Dürfen Katzen rohes Fleisch essen?

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Neugierige Katze entdeckt rohes Fleisch und weckt damit Neugier auf ursprüngliche Ernährung.

Als Katzenhalter*in tragen Sie eine große Verantwortung. Sie müssen sicherstellen, dass Ihre Katze die notwendigen Impfungen, regelmäßige Behandlungen gegen Flöhe und Würmer sowie hochwertiges Futter erhält, damit sie gesund bleibt.

Doch bei der Vielzahl an Möglichkeiten stellt sich die Frage: Woher wissen Sie, ob die Ernährung Ihrer Katze wirklich die beste ist? Wäre beispielsweise eine Rohfütterung eine Option? Ist es unbedenklich, Ihrer Katze rohes Fleisch zu geben? Oder könnte das ihrer Gesundheit sogar zugutekommen?

Die kurze Antwort lautet: Ja, Katzen können rohes Fleisch fressen – allerdings sind damit bestimmte Risiken verbunden, sowohl für Ihre Katze als auch für Sie. Deshalb ist es unter Umständen nicht die beste Entscheidung. Schließlich unterscheiden sich unsere Hauskatzen deutlich von Wildkatzen, die ihre Beute selbst jagen und fressen.

Ist rohes Fleisch gut für Katzen?

Veranschaulichung der potenziellen Vorteile von rohem Fleisch für Katzen und Hervorhebung einer ernährungswissenschaftlichen Perspektive.

Der Umgang mit rohem Fleisch und dessen Verfütterung an Ihre Katze sind mit gesundheitlichen Risiken verbunden.

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Katzen obligate Fleischfresser sind. Sie benötigen tierisches Eiweiß, um gesund zu bleiben. Wenn Sie Ihrer Katze mageres Fleisch füttern, können Sie gesundheitlichen Problemen wie Übergewicht, Arthritis, Diabetes oder Herzkrankheiten vorbeugen.

Da Fleisch weder Zucker noch Kohlenhydrate enthält, unterstützt es zudem ein schlankes Erscheinungsbild Ihrer Katze. Ein hoher Proteingehalt liefert die notwendigen Bausteine für Wachstum und die Regeneration von Körpergewebe.

Mineralien wie Kalzium und Phosphor tragen zur Gesundheit der Zähne und Knochen Ihrer Katze bei. Eisen ist wichtig für die Bildung roter Blutkörperchen, die den Sauerstoff im Körper transportieren. Die im Fleisch enthaltenen Vitamine erfüllen viele Funktionen – sie unterstützen unter anderem die Gesundheit von Augen, Haut, Fell, Nervensystem und inneren Organen Ihrer Katze.

Diese gesundheitlichen Vorteile von Fleisch bleiben auch beim Garen erhalten, sie sind also nicht ausschließlich an rohes Fleisch gebunden. Dennoch wird häufig behauptet, dass eine Rohfütterung zusätzliche Vorzüge bietet – etwa ein gesünderes Hautbild, ein glänzenderes Fell, eine festere Stuhlkonsistenz sowie selteneren Kotabsatz.

Diese Veränderungen sind jedoch subjektiv und wissenschaftlich bislang nicht belegt. Manche vertreten die Auffassung, dass eine Ernährung mit rohem Fleisch zu gesünderen Zähnen, stabileren Knochen und Gelenken sowie zu einem stärkeren Immunsystem führen kann. Für diese Aussagen fehlen aktuell jedoch fundierte Forschungsergebnisse. Im weiteren Verlauf erfahren Sie mehr über mögliche Risiken, die die potenziellen Vorteile einer Rohfütterung überwiegen könnten.

Wie viel rohes Fleisch darf eine Katze essen?

Der Umgang mit rohem Fleisch und dessen Verfütterung an Ihre Katze ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden. Parasiten, Bakterien und andere Krankheitserreger können nicht nur Ihrer Katze schaden, sondern auch für Sie und Ihre Familie ein Gesundheitsrisiko darstellen.

Angesichts dieser Risiken (auf die später im Artikel noch genauer eingegangen wird) und des fehlenden wissenschaftlichen Nutzennachweises sollten Sie die Entscheidung, Ihrer Katze rohes Fleisch zu geben, kritisch hinterfragen.

Falls Sie sich dennoch dafür entscheiden, sollten Sie zunächst nur eine sehr kleine Menge rohes Fleisch füttern, um herauszufinden, ob Ihre Katze darauf mit Magenbeschwerden reagiert. Verträgt sie es gut und zeigt weder Erbrechen noch Durchfall, können Sie die Menge beim nächsten Mal vorsichtig steigern.

Mögen Katzen den Geschmack von rohem Fleisch?

Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass Katzen rohes Fleisch geschmacklich gegenüber handelsüblichem Trocken- oder Nassfutter bevorzugen. Da viele Katzen beides akzeptieren, sollten Sie die möglichen Risiken sorgfältig abwägen, bevor Sie entscheiden, welche Fütterungsform für Sie und Ihr pelziges Familienmitglied am besten geeignet ist.

Wie oft darf eine Katze rohes Fleisch essen?

Einige Tierhalter*innen füttern ihre Katzen ausschließlich mit Rohkost. Das ist jedoch keine gute Idee – es sei denn, es handelt sich um eine ausgewogene Vollnahrung oder um ein Rezept, das von einer qualifizierten Tierernährungsfachkraft erstellt wurde. Der Grund: Es ist äußerst schwierig, die richtige Nährstoffzusammensetzung selbst zu gewährleisten. Ein unausgewogenes Futter kann schnell zu Mangelerscheinungen führen und Ihre Katze krank machen.

Wird in kommerziellem Katzenfutter rohes Fleisch verwendet?

Es gibt zahlreiche handelsübliche Katzenfutter, die rohes Fleisch enthalten. Wenn Sie als Katzenhalter*in der Meinung sind, dass Rohfütterung für Sie, Ihre Katze und Ihre Familie in Frage kommt, sollten Sie sich gründlich über die verfügbaren Optionen informieren.

Ist rohes Fleisch gefährlich für Katzen?

Die Fütterung von rohem Fleisch an Katzen ist mit bestimmten Risiken verbunden. Zum einen kann rohes Fleisch Knochen enthalten, die die Zähne Ihrer Katze beschädigen, innere Verletzungen hervorrufen oder eine Darmverstopfung verursachen können.

Knochen stellen außerdem eine potenzielle Erstickungsgefahr dar – insbesondere bei Katzen, denen Zähne fehlen. Auch gekochte Knochen sind riskant, da sie leichter splittern und dadurch noch gefährlicher werden können. Aus diesen Gründen sollte generell auf die Fütterung von Knochen verzichtet werden.

Ein weiteres Risiko besteht darin, dass rohes Fleisch zahlreiche Krankheitserreger enthalten kann, die sowohl für Ihre Katze als auch für Sie selbst gefährlich sind. Bakterien wie E. coli, Salmonellen oder Campylobacter kommen häufig in rohem Fleisch vor und sind beim Menschen für Lebensmittelvergiftungen verantwortlich.

Diese Keime können Ihrer Katze gesundheitlich schaden. Zudem können sie im Maul der Katze verbleiben und bei engem Kontakt – etwa durch Streicheln oder Küssen – auf den Menschen übertragen werden. Auch Parasiten wie Würmer oder Protozoen sind in rohem Fleisch keine Seltenheit und können in manchen Fällen Erkrankungen auslösen.

Auch wenn Ihre Katze tierisches Eiweiß benötigt, ist sie zusätzlich auf eine ausgewogene Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen angewiesen. Hochwertiges, vollwertiges Katzenfutter enthält sämtliche Nährstoffe, die Ihre Katze für ihre Gesundheit braucht.

Bei selbst zubereiteter Nahrung besteht hingegen die Gefahr, dass das empfindliche Nährstoffverhältnis aus dem Gleichgewicht gerät – was zu Mangelerscheinungen führen kann. Besonders bei heranwachsenden Katzen ist eine vollständige Nährstoffversorgung entscheidend. Daher sollte Rohfütterung nur bei ausgewachsenen Katzen in Betracht gezogen werden.

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Dr. Joanna Woodnutt, MRCVS

Dr. Woodnutt ist Tierärztin für Kleintiere und Autorin für Katzenverhalten und -ernährung. Sie möchte Besitzern dabei helfen, mehr über ihre Haustiere zu erfahren, um das Wohlergehen der Tiere zu verbessern. In ihrer Freizeit führt Dr. Woodnutt Beratungen auf der kleinen Insel Guernsey durch.