Macht Katzenminze Katzen high?

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Viele Menschen kennen die intensive Reaktion, die Katzen auf das Kraut Katzenminze zeigen. Nachdem sie daran geschnuppert haben, geraten viele Katzen regelrecht in Aufregung – sie wälzen sich, reiben sich an Gegenständen, miauen oder schnurren lautstark und sabbern manchmal sogar. Dieses Verhalten erinnert viele Menschen an die Wirkung bestimmter Rauschmittel beim Menschen.

Bis vor Kurzem war unklar, welcher Mechanismus hinter dieser Reaktion von Katzen steckt. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass sie durch die Ausschüttung körpereigener Substanzen – sogenannter Endorphine – ausgelöst wird, die ein „natürliches Hochgefühl“ hervorrufen.

In diesem Artikel schauen wir uns Katzenminze genauer an, werfen einen Blick auf aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu ihrer Wirkung und klären, was das für die Sicherheit und mögliche Abhängigkeit Ihrer Katze bedeutet.

Was ist Katzenminze?

Katzenminze (Nepeta cataria), ein mehrjähriges Kraut aus der Familie der Minzen, ist auch unter den Namen Katzenminze oder Katzenkraut bekannt. Sie stammt ursprünglich aus Teilen Europas, dem Nahen Osten und Asien und wurde von europäischen Siedlern nach Nordamerika gebracht.

Die Pflanze kann bis zu einem Meter hoch wachsen. Sie hat vierkantige Stängel, graugrüne Blätter mit grob gezähnten Rändern und kleine, duftende Blüten in Rosa oder Weiß, die vom Frühling bis in den Herbst hinein blühen.

Katzenminze und einige andere Pflanzen, wie zum Beispiel die Silberrebe, bilden sogenannte Iridoide – Substanzen, die Insekten abwehren. Das funktioniert entweder direkt durch Abschreckung oder indirekt, indem sie deren Parasiten oder natürliche Feinde anlocken. Der Wirkstoff in Katzenminze, der speziell auf Katzen anziehend wirkt, heißt Nepetalacton.

Im Handel gibt es verschiedene Produkte mit Katzenminze für Haustiere, etwa Spielzeuge, Sprays oder Öle. Katzenminze lässt sich auch gut zu Hause anbauen und kann frisch oder getrocknet an Katzen verfüttert werden. Mit der Zeit verliert sie allerdings an Wirkung. Um den Effekt für Ihre Katze möglichst lange zu erhalten, sollten Sie die Katzenminze zwischen den Anwendungen luftdicht verschlossen aufbewahren – sie kann auch eingefroren werden.

Was ist ein ‚High‘?

„High werden“ bedeutet, den geistigen Zustand oder das Bewusstsein so zu verändern, dass ein intensives Gefühl von Erregung, Wohlbefinden und Glück entsteht. Dieses Empfinden wird auch als „Euphorie“ bezeichnet. Es gibt verschiedene Wege, diesen Zustand zu erreichen – häufig ist er jedoch mit dem Konsum von Drogen verbunden.

Welche Wirkung hat Katzenminze auf Katzen?

Die meisten Katzen reagieren auf Katzenminze zunächst mit Hyperaktivität und Aufregung, bevor sie anschließend ruhig und entspannt erscheinen. Diese Reaktion wird häufig mit den Effekten von Marihuana verglichen und damit, wie Menschen „high“ werden.

Wenn man einer Katze Katzenminze anbietet, beginnt sie in der Regel damit, daran zu schnüffeln, zu lecken und zu kauen. Danach reibt sie sich mit Kopf und Körper intensiv daran, oft mit wiederholtem Wälzen. Einige Katzen geben dabei Laute von sich oder rasen durch die Gegend – was den Eindruck erwecken kann, als würde Katzenminze Halluzinationen auslösen.

Die Wirkung wird durch den Geruch des Nepetalactons ausgelöst, das von der Pflanze freigesetzt wird – nicht durch das Fressen der Pflanze (auch wenn viele Katzen sie zusätzlich ablecken oder fressen).

Die Wirkung von Katzenminze hält etwa zehn Minuten an. Danach dauert es mindestens ein paar Stunden, bis die Katze wieder darauf anspricht. Kätzchen reagieren erst ab einem Alter von etwa sechs bis acht Wochen auf Katzenminze – und häufig entwickelt sich eine vollständige Reaktion erst im Alter von drei bis sechs Monaten.

Nur etwa zwei Drittel aller Katzen reagieren überhaupt auf Katzenminze. Ob eine Katze darauf anspricht oder nicht, ist genetisch bedingt und wird vererbt. Eigenschaften wie Rasse, Geschlecht oder Fellfarbe erlauben dabei keine verlässliche Vorhersage.

Macht Katzenminze high?

Katzenminze hat normalerweise eine beruhigende oder sedierende Wirkung bei Menschen, die sie als Tee trinken, kauen oder rauchen.

Kann man die Frage, ob Katzenminze Katzen „high“ macht, beantworten, indem man ihre Wirkung auf Menschen untersucht? Über die Jahre hinweg haben Menschen Katzenminze zu Freizeit- und medizinischen Zwecken verwendet – etwa als Tee, zum Rauchen oder Kauen. Beim Menschen wirkt Katzenminze in der Regel beruhigend oder einschläfernd, also anders als die euphorische Reaktion, die bei Katzen zu beobachten ist.

Traditionell wurde Katzenminze als Heilmittel gegen Säuglingskoliken, Blähungen, Kopfschmerzen, Angstzustände und auch als schmerzlinderndes Tonikum eingesetzt. In den 1960er Jahren wurde sie gelegentlich als Ersatz oder Zusatzstoff zu Marihuana geraucht – ihr wurde nachgesagt, visuelle und akustische Halluzinationen hervorzurufen. Für Katzen gibt es allerdings keine Belege dafür, dass sie unter dem Einfluss von Katzenminze Halluzinationen erleben.

Wie macht Katzenminze Katzen high?

Die Reaktion von Katzen auf Katzenminze wird häufig mit dem Verhalten rolliger Katzenweibchen (Östrus) verglichen. Lange Zeit wurde angenommen, dass das Nepetalacton – wenn es von Katzen eingeatmet wird – bestimmte Bereiche im Gehirn beeinflusst, insbesondere die Amygdala und den Hypothalamus, und zwar ähnlich wie sexuelle Pheromone bei Katzen. Inzwischen liefern neuere Forschungen jedoch eine andere Erklärung.

Wie bereits erwähnt, produzieren mehrere Pflanzen sogenannte Iridoidverbindungen, um sich gegen pflanzenfressende Insekten zu schützen. Sowohl das Nepetalacton aus der Katzenminze als auch das Nepalectol aus dem Silberwein lösen bei Katzen die typische euphorische Reaktion aus. Eine aktuelle Studie zum Silberwein hat nun neue Erkenntnisse darüber gebracht, warum diese Pflanzen bei Katzen ein „High“-Gefühl hervorrufen.

Der Kontakt mit dem chemischen Stoff Nepalectol aus der Silberrebe führte bei Katzen zu einem deutlichen Anstieg des Endorphinspiegels im Blut. Endorphine wirken über das körpereigene Opioidsystem, indem sie Freude auslösen und Schmerzen lindern. Die Rezeptoren, die durch Endorphine aktiviert werden, sind dieselben, an denen auch Substanzen wie Morphin oder Heroin ansetzen.

Die Studie belegte außerdem, dass Nepalectol seine Wirkung tatsächlich über das Opioidsystem entfaltet: Verabreichte man den Katzen vor dem Kontakt mit der Pflanze einen Opioidblocker (Naloxon), reagierten sie nicht mehr auf die Silberrebe. Daraus lässt sich schließen, dass Katzen durch Nepalectol einen rauschähnlichen Zustand erleben – ausgelöst jedoch durch ihre eigenen, natürlich produzierten Endorphine.

Macht Katzenminze auch Wildkatzen high?

Nicht nur die meisten unserer Hauskatzen reagieren auf Katzenminze, sondern auch viele andere Mitglieder der Katzenfamilie. Große Wildkatzen wie Leoparden, Jaguare, Luchse und Löwen zeigen nachweislich eine euphorische Reaktion auf Katzenminze und Silberranke – bei Tigern fällt diese Reaktion hingegen meist schwach oder gar nicht aus.

Man nimmt an, dass Katzen, die sich von Katzenminze und ähnlichen Pflanzen wie der Silberrebe angezogen fühlen, dadurch einen evolutionären Vorteil haben. Wenn sie sich an diesen Pflanzen reiben, übertragen sich die insektenabweisenden Iridoidverbindungen – wie zum Beispiel Nepetalacton – auf ihr Fell, vor allem im Kopf- und Nackenbereich.

Ein Experiment zeigte, dass deutlich weniger Mücken auf Katzen landeten, nachdem sie sich in Silberranken gewälzt hatten. Dieses Verhalten ist für Katzen also nicht nur angenehm, sondern verschafft ihnen auch einen wirksamen Schutz vor stechenden Insekten. Das ist besonders hilfreich, wenn man bedenkt, dass viele Wildkatzen ihre Beute oft durch hohes Gras verfolgen.

Ist Katzenminze sicher?

Die gute Nachricht für Katzen überall: Katzenminze gilt als unbedenklich! Ein gewisses Maß an Vorsicht ist jedoch ratsam – wenn Katzen große Mengen davon fressen, kann das zu Erbrechen und Durchfall führen. Achten Sie daher darauf, dass Ihre Katze nicht zu viel davon aufnimmt.

Die Reaktion auf Katzenminze hängt nicht von der Dosis ab. Es reicht eine geringe Menge, um die körpereigene Endorphinausschüttung anzustoßen – eine stärkere oder verlängerte Reaktion tritt nicht ein, wenn die Katze danach noch mehr davon schnuppert. Das bedeutet auch: Eine tödliche Überdosis Katzenminze ist nicht möglich – im Gegensatz zu Opioiden.

Auch die American Association of Feline Practitioners (AAFP) und die International Society of Feline Medicine (ISFM) stufen Katzenminze als unbedenklich ein. In ihren Richtlinien für einen katzenfreundlichen Umgang empfehlen sie den Einsatz von Spielzeug mit Katzenminze – etwa zur Vorbereitung auf Tierarztbesuche oder zur Gewöhnung an Untersuchungen zu Hause und in der Transportbox.

Macht Katzenminze süchtig?

Die gute Nachricht: Katzenminze macht nicht süchtig. Sie regt zwar das Opioidsystem der Katze an, tut dies aber über die natürlichen Endorphine des Körpers. Entzugserscheinungen sind daher nicht zu befürchten.

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  9. www.thespruce.com

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Dr. Louise Barnes MRCVS

Louise verbrachte die ersten Jahre nach ihrem Abschluss in Lancashire, wo sie Nutztiere und Haustiere behandelte. Nach ihrem Umzug nach Cambridgeshire arbeitete sie in einem Krankenhaus, wo sie sich um Kleintiere kümmerte und sich besonders auf Dermatologie konzentrierte. Louise arbeitet derzeit als Vertretungsärztin und schreibt Verhaltens- und Ernährungsartikel für Cats.com.