Katzen entwickeln eine besonders enge Bindung zu ihren menschlichen Bezugspersonen – oft hält diese Verbindung ein Leben lang. Da sie viel Zeit mit Ihnen verbringen, nehmen sie Ihre täglichen Abläufe, Ihre Stimmung und Ihre Körpersprache sehr aufmerksam wahr. Das wirft die Frage auf: Sind sie womöglich so sensibel, dass sie erkennen, wenn es Ihnen gesundheitlich nicht gut geht?
Viele Menschen berichten, dass ihre Katze eine Krankheit bemerkt hat – noch bevor sie selbst davon wussten. Doch ist das wirklich denkbar? Lesen Sie weiter und erfahren Sie, auf welche Weise Katzen möglicherweise Veränderungen im Gesundheitszustand ihrer Besitzer wahrnehmen können.
Können Katzen körperliche Erkrankungen spüren?
Katzen sind für ihren feinen Geruchssinn bekannt. Es wurde festgestellt, dass sie in der Lage sind, Veränderungen von Pheromonen wahrzunehmen, die der menschliche Körper aussendet.
Pheromone sind chemische Substanzen, die außerhalb des Körpers abgegeben werden und bei Artgenossen eine soziale Reaktion hervorrufen. Sie ähneln Hormonen, wirken jedoch außerhalb des Körpers!
Wenn Menschen erkranken und es im Körper durch den Zerfall von Zellen zu chemischen Veränderungen kommt, ist gut belegt, dass Katzen diese hormonellen Veränderungen mit ihrem feinen Geruchssinn wahrnehmen können.
Welche Krankheiten können Katzen riechen?
1. Krebs
Je nach Art und Stadium des Krebses kann dies unterschiedlich ausfallen – sicher ist jedoch, dass Tumore die Zusammensetzung der betroffenen Zellen und Organe verändern und dadurch chemische Veränderungen im Körper auslösen können. Wie bereits erwähnt, verfügen Katzen über einen feinen Geruchssinn für hormonelle Veränderungen und Pheromone (außerhalb des Körpers wirkende Hormone) – und könnten solche Veränderungen beim Menschen durchaus wahrnehmen.
Andere Krebsarten können das Verhalten beeinflussen – etwa ein Gehirntumor, der sich auf Persönlichkeit oder Verhalten auswirkt, oder Lungenkrebs, der Atmung und Hustenfrequenz verändert. Katzen nehmen solche Veränderungen mit großer Wahrscheinlichkeit durch die Körpersprache und das Verhalten ihrer Bezugsperson wahr.
2. Herzinfarkt
Ein Herzinfarkt ist mit starken Schmerzen verbunden. Ein Mensch, der einen solchen erleidet, kann vor Schmerz aufschreien und kollabieren. Katzen erkennen Schmerz bei Menschen mit großer Sicherheit – sie sind geübt darin, Gesichtsausdrücke zu deuten, vor allem wenn diese von Lauten begleitet werden. Katzen, die sich eng an Sie kuscheln oder auf Ihrem Schoß liegen, können unter Umständen auch einen unregelmäßigen oder beschleunigten Herzschlag wahrnehmen, der einem Herzinfarkt vorausgehen kann.
3. Bluthochdruck
Hypertonie – also Bluthochdruck – äußert sich häufig durch Kurzatmigkeit und einen beschleunigten Puls. Ihre Katze wird mit hoher Wahrscheinlichkeit wahrnehmen, wenn sich Ihre Atemfrequenz verändert. Legt sie sich zum Kuscheln auf Ihre Brust, kann sie Ihren erhöhten Puls vermutlich deutlich spüren.
Können Katzen psychische Erkrankungen spüren?

Katzen sind äußerst geschickt in der nonverbalen Kommunikation – sie verstehen Körpersprache und Mimik besonders gut.
Katzen sind äußerst sensibel für Veränderungen in Körpersprache, Gesichtsausdruck und Stimmung. Wissenschaftliche Studien belegen, dass sie in der Lage sind, menschliche Emotionen wie Wut oder Freude zu erkennen. Wenn ihr Mensch also an einer psychischen Erkrankung wie Angst oder Depression leidet, wird sich sein Verhalten vermutlich verändern – und aufgrund der engen Bindung wird die Katze diese Abweichungen sehr wahrscheinlich bemerken.
Katzen neigen möglicherweise dazu, Stimmungsschwankungen nachzuahmen oder suchen verstärkt Ihre Nähe, wenn sie spüren, dass es Ihnen nicht gut geht. Ihr Verhalten spiegelt häufig das ihres Menschen wider – je gestresster Sie sind, desto angespannter kann auch Ihre Katze reagieren.
Wenn Katzen einen finsteren oder verärgerten Gesichtsausdruck bei Ihnen wahrnehmen, versuchen sie möglicherweise, Sie aufzumuntern und Ihnen Trost zu spenden – etwa, indem sie sich an Sie schmiegen oder sanft an Ihnen reiben.
Sagen Ihnen Katzen, wenn Sie krank sind?
Katzenhalter berichten immer wieder von auffälligen Verhaltensänderungen ihrer Tiere, wenn sie selbst oder ein Familienmitglied krank waren. Solche anekdotischen Beobachtungen zeigen, dass Katzen in solchen Situationen häufig besonders aufmerksam, anhänglich und fürsorglich werden – sie miauen öfter, schnurren intensiver und suchen deutlich mehr Nähe als gewöhnlich.
Wenn Familienangehörige aufgrund einer ernsthaften Verschlechterung des Gesundheitszustands eines Katzenhalters unter Stress stehen, kann sich dieser Stress auch auf die Katze übertragen. Mögliche Anzeichen dafür sind Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust oder vermehrtes Miauen und andere Lautäußerungen.
Können Katzen den Tod spüren?
Es ist bislang wenig darüber bekannt, wie Katzen den nahenden Tod wahrnehmen könnten. Man vermutet jedoch, dass sie ihren ausgeprägten Geruchssinn nutzen, um den körperlichen Verfall zu erkennen – etwa, wenn Organe versagen. Ein sterbender Mensch könnte bestimmte Pheromone oder andere chemische Stoffe abgeben, die Katzen mit ihren feinen Sinnen wahrnehmen. Da bekannt ist, dass Katzen in der Lage sind, bestimmte Krankheiten über Gerüche zu erkennen, erscheint es durchaus plausibel, dass sie auch chemische Veränderungen bemerken, die kurz vor dem Tod eines Menschen auftreten.
Im New England Journal of Medicine berichtete ein Arzt über eine bemerkenswerte Katze namens Oscar, die in einem Pflegeheim in Providence, Rhode Island, lebte und sich um todkranke Bewohner kümmerte. Oscar war nicht nur ein treuer Begleiter für die Bewohner und das Pflegepersonal, sondern schien auch einen besonderen Sinn dafür zu haben, wenn jemand im Sterben lag. Häufig sprang er auf das Bett eines Bewohners, schmiegte sich an ihn – und tatsächlich verstarben viele dieser Menschen kurze Zeit später.
Der behandelnde Arzt der Einrichtung vermutete, dass Oscar entweder besonders sensibel auf Veränderungen der Pheromone der Patienten reagierte oder in der Lage war, Temperaturveränderungen wahrzunehmen – da viele Menschen kurz vor dem Tod zu frösteln beginnen.
Das Fazit

Katzen entwickeln eine enge Bindung zu ihren Haltern und können unter Umständen feine Veränderungen in deren Gesundheitszustand wahrnehmen.
Katzen können auf vielfältige Weise wahrnehmen, wenn Menschen krank sind. Sie nehmen zum Beispiel chemische Veränderungen im Körpergeruch wahr, die sich auf die Pheromone auswirken, oder bemerken feine Veränderungen in der Körpersprache, im Gesichtsausdruck oder sogar in der Körpertemperatur.
Katzen sind äußerst feinfühlige Tiere, und ihre enge Beziehung zu ihren Haltern ermöglicht es ihnen vermutlich, selbst kleinste Veränderungen bei ihren Bezugspersonen sehr schnell wahrzunehmen. Sie zeigen dies oft, indem sie besonders aufmerksam sind oder Stimmungen spiegeln. Wie Oscar eindrucksvoll gezeigt hat, können sie dabei erstaunlich präzise sein!
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Vitale Shreve, KR, et al (2017) Stress, Sicherheit und Geruch: Der Einfluss chemischer Signale auf das Sozialleben von Hauskatzen und Auswirkungen auf angewandte Umgebungen. Applied Animal Behaviour Science, Vol 187: 69-76. Abgerufen am 20. Januar 2023
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Quaranta, A., et al. (2020) Emotion Recognition in Cats. Animals (Basal), 10(7): 1107. Abgerufen am 23. Januar 2023