Eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen ist die Geschichte unseres Familienkaters Tigger, der eines Abends spurlos verschwand. Am nächsten Morgen hörten die Nachbarn seine kläglichen Rufe – er saß in einem Baum fest, mitten im nahegelegenen Waldstück.
Alle Versuche, ihn mit Rufen oder Leckerlis herunterzulocken, scheiterten. Schließlich rückte die örtliche Feuerwehr an und brachte ihn wohlbehalten zurück auf festen Boden.
Angesichts der Tatsache, dass Katzen als hervorragende Kletterer gelten, fragt man sich: Warum bleiben sie eigentlich so häufig in Bäumen stecken?
In diesem Artikel schauen wir uns an, warum Katzen manchmal nicht mehr von allein herunterkommen – und was Sie tun können, wenn Ihre eigene Katze in einem Baum festsitzt.
Warum klettern Katzen auf Bäume?
Katzen haben einen natürlichen Instinkt, sich erhöhte Plätze zu suchen – denn von dort aus haben sie einen sicheren Rückzugsort und gleichzeitig einen guten Überblick über ihre Umgebung.
Höhen bieten Schutz vor potenziellen Gefahren und ermöglichen es Katzen, Jagdmöglichkeiten frühzeitig zu erkennen.
Oft flüchten Katzen auf Bäume, um größeren Tieren oder bedrohlichen Situationen zu entkommen. Manche landen auch nach einer Jagdverse direkt in den Ästen.
Und dann gibt es Katzen, die schlicht aus Neugier klettern – weil sie ihre Umgebung erkunden und dabei neue Reize erleben wollen.
Sind Katzen wirklich gute Kletterer?
Mitglieder der Katzenfamilie sind hervorragend an das Klettern angepasst. Mit ihren einziehbaren Krallen können sie sich sicher im Baumstamm festkrallen, während sie sich mit kräftigen Hinterläufen nach oben abstoßen.
Während große Wildkatzen wie Löwen oder Tiger nur selten auf Bäume klettern, verbringen kleinere Wildkatzenarten einen Großteil ihrer Zeit hoch oben in den Baumkronen.
Die Schwierigkeiten beginnen für viele Katzen erst dann, wenn sie den Baum wieder verlassen wollen. Vielleicht haben Sie schon beobachtet, dass Ihre Katze lieber springt, als vorsichtig herunterzuklettern – selbst aus beachtlicher Höhe.
Zwar sind Katzen bekannt dafür, sicher auf ihren Pfoten zu landen, doch ein Sprung aus großer Höhe kann trotzdem zu Verletzungen führen.
Anders als Tiere wie Eichhörnchen – die Ihre Katze vielleicht überhaupt erst auf den Baum getrieben haben – können Katzen in der Regel nicht kopfüber vom Baum klettern.
Ihre Krallen sind optimal zum Hinaufklettern geeignet, zeigen aber in die falsche Richtung, wenn es rückwärts nach unten gehen soll. Das erschwert den Halt am Stamm.
Daher bleibt vielen Katzen nichts anderes übrig, als rückwärts den Baumstamm hinunterzuklettern oder einen riskanten Sprung zu wagen.
Können Katzen von Bäumen herunterklettern?
Interessanterweise gibt es nur drei Wildkatzenarten, die über besondere körperliche Merkmale verfügen, mit denen sie kopfüber von Bäumen herunterklettern können: die Langschwanzkatze, die Marmorkatze und der Nebelparder.
Diese Arten besitzen einzigartige Anpassungen, etwa Knöchelgelenke in den Hinterbeinen, die sich um bis zu 180 Grad drehen lassen. Zusätzlich verfügen sie über große, gut gepolsterte Pfotenballen, die ihnen helfen, sich sicher und beweglich durch die Baumkronen zu bewegen.
Warum bleiben Katzen auf Bäumen hängen?

Katzen bleiben manchmal auf Bäumen „stecken“, weil sie nicht wissen, wie sie wieder sicher nach unten gelangen – oder weil sie Angst haben, den Rückweg anzutreten.
Oft sind sie auf der Flucht vor Hunden oder anderen Bedrohungen, haben bei der Jagd zu hoch hinaus gewollt oder waren einfach etwas zu abenteuerlustig. Ist der Baum dann zu hoch, um gefahrlos herunterzuspringen, wird es problematisch.
Viele Katzen realisieren nicht, dass sie rückwärts absteigen müssten – und verweilen stattdessen in luftiger Höhe, überfordert von der Situation.
In manchen Fällen sieht es zwar so aus, als seien sie physisch blockiert, tatsächlich entscheiden sie sich aber bewusst fürs Obenbleiben – weil sie sich dort sicherer fühlen und die Gefahr am Boden noch als präsent empfinden.
Katzen, denen die Krallen entfernt wurden, leben in der Regel ausschließlich im Haus. Wenn sie jedoch einmal entwischen und auf einen Baum klettern, ist das Risiko besonders hoch, dass sie nicht mehr herunterkommen.
Auch ohne Krallen schaffen es viele Katzen, einen Baum hinaufzuklettern – allerdings fehlt ihnen dann der nötige Halt, um rückwärts wieder hinunterzuklettern. Dadurch können sie sich oben schnell in einer ausweglosen Situation wiederfinden.
Katzen, denen die Krallen entfernt wurden, sind meist nicht an das Leben im Freien gewöhnt – was zusätzlich dazu führt, dass sie sich draußen unsicher fühlen. In einer Stresssituation entscheiden sie sich daher oft dafür, in der Höhe zu bleiben, weil es sich dort vermeintlich sicherer anfühlt.
Die Entfernung der Krallen ist eine schmerzhafte Verstümmelung und beeinträchtigt die natürliche Fähigkeit der Katze, sich zu verteidigen oder zu klettern. Auch deshalb gilt sie als tierschutzwidrig und wird nicht empfohlen – im Interesse unserer Katzengefährten.
Woran erkenne ich, dass meine Katze in einem Baum festsitzt?
Katzen können mehrere Stunden – manchmal sogar länger – ohne Futter und Wasser auskommen. Doch wenn sie zu lange in einem Baum ausharren müssen, werden sie zunehmend hungrig, dehydriert und erschöpft.
Folgende Anzeichen deuten darauf hin, dass Ihre Katze nicht freiwillig im Baum geblieben ist:
- Sie befindet sich bereits seit mehreren Stunden oder über Nacht im Baum.
- Sie wirkt gestresst – durch lautes Miauen, Jaulen oder ruheloses Hin- und Herumlaufen.
- Sie macht Anstalten zu springen, hält aber immer wieder im letzten Moment inne.
Solche Anzeichen sollten ernst genommen werden – sie zeigen, dass Ihre Katze Hilfe braucht.
Was tun, wenn Ihre Katze auf einem Baum festsitzt?
Zunächst einmal: Bleiben Sie ruhig! Katzen sind hervorragende Kletterer, und es passiert nur sehr selten, dass sie unbeabsichtigt vom Baum stürzen.
Wenn Sie selbst nervös oder gestresst wirken, kann sich diese Anspannung auf Ihre Katze übertragen – und sie noch zögerlicher machen, den Baum zu verlassen.
In vielen Fällen finden Katzen mit etwas Zeit und Ruhe selbst den Weg nach unten. Beobachten Sie sie aus der Entfernung und geben Sie ihr die Chance, es allein zu versuchen.
Schauen Sie sich in der Umgebung genau um – vielleicht gibt es etwas, das Ihre Katze verunsichert oder sie davon abhält, den Baum zu verlassen.
Das kann ein bellender Hund, ein lauter Rasenmäher oder sogar einfach zu viel Trubel sein. Entfernen Sie mögliche Störfaktoren oder warten Sie, bis es ruhiger wird – zum Beispiel in den Abendstunden.
Oft reicht es aus, dass die Umgebung still und friedlich ist, damit Ihre Katze den Mut fasst, selbstständig wieder herunterzuklettern.
Rufen Sie Ihre Katze mit ruhiger, beruhigender Stimme – das gibt ihr Sicherheit und kann sie dazu ermutigen, sich nach unten zu bewegen.
Legen Sie zur Sicherheit weiche Unterlagen wie Decken, Kissen oder eine Matratze unter den Baum, damit Ihre Katze im Falle eines Sprungs weich landet.
Sie können außerdem versuchen, sie mit besonders verlockendem Futter – etwa Thunfisch oder ihren Lieblingsleckerlis – anzulocken. Der intensive Geruch kann sie motivieren, selbstständig herunterzukommen.
Auch Spielzeuge oder ein Laserpointer (vorsichtig eingesetzt!) können helfen, sie langsam in Richtung Boden zu führen – sofern sie sich in Reichweite befinden und der Weg sicher ist.
Manche empfehlen, eine Katzenbox mithilfe eines Seils über einen Ast nach oben zu ziehen – gefüllt mit Leckerlis oder Futter, um die Katze hineinzulocken, und sie anschließend vorsichtig wieder abzusenken.
Diese Methode klingt kreativ, birgt aber Risiken: Die Box kann kippen oder ins Wanken geraten, was die Katze erschreckt oder sogar zu einem Sturz führen kann.
Aus Sicherheitsgründen sollte auf solche improvisierten Rettungsversuche besser verzichtet werden.
Sollte ich selbst auf den Baum klettern, um meine Katze zu retten?

In manchen Situationen kann es möglich sein, Ihre Katze mithilfe einer stabilen Leiter zu erreichen – aber dabei ist große Vorsicht geboten. Sie sollten weder sich selbst noch Ihre Katze gefährden.
Wenn alle anderen Methoden, Ihre Katze vom Baum herunterzulocken, erfolglos bleiben, erscheint es vielleicht naheliegend, selbst einzugreifen. Doch das Klettern auf einen Baum oder eine hohe Leiter ist nicht ungefährlich – weder für Sie noch für Ihre Katze.
Solche Rettungsversuche sollten im Idealfall von Fachleuten durchgeführt werden. Wenn Sie dennoch selbst aktiv werden wollen, tun Sie das nur, wenn Sie körperlich in der Lage sind, über geeignetes Equipment verfügen und eine zweite Person zur Absicherung dabei ist.
Bedenken Sie, dass Ihre Katze erschrecken und sich noch weiter nach oben flüchten könnte – besonders dann, wenn sich ihr ein Mensch oder sogar ein fremder Helfer nähert.
Wenn Sie sich dennoch dafür entscheiden, selbst zu klettern, sollten Sie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen treffen: Tragen Sie langärmelige Kleidung und Handschuhe, um sich vor möglichen Kratzern zu schützen, falls Ihre Katze in Panik gerät.
Nehmen Sie idealerweise eine Transportbox mit nach oben. Versuchen Sie, Ihre Katze vorsichtig hineinzusetzen, bevor Sie den Abstieg wagen. Das reduziert die Gefahr, dass sie sich windet oder aus Ihren Armen springt – und verhindert Verletzungen bei beiden Seiten.
Auch wenn wir aus Filmen gern das Bild der Feuerwehr kennen, die beherzt eine Katze aus dem Baum rettet, sieht die Realität meist anders aus: Viele Feuerwehren sind heutzutage stark ausgelastet und müssen ihre Ressourcen für menschliche Notfälle freihalten.
In einem solchen Fall ist es sicherer – und oft auch erfolgversprechender –, sich an ein örtliches Tierheim oder eine Tierrettungsorganisation zu wenden. Diese Stellen verfügen häufig über Erfahrung mit der Rettung von Katzen aus Bäumen oder können Ihnen seriöse Kontakte vor Ort vermitteln.
Eine hilfreiche Anlaufstelle ist auch catinatreerescue.com, wo Sie ein weltweites Verzeichnis qualifizierter Kletterprofis (z. B. Baumpfleger:innen) finden, die auf die Rettung von Katzen spezialisiert sind.
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petmd.com
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wildcatconservation.org
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https://nationalzoo.si.edu/animals/clouded-leopard