Wir wissen alle, dass der Mensch einen Großteil seiner DNA mit Primaten teilt – unseren nächsten Verwandten im Tierreich. Weniger bekannt ist allerdings, wie ähnlich wir anderen Säugetieren genetisch sind. Tatsächlich ähneln wir Menschen Katzen zu etwa 90 %. Und mal ehrlich: Die Vorstellung, ein wenig katzenähnlicher zu sein, dürfte vielen von uns gefallen – lange Nickerchen in der Sonne wären da ein guter Anfang.
Aber was bedeutet es eigentlich, DNA-Sequenzen mit unseren Katzengefährten gemeinsam zu haben? Die Erforschung des Genoms ist ein komplexes, aber faszinierendes Feld – und sie kann auch wichtige Erkenntnisse über verschiedene genetische Erkrankungen liefern. Wenn Sie mehr über unseren genetischen Code und seine Rolle erfahren möchten, lesen Sie einfach weiter.
Was ist DNA?

Die DNA kommt in allen Lebewesen vor und bestimmt, wie ein Organismus wächst und sich entwickelt.
Die Desoxyribonukleinsäure (DNA) ist ein Molekül, das sich in fast allen Zellen unseres Körpers befindet und unseren einzigartigen genetischen Code trägt. Sie besteht aus vier Basen – Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin – und die Reihenfolge dieser Bausteine bildet unser Genom.
Die Kombinationen dieser vier Basen bestimmen, wie ein Organismus wächst und sich entwickelt. In den Zellen unseres Körpers ist die DNA kompakt in kleinen Strukturen organisiert, die als Chromosomen bezeichnet werden.
Das Katzengenom vs. das menschliche Genom

Anders als beim Menschen variieren die Chromosomen einer Katze in der Größe.
Verschiedene Arten besitzen unterschiedlich große Genome und variierende Anordnungen der DNA-Basen. Das menschliche Genom umfasst beeindruckende 3,2 Milliarden DNA-Basenpaare, die sich auf 23 Chromosomenpaare in jeder Zelle verteilen.
Bei Katzen besteht das Genom aus etwa 2,7 Milliarden DNA-Basenpaaren, die auf lediglich 19 Chromosomenpaare verteilt sind. Im Gegensatz zu unseren Chromosomen unterscheiden sich die Chromosomen der Katze zudem deutlich in ihrer Größe.
Unsere heutige Hauskatze (Felis silvestris catus) stammt von Wildkatzen ab, die laut Fossilienfunden bereits seit rund 10 Millionen Jahren existieren. Noch frühere Vertreter größerer Katzenarten, wie der bekannte Säbelzahntiger, lebten sogar schon davor.
Zur Familie der Felidae gehören etwa 38 verschiedene Katzenarten, die weltweit verbreitet sind.
Seit über 92 Millionen Jahren haben Katzen keinen gemeinsamen Vorfahren mehr mit dem Menschen. Dennoch verbindet uns schon seit langer Zeit eine enge Beziehung mit ihnen. Deshalb verfügen wir über umfassende Erkenntnisse zu ihrem Verhalten, ihrer Gesundheit und dem Prozess ihrer Domestizierung.
Durch gezielte Zucht von Hauskatzen haben wir bestimmte Merkmale bevorzugt – vor allem solche, die optisch ansprechend sind, aber auch Eigenschaften wie ein freundliches Wesen und ein geselligeres Verhalten.
Im Jahr 2005 entschied sich das National Human Genome Research Institute, neben verschiedenen anderen Säugetieren auch Katzen in die Untersuchung ihrer vollständigen Genomsequenz einzubeziehen. Ziel war es, das menschliche Genom besser zu verstehen und seine Bedeutung für Gesundheit und Krankheit zu entschlüsseln.
Ein Jahr später, 2006, wurde der genetische Code von Cinnamon, einer weiblichen Abessinierkatze, analysiert. Die Wahl fiel bewusst auf eine Abessinierkatze, da diese Rasse zu den am stärksten von Inzucht betroffenen gehört – was die Sequenzierung des genetischen Materials vereinfacht.
Vergleich der DNA von Katzen mit der von Menschen

Katzen haben etwa 90 % unserer DNA gemeinsam und sind genetisch näher am Menschen als Hunde, die nur 82 % unserer DNA gemeinsam haben.
Warum also teilen wir so viel DNA mit so unterschiedlichen Arten? Schließlich sind wir weder vierbeinige Fleischfresser wie Katzen noch große Wiederkäuer wie Kühe. Selbst von unseren nahen Verwandten, den Schimpansen, unterscheiden wir uns äußerlich deutlich.
Erinnern Sie sich an die rund 3 Milliarden Basenpaare? Die DNA ist ein unglaublich komplexes System. Schon kleinste Veränderungen in den codierenden Genen können weitreichende Unterschiede auslösen – bei unserem Aussehen, unserer Fortbewegung, der Ernährung und selbst beim Verhalten.
Katzen und Menschen teilen einen erheblichen Anteil ihres genetischen Materials. Das bedeutet allerdings lediglich, dass unsere Körper auf denselben Grundinformationen beruhen – diese werden jedoch auf ganz unterschiedliche Weise genutzt.
So teilen zum Beispiel Fruchtfliegen etwa 61 % unserer DNA und Bananen sogar rund 60 %. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns ähnlich sind. Vielmehr haben wir alle einige grundlegende Bausteine gemeinsam, die an der Bildung von Proteinen beteiligt sind – und genau diese Proteine machen uns zu einzigartigen Individuen.
Wie können wir dieses Wissen nutzen?

Wissenschaftler können Krankheiten an genetisch ähnlichen Tieren untersuchen, um sie beim Menschen besser zu verstehen.
Dass Katzen einen Großteil unserer DNA teilen, ist nicht nur eine nette Anekdote für den nächsten Abend mit Freunden, sondern tatsächlich auch von praktischem Nutzen. Je mehr wir über die Genome anderer Arten erfahren, desto besser können wir unser eigenes verstehen. Mit einer größeren genetischen Vergleichsbasis lassen sich die Auswirkungen verschiedenster Belastungen – etwa durch Krankheiten, Schlafmangel oder auch Geburten – deutlich leichter analysieren.
Daten aus der Tierwelt lassen sich zudem auf den Menschen übertragen, um Erbkrankheiten zu untersuchen und genetische Veränderungen besser zu begreifen. Tierärztinnen, Tierärzte und Humanmedizinerinnen sowie -mediziner können gemeinsam daran arbeiten, wie sich die Gesundheit von Mensch und Tier gegenseitig positiv beeinflussen lässt.
Diese Forschungsarbeiten stehen noch am Anfang, doch da Katzen dem Menschen genetisch tatsächlich näherstehen als Hunde oder Mäuse – die in der Genforschung üblicherweise zum Einsatz kommen – bieten sie sich durchaus als wertvolle Unterstützung in der Forschung an. Ein tieferes Verständnis der Katzen-Genetik könnte zu gezielterer medizinischer Behandlung von Erbkrankheiten bei Katzen führen.
Und das wiederum könnte auch der Humanmedizin zugutekommen. So tritt die polyzystische Nierenerkrankung zum Beispiel bei beiden Arten auf – Erkenntnisse aus der Forschung an der einen Spezies könnten somit auch der anderen helfen.
Mehr über die Genetik von Katzen zu erfahren, hat auch unser Verständnis ihrer Evolution, Domestizierung und ihres angeborenen Verhaltens erweitert. Das wiederum hilft uns dabei, unsere Hauskatzen besser zu verstehen – sei es in Bezug auf ihr Verhalten, ihre Bedürfnisse, mögliche Stressfaktoren oder ihre sozialen Interaktionen.
Haben Menschen die DNA von Katzen verändert?

Durch die Bevorzugung von Katzen mit wünschenswerten Eigenschaften hat der Mensch wahrscheinlich ihre Evolution verändert.
Katzen haben sich seit ihren wilden Vorfahren deutlich weiterentwickelt. Die Domestizierung durch den Menschen hat dabei vermutlich eine zentrale Rolle gespielt, wobei bestimmte Merkmale besonders im Fokus standen – etwa ausgeprägte Jagdfähigkeiten, um die Anzahl von Nagetieren gering zu halten, sowie ein freundliches und soziales Wesen.
Katzen zeigen einige Persönlichkeitsmerkmale, die auch beim Menschen vorkommen – möglicherweise ebenfalls ein Ergebnis der Domestizierung. Die Unterteilung der Hauskatze in verschiedene Rassen ist im Vergleich zur langen Evolutionsgeschichte von Felis silvestris noch sehr jung und beruht größtenteils auf äußeren Merkmalen.
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O'Brien, S. & Nash, W. (1982). „Genetische Kartierung bei Säugetieren: Chromosomenkarte der Hauskatze.“ Science. 216(4543), 257-265.
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O'Brien, S., Johnson, W., Driscoll, C., Pontius, J. (2008). „Stand der Katzengenomik.“ Trends in Genetics. 24(6), 268-279.