Können Katzen ADHS haben? 6 Anzeichen, auf die Sie achten sollten

Aktie Email Pinterest Linkedin Twitter Facebook

Eine energisch laufende blaue Russische Katze.

Katzen, insbesondere junge Kätzchen, sind bekannt für ihr ausgeprägtes Temperament, ihre kurze Aufmerksamkeitsspanne und ihr manchmal impulsives Verhalten. Doch kann dieses Verhalten auch über das Übliche hinausgehen und als Anzeichen einer Aufmerksamkeitsstörung gewertet werden?

ADHS ist eine neurologische Entwicklungsstörung, die beim Menschen diagnostiziert wird. Bei Katzen wurde sie bislang nicht festgestellt – dennoch können einige ihrer Verhaltensweisen den typischen Symptomen ähneln. Im Folgenden erfahren Sie, worauf Sie bei Ihrer Katze achten sollten – und erhalten Hinweise, wie Sie besser einschätzen können, was noch als normales Verhalten gilt.

Was ist ADHS?

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine anerkannte neurologische Entwicklungsstörung, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen auftritt. Sie äußert sich durch bestimmte Verhaltens- und soziale Merkmale.

Laut den Centers for Disease Control and Prevention (CDC) zählen zu den Symptomen von ADHS unter anderem Vergesslichkeit, eine geringe Aufmerksamkeitsspanne, impulsives Verhalten, ein erhöhtes Aktivitätsniveau (Hyperaktivität) sowie Schwierigkeiten im sozialen Umgang.

Können Katzen ADHS bekommen?

Derzeit gilt die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Katzen nicht als anerkannte Erkrankung. Es liegen keine wissenschaftlichen Studien vor, die die Diagnose einer Hyperaktivitätsstörung bei Katzen belegen, was jedoch nicht ausschließt, dass ein entsprechendes Verhalten bei Katzen vorkommen kann. Die bei Menschen bekannten ADHS-Symptome lassen sich auch bei Katzen jeden Alters beobachten, lassen sich jedoch häufig durch typisches Katzenverhalten und normale Kommunikationsformen erklären – und nicht durch neurologische Entwicklungs- oder psychische Störungen.

Das Spektrum normalen Verhaltens ist groß, und was bei einer Katze als normal gilt, kann bei einer anderen auffällig erscheinen. Auch wenn ADHS bei Katzen bisher nicht als Diagnose anerkannt ist, kann es bei einzelnen Tieren Anzeichen für eine vergleichbare Störung geben. Wichtig ist, solche Merkmale über einen längeren Zeitraum hinweg aufmerksam zu beobachten, bevor man sie als problematisch einstuft.

Es kann mitunter schwierig sein, ungewöhnliches Verhalten von medizinisch bedingten Symptomen zu unterscheiden. Erkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion, kognitive Einschränkungen oder das feline Hyperästhesie-Syndrom (FHS) können allesamt Anzeichen zeigen, die an eine Aufmerksamkeitsstörung erinnern. Zeigt Ihre Katze auffälliges, beunruhigendes oder verändertes Verhalten, ist es grundsätzlich sinnvoll, tierärztlichen Rat einzuholen.

Zu erkennende Zeichen

Auch wenn ADHS bei Katzen keine offiziell anerkannte Erkrankung ist, ist es für Katzenhalter wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, welches Verhalten bei einer Katze als normal gilt – und was davon abweicht.

1. Kurze Aufmerksamkeitsspanne

Eine Katze stürzt sich spielerisch auf ein Insekt.

Eine kurze Aufmerksamkeitsspanne ist bei Katzen relativ normal.

Katzen nutzen das Spiel sowohl als soziale Interaktion als auch, um wichtige Fähigkeiten wie das Jagen und Anspringen zu trainieren. Studien zeigen, dass sie besonders auf Spielzeuge reagieren, die sich bewegen und etwa so groß sind wie kleine Nagetiere – ihre typische Beute.

Außerdem gewöhnen sich Katzen schnell an ein Spielzeug, was bedeutet, dass es ihnen nach einer Weile langweilig wird. Es ist also völlig normal, wenn sie sich nur kurz damit beschäftigen und es dann nicht mehr beachten.

2. Hyperaktivität

Die meisten Katzenhalter kennen das Phänomen der sogenannten „Zoomies“ – plötzliche, wilde Energieausbrüche, bei denen die Katze für ein paar Minuten wie verrückt durch die Wohnung jagt. Dieses Verhalten ist weit verbreitet und völlig normal. Es wird als Ausdruck überschüssiger Energie, als Teil des natürlichen Jagdverhaltens oder einfach als Spieltrieb verstanden.

Solche Energieschübe treten besonders häufig bei jungen Katzen auf, kommen aber auch bei erwachsenen Tieren vor. Vor allem Kitten sind extrem verspielt und lebhaft und wirken oft, als hätten sie rund um die Uhr Energie – tagsüber wie nachts.

Wenn sich das Verhalten oder das Energielevel Ihrer Katze plötzlich verändert, kann das ein Anlass zur Sorge sein. Medizinische Ursachen wie das feline Hyperästhesie-Syndrom oder eine Schilddrüsenüberfunktion können Symptome hervorrufen wie Unruhe, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit sowie Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen oder tief zu schlafen. Auch Verhaltensprobleme wie Stress oder Angst können das Aktivitätsverhalten und den Schlafrhythmus Ihrer Katze beeinflussen.

3. Impulsives Verhalten und Stimmungsschwankungen

Manche Katzen wirken körperlich deutlich impulsiver als andere und zeigen beinahe waghalsiges Verhalten – etwa indem sie sich von hohen Möbeln stürzen oder an Gardinenstangen hängen. Solche Katzen neigen auch zu plötzlichen Stimmungswechseln und können innerhalb von Sekunden von schmusig zu kratzbürstig umschalten.

Für Katzenhalter kann dieses Verhalten verunsichernd sein, und es ist nicht immer leicht einzuschätzen, wie „normal“ es wirklich ist. Eine Studie zur Persönlichkeit von Hauskatzen nennt „Impulsivität“ als eine der fünf zentralen Charaktereigenschaften. Diese Eigenschaft war jedoch mit einigen negativen Aspekten verbunden. Hohe Werte bei Impulsivität und gleichzeitigem Neurotizismus deuten möglicherweise auf Umweltstress hin, der sich in unberechenbarem oder nervösem Verhalten äußert.

Oft wird angenommen, dass Katzen impulsiv und unberechenbar reagieren, obwohl in Wirklichkeit ihre feinen Signale einfach übersehen werden. Ein Beispiel dafür ist Aggression beim Streicheln – sie scheint plötzlich aufzutreten, doch meist zeigen Katzen zuvor subtile Veränderungen in ihrer Körpersprache, etwa zuckende Schwanzspitzen oder angelegte Ohren. Erst wenn diese Hinweise ignoriert werden, kann es zu aggressivem Verhalten kommen.

Katzen, die häufig unvorhersehbar reagieren oder impulsiv wirken, könnten von einer Verhaltensanalyse profitieren. Solche Merkmale können auf ADHS-ähnliche Züge hinweisen, aber auch ein Zeichen für unterschwelligen Stress oder Angst im häuslichen Umfeld sein.

4. Missachtung von Zeitplänen

Katzen sind in der Regel Gewohnheitstiere mit klaren Routinen für Fressen, Schlafen, Körperpflege und andere tägliche Abläufe. Neurologische Entwicklungsstörungen können jedoch zu auffälligen, unvorhersehbaren und ungewöhnlichen Schlaf- und Fressgewohnheiten führen.

Solche Veränderungen sind bei Katzen oft schwer zu erkennen, da sie ohnehin über den Tag verteilt kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und viele Stunden schlafen. Manche Katzen zeigen zudem plötzlich eine starke Futtermäkeligkeit, etwa indem sie neue Geschmacksrichtungen ablehnen oder sich durch eine veränderte Position der Futternäpfe stören lassen.

Jede Veränderung im Fress- oder Schlafverhalten sollte ernst genommen und abgeklärt werden, da sie sowohl auf gesundheitliche Ursachen als auch auf verhaltensbedingte Störungen hinweisen kann.

5. Hyperfokus

Eine Katze starrt aufmerksam auf eine Wand oder einen Gegenstand.

Wenn eine Katze scheinbar grundlos Wände anstarrt, kann das ein beunruhigendes Anzeichen sein und sollte tierärztlich abgeklärt werden.

Menschen mit ADHS sind dafür bekannt, dass sie sich über längere Zeit stark auf eine Sache konzentrieren können, dabei alles andere ausblenden und selbst auf Reize wie ihren Namen nicht mehr reagieren. Ein ähnliches Verhalten kann auch bei Katzen auftreten – zum Beispiel, wenn sie sich ganz auf die Verfolgung von Beute konzentrieren. Das ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich.

Wenn Ihre Katze jedoch verwirrt wirkt, nicht mehr reagiert oder auffälliges Verhalten zeigt – etwa Wände anstarrt –, sollten Sie tierärztlichen Rat einholen. Besonders bei älteren Katzen kann eine sogenannte kognitive Dysfunktion auftreten, eine Form der Demenz, die solche Symptome mit sich bringen kann.

6. Schlechte soziale Interaktion

Katzen können in sozialen Gruppen leben, doch ihre Sozialstruktur ist komplex, und viele sind von Natur aus eher einzelgängerisch. Es ist daher nicht ungewöhnlich, wenn eine Katze keine enge Bindung zu anderen Katzen aufbaut – besonders dann, wenn die Tiere nicht miteinander verwandt sind.

Extraversion zählt zu den fünf zentralen Persönlichkeitsmerkmalen bei Katzen und kann stark variieren. Sie wird vermutlich durch eine Kombination aus genetischen Faktoren, frühkindlicher Entwicklung und sozialen Erfahrungen geprägt.

Was tun, wenn Sie glauben, dass Ihre Katze ADHS hat?

Katzen, die sehr aktiv, leicht ablenkbar, impulsiv oder unberechenbar sind, können für Halter eine echte Herausforderung darstellen. Viel aktives Spielen mit ansprechendem Spielzeug – zum Beispiel mit einer Spielangel oder batteriebetriebenem Spielzeug – kann helfen, überschüssige Energie abzubauen. Auch der kontrollierte Zugang nach draußen kann zusätzliche Reize bieten. Beim Fütterungsrhythmus kann es hilfreich sein, flexibel zu bleiben.

Achten Sie beim Streicheln und Kuscheln genau auf das Verhalten Ihrer Katze und erkennen Sie frühzeitig feine Signale von Unbehagen. Oft ist es am besten, der Katze Raum zu geben und sie selbst entscheiden zu lassen, wann sie Nähe sucht.

Wenn Sie den Eindruck haben, dass sich das Verhalten Ihrer Katze verändert hat, ungewöhnlich erscheint oder sich negativ auf Sie oder das Tier auswirkt, sollten Sie einen Tierarzt konsultieren. Hinter einigen dieser Symptome können medizinische Ursachen stecken, die zunächst ausgeschlossen werden müssen. In manchen Fällen kann auch eine Verhaltensberatung sinnvoll sein, ebenso wie Anpassungen in der häuslichen Umgebung.

Lesen Sie auch:Haben Katzen Gefühle für ihre Besitzer?

Quellen anzeigen
Cats.com verwendet hochwertige, glaubwürdige Quellen, darunter von Experten überprüfte Studien, um die Behauptungen in unseren Artikeln zu untermauern. Diese Inhalte werden regelmäßig überprüft und auf ihre Richtigkeit aktualisiert. Besuchen Sie unsere Über uns Seite, um mehr über unsere Standards zu erfahren und unseren tierärztlichen Prüfungsausschuss kennenzulernen.
  1. Hall, S., Bradshaw, J. & Robinson, I. (2002). „Objektspiel bei erwachsenen Hauskatzen: die Rolle von Gewöhnung und Enthemmung.“ Angewandte Verhaltensforschung bei Tieren. https://doi.org/10.1016/S0168-1591(02)00153-3

  2. Litchfield, C., Quinton, G., Tindle, H. & Roetman, P. (2017). „The Feline Five: Eine Erforschung der Persönlichkeit von Hauskatzen (Felis catus).“ Plos One. 10.1371/journal.pone.0183455

Avatar photo

Dr. Lizzie Youens BSc (Hons) BVSc MRCVS

Lizzie arbeitet seit über zehn Jahren in der Haustierpraxis, in verschiedenen Positionen von kleinen ländlichen Zweigstellen bis hin zu großen Krankenhäusern. Außerdem liest sie gerne, arbeitet im Garten und verbringt Zeit mit ihren kleinen Töchtern. Für Cats.com berichtet sie über Katzenverhalten, Ernährung, Gesundheit und andere Themen.