versteck ein. Ideal ist ein geschlossener Schlafplatz an einem dunklen, ruhigen Ort. Katzen fühlen sich besonders sicher, wenn sie erhöht liegen können – ein Platz weiter oben wird gern angenommen.
- Seien Sie in ihrer Nähe. Wenn Ihre Katze sich versteckt, lassen Sie sie in Ruhe – aber seien Sie da, wenn sie Zuspruch, Streicheleinheiten oder Ablenkung durch Spielzeug sucht.
- Dämpfen Sie Umgebungsgeräusche. Fernseher, Radio oder ruhige Musik können helfen, das Grollen von Donner oder prasselnden Regen abzuschwächen.
- Nutzen Sie Pheromon-Diffusoren. Diese können Ihrer Katze ein Gefühl von Sicherheit und Entspannung vermitteln.
- Sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt, wenn Ihre Katze bei stürmischem Wetter sehr unruhig wird. Beruhigende Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente könnten helfen.
- Lassen Sie Ihre Katze chippen. Sollte sie sich erschrecken und weglaufen, kann sie durch den Mikrochip leichter zu Ihnen zurückgebracht werden.
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Wettervorhersage durch Insekten: verändertes Sexualverhalten als Reaktion auf Luftdruckänderungen. PLoS One. 2. Oktober 2013;8(10):e75004. doi: 10.1371/journal.pone.0075004. eCollection 2013.Pellegrino AC 1 , Peñaflor MF, Nardi C, Bezner-Kerr W, Guglielmo CG, Bento JM, McNeil JN
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Umwelt, Verhalten und Physiologie: Nutzen Vögel den Luftdruck, um Stürme vorherzusagen? J Exp Biol. 2013 Jun 1;216(Pt 11):1982-90. doi: 10.1242/jeb.081067.Breuner CW, Sprague RS, Patterson SH, Woods HA