Es gibt kaum etwas Herzzerreißenderes, als mitzuerleben, wie ein Haustier trauert – sei es nach dem Tod seines Menschen oder eines tierischen Gefährten.
Viele Tiere zeigen in solchen Momenten deutliche Anzeichen von Kummer, und dieser kann über Wochen oder sogar Monate anhalten.
Immer wieder hört man von berührenden Fällen, in denen Katzen kurz nach dem Verlust ihres Besitzers oder eines engen tierischen Freundes ebenfalls gestorben sind.
Das wirft die Frage auf: Können Katzen tatsächlich an einem gebrochenen Herzen sterben?
In diesem Artikel gehen wir der Sache auf den Grund.
Das Broken-Heart-Syndrom bei Katzen – Mythos oder Realität?
Die Takotsubo-Kardiomyopathie, auch bekannt als Broken-Heart-Syndrom oder stressbedingte Kardiomyopathie, ist eine vorübergehende Schwächung des Herzmuskels – genauer gesagt der linken Herzkammer.
Beim Menschen ist diese Erkrankung gut dokumentiert. Sie tritt typischerweise nach plötzlichem, massivem emotionalen oder körperlichen Stress auf – etwa nach dem Tod eines geliebten Menschen.
Genau deshalb wird diese Erkrankung auch Broken-Heart-Syndrom genannt – sie beschreibt eine Form von Herzschwäche, die durch intensiven emotionalen Stress und Trauer ausgelöst werden kann.
Bei Katzen ist dieser Zustand bislang jedoch nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Es gibt derzeit keine Belege dafür, dass sie ebenfalls an dieser spezifischen Form der Herzmuskelschwäche erkranken.
Wir wissen, dass Katzen für viele der gleichen Krankheiten anfällig sein können wie wir Menschen – doch in Bezug auf das Broken-Heart-Syndrom fehlen bislang wissenschaftliche Nachweise.
Es ist jedoch gut vorstellbar, dass Katzen – wie auch andere Haustiere – unter starkem emotionalem Stress leiden können, wenn sie eine enge Bezugsperson oder einen tierischen Gefährten verlieren.
In solchen Fällen könnte der seelische Schmerz möglicherweise so intensiv sein, dass er körperliche Folgen hat – etwa in Form von Herzversagen oder sogar einem Herzinfarkt.
Können Katzen wirklich an einem gebrochenen Herzen sterben?
Auch wenn das Broken-Heart-Syndrom bei Katzen bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist, gibt es zahlreiche berührende Geschichten über Haustiere, die nach einem schweren Verlust verstorben sind.
Vielleicht haben Sie selbst schon von Hunden oder Katzen gehört, die sich nach dem Tod ihres engsten Gefährten zurückziehen, das Fressen verweigern – oder sich regelrecht aufgeben und still versterben.
Diese Einzelfälle lassen sich medizinisch oft nicht eindeutig erklären, zeigen aber eindrücklich, wie tief Tiere empfinden – und wie stark eine enge Bindung ihr Wohlbefinden beeinflussen kann.
Auch wenn es sich nicht um ein medizinisch klassifiziertes Broken-Heart-Syndrom handelt, ist es durchaus möglich, dass plötzlicher emotionaler Stress oder Aufregung eine bestehende Erkrankung auslöst oder verschlimmert – besonders bei älteren Tieren, die einen Verlust erlitten haben.
Häufig liegt eine Grunderkrankung vor, etwa eine chronische Nierenerkrankung, die zunächst unauffällig verlaufen kann. Kommt dann starker Stress hinzu, kann es passieren, dass die Katze nicht mehr frisst oder trinkt – was den Gesundheitszustand rapide verschlechtert und in manchen Fällen lebensbedrohlich wird.
Plötzlicher emotionaler Stress – wie etwa der Verlust eines vertrauten Menschen oder tierischen Gefährten – kann bei Katzen dazu führen, dass sie nicht mehr fressen oder trinken.
Schon dieser Nahrungsentzug allein kann innerhalb weniger Tage zu einer schweren Dehydrierung führen, die lebensbedrohlich werden kann.
Wenn eine Katze drei bis vier Tage lang nichts frisst, besteht zudem die Gefahr einer Fettlebererkrankung (hepatische Lipidose). Diese ernsthafte Stoffwechselstörung kann tödlich enden, wenn sie nicht umgehend tierärztlich behandelt wird.
Anzeichen dafür, dass Ihre Katze trauert

Der Verlust eines engen Gefährten ist für jedes Lebewesen eine tiefgreifende Erfahrung – und genau wie wir Menschen trauert auch jede Katze auf ihre eigene Weise.
Manche Katzen reagieren auf Trauer mit verändertem Verhalten oder Appetitlosigkeit, während andere scheinbar ganz normal weitermachen.
Grundsätzlich ähneln die Symptome der Trauer bei Katzen oft den typischen Anzeichen von Stress oder Angst.
Mögliche Anzeichen von Trauer bei Katzen können sein:
- Verhaltensveränderungen – etwa ungewohnt starke Anhänglichkeit oder Rückzug
- Veränderter Schlafrhythmus – Ihre Katze schläft deutlich mehr oder weniger als sonst oder zeigt ungewohnte Aktivitätsphasen, etwa nachts statt tagsüber.
- Verminderter Appetit oder Gewichtsverlust – Ihre Katze frisst weniger oder gar nicht mehr, was zu spürbarem Gewichtsverlust führen kann.
- Veränderter Trinkbedarf – entweder deutlich mehr oder weniger trinken
- Vermehrte Lautäußerungen – z. B. Heulen, Miauen oder Zischen
- Antriebslosigkeit – wenig Interesse an Spiel, Umgebung oder Sozialkontakt
- Rastloses Umherwandern – besonders an Orten, an denen der verstorbene Gefährte häufig war
- Übermäßige Fellpflege – bis hin zu kahlen Stellen oder Hautreizungen
- Unsauberkeit – Urinieren oder Kotabsatz außerhalb der Katzentoilette
- Harnwegsprobleme – etwa Blasenentzündung als stressbedingte Reaktion
- Umgeleitete Aggression – z. B. plötzliches aggressives Verhalten gegenüber anderen Tieren oder Menschen
Diese Liste ist nicht abschließend – viele Katzenhalter:innen beobachten bei ihrem Tier noch weitere Anzeichen von Trauer.
Jede Katze ist ein Individuum und verarbeitet Verluste auf ihre ganz eigene Weise.
Wie bereits erwähnt, zeigen manche Katzen keinerlei äußerlich erkennbare Symptome – das bedeutet jedoch nicht, dass sie den Verlust nicht spüren. Auch stille Trauer ist reale Trauer.
Wie Sie Ihre trauernde Katze unterstützen können
Nach dem Verlust eines geliebten Menschen oder tierischen Gefährten kann Ihre Katze in eine Phase der Trauer geraten. Diese kann nur wenige Tage dauern – manchmal aber auch Wochen oder Monate. Wie lange sie anhält, hängt von der individuellen Persönlichkeit der Katze und der Stärke der Bindung zum Verstorbenen ab.
In dieser sensiblen Zeit ist Geduld und Verständnis besonders wichtig. Verhalten und Appetit Ihrer Katze können sich verändern.
Manche trauernde Katzen putzen sich auffällig viel, andere werden unsauber oder reagieren mit Streit gegenüber anderen Haustieren im Haushalt.
Wichtig: Bestrafen Sie Ihre Katze nicht für solches Verhalten – sie handelt nicht aus Ungehorsam, sondern versucht auf ihre Weise, mit dem inneren Stress umzugehen. Ihre Katze versteht nicht, warum sie anders reagiert – sie braucht in dieser Zeit vor allem Sicherheit, Zuwendung und Ruhe.
Um Ihrer trauernden Katze zu helfen, ist es besonders wichtig, den gewohnten Tagesrhythmus möglichst beizubehalten. Halten Sie Fütterungszeiten ein und achten Sie darauf, ob sie ausreichend frisst – gerade in stressigen Phasen kann der Appetit schwanken.
Zeigt Ihre Katze deutliche Anzeichen von Stress oder Traurigkeit, kann ein synthetisches Pheromonprodukt wie Feliway beruhigend wirken. In schwereren Fällen – etwa bei starker Unruhe oder Rückzug – kann Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt ein leichtes Beruhigungsmittel empfehlen.
Zuwendung ist in dieser Zeit entscheidend: Wenn Ihre Katze Nähe sucht, schenken Sie ihr Aufmerksamkeit und Trost. Wenn sie sich lieber zurückzieht, respektieren Sie das – und sorgen Sie für ausreichend Rückzugsorte, in denen sie ungestört sein kann.
Achten Sie besonders auf Warnzeichen wie Appetitlosigkeit oder verweigerte Flüssigkeitsaufnahme. Frisst oder trinkt Ihre Katze über einen längeren Zeitraum nicht, sollten Sie sofort tierärztlichen Rat einholen – denn Katzen können unter Stress sehr schnell gesundheitlich abbauen.
Meine Katze zeigt keine Trauer – ist das normal?
Nicht alle Katzen empfinden gleich, wenn sie einen geliebten Menschen oder tierischen Gefährten verlieren. Manche zeigen keine offensichtlichen Anzeichen von Trauer oder Stress – das heißt jedoch nicht, dass sie den Verlust nicht auf ihre ganz eigene Weise verarbeiten.
Eine andere Beobachtung, die ich in der Praxis häufig mache: Es kommt durchaus vor, dass eine Katze nach dem Verlust eines Mitbewohners nicht bestürzt wirkt – insbesondere dann, wenn die Beziehung zwischen den beiden eher distanziert oder konfliktreich war.
In einigen Fällen wirkt die zurückgebliebene Katze sogar entspannter oder selbstsicherer, insbesondere wenn die verstorbene Katze zuvor sehr dominant war. Viele Halter:innen berichten, dass ihre schüchterne Katze plötzlich aufblüht, wenn der dominante Gefährte nicht mehr da ist.
Auch das ist eine normale Reaktion – wichtig ist, jede Katze in ihrer Individualität zu akzeptieren.
Einschläfern lassen – eine der schwersten Entscheidungen für Tierhalter:innen

Katzen können spüren, wenn ein Todesfall eingetreten ist – sie nehmen Veränderungen in der Stimmung, im Verhalten und im Geruch sehr feinfühlig wahr.
Der Verlust eines tierischen Freundes ist für uns als Menschen oft herzzerreißend – und auch unsere Haustiere können tief betroffen sein.
Wenn Sie Ihr Tier zum Einschläfern in die Tierarztpraxis bringen (oder der Tierarzt zu Ihnen nach Hause kommt), fragen Sie sich vielleicht, ob es gut wäre, den verbliebenen Tieren die Möglichkeit zu geben, Abschied zu nehmen.
Diese Entscheidung ist sehr persönlich – doch vielen Tierhalter:innen hilft es, zu wissen, dass auch Katzen von einem bewussten Abschied profitieren können, weil sie besser begreifen, warum ihr Gefährte plötzlich fehlt.
Es gilt als wahrscheinlich, dass Tiere den Tod eines Gefährten wahrnehmen können – etwa über Geruch, Verhalten oder die veränderte Atmosphäre.
Wenn Sie Ihrem verbliebenen Haustier nach der Euthanasie erlauben, am verstorbenen Tier zu schnüffeln, kann dies helfen, den Verlust zu begreifen. Manche Tiere ziehen sich danach zurück, andere bleiben ruhig – beides sind normale Reaktionen.
Ob Sie diesen Moment ermöglichen möchten, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Es hängt auch davon ab, ob zwischen den Tieren eine enge Bindung bestand und wie viel Stress der Vorgang für Ihr verbleibendes Tier bedeuten würde.
Vor allem Katzen reagieren oft empfindlich auf Transport, neue Gerüche oder ungewohnte Orte wie eine Tierarztpraxis. Wenn kein Hausbesuch möglich ist, sollten Sie gut abwägen, ob der Abschied in dieser Form sinnvoll ist – oder ob Sie Ihrem Tier stattdessen auf andere Weise helfen können, mit dem Verlust umzugehen.
Ein neues Haustier – wann ist der richtige Zeitpunkt nach dem Verlust eines tierischen Gefährten?
Wenn Ihre Katze nach dem Verlust eines tierischen Gefährten trauert, fragen Sie sich vielleicht, ob die Anschaffung eines neuen Haustiers helfen könnte. Auf den ersten Blick mag das wie die logische Lösung wirken – besonders wenn Ihre Katze untröstlich scheint. Doch das ist nicht immer die richtige Entscheidung.
Ihre Katze hatte womöglich eine enge Bindung zu ihrem vorherigen Gefährten – eine Verbindung, die sich nicht einfach ersetzen lässt. Ein neues Tier bedeutet nicht automatisch Trost, sondern kann gerade bei sensiblen oder älteren Katzen zusätzlichen Stress auslösen.
Bevor Sie ein weiteres Tier in den Haushalt holen, sollten Sie die Persönlichkeit Ihrer Katze, ihre soziale Verträglichkeit, ihr Alter und ihren aktuellen Gesundheitszustand ehrlich einschätzen.
Zeigt Ihre Katze deutliche Trauer- oder Stresssymptome, ist ein Besuch beim Tierarzt dringend zu empfehlen. Es könnte eine zugrunde liegende Erkrankung vorliegen, die durch emotionale Belastung verschärft wird – und die sich durch einen tierischen Neuzugang nicht bessert, sondern womöglich verschlimmert.