Die meisten neugeborenen Kätzchen werden idealerweise von ihren Müttern versorgt. Es gibt jedoch Situationen, in denen dies nicht möglich ist und Menschen eingreifen müssen, um Unterstützung zu leisten.
Beispiele hierfür sind:
- Verwaiste Kätzchen, die ihre Mutter nicht säugen können, weil diese verstorben oder krank ist
- Neugeborene Kätzchen, die von der Mutter abgelehnt werden
- Junge Kätzchen, die verlassen aufgefunden werden
Flaschenaufzuchten sind oft anfälliger für Krankheiten und Infektionen, da ihnen in den ersten Lebenstagen die Muttermilch (Kolostrum) fehlt – und damit die wichtigen Antikörper, die die Immunabwehr stärken.
Die Flaschenfütterung kann auch ergänzend eingesetzt werden, wenn eine Mutterkatze nicht genug Milch für ihren Nachwuchs produziert, zum Beispiel weil sie gesundheitlich angeschlagen ist oder der Wurf sehr groß ist.
So füttern Sie ein Kätzchen mit der Flasche in 7 einfachen Schritten
Dieser Artikel hat zum Ziel, Katzenbesitzern die wichtigsten Informationen zur Flaschenfütterung von Kätzchen klar und verständlich zu vermitteln.
1. Benötigte Ausrüstung
Bei Ihrem Tierarzt oder im Fachhandel sollten Sie zwei Dinge besorgen:
- Eine Babyflasche: Eine kleine Flasche mit einem Gummisauger in der passenden Größe ist unverzichtbar.
- Fütterungsformel: Kuhmilch ist für Kätzchen nicht geeignet, genauso wenig wie für menschliche Babys. Zwar kann man im Notfall eine hausgemachte Katzenmilch herstellen, doch besser ist die Verwendung einer Katzenmilchersatzformel (KMR), die speziell für die optimale Ernährung junger Kätzchen entwickelt wurde. Auf dem Markt sind verschiedene Marken erhältlich, sowohl als Pulver- als auch als Flüssigformel.
Die Kätzchen sollten in einer warmen Nestkiste untergebracht werden, die mit mehreren Lagen Handtüchern ausgelegt und mit einer Windel oder Inkontinenzeinlage bedeckt ist. So entsteht eine weiche, trockene und saugfähige Oberfläche, die mit den Kätzchen in Kontakt kommt. Am besten legen Sie ein Heizkissen unter die Handtücher, um die Kiste auf der idealen Temperatur zu halten. Alternativ können bei Bedarf auch andere Wärmequellen genutzt werden – denn ein kaltes Kätzchen wird nicht gedeihen.
2. Beurteilung des Kätzchens vor der Fütterung
Mit der Flasche aufgezogene Kätzchen sollten tagsüber alle zwei bis drei Stunden gefüttert werden. Bei dieser Häufigkeit ist eine Fütterung während der Nacht nicht mehr erforderlich.
Wecken Sie die Kätzchen nicht zum Füttern, sondern lassen Sie sie schlafen. Wenn sie hungrig sind, werden sie von selbst aufwachen und sich bemerkbar machen. Beim Kontrollieren können Sie den Bauch der Kätzchen fühlen: Hungrige Kätzchen haben einen leeren, eingesogenen Bauch, während wohlgenährte Kätzchen einen prallen und leicht gewölbten Bauch zeigen.
3. Die Flasche vorbereiten
- Bereiten Sie die Milchlösung entsprechend den Anweisungen auf der Verpackung der Katzennahrung zu. Bei Pulver muss dieses gut verrührt werden, damit keine Klümpchen entstehen.
- Bereiten Sie nur so viel vor, wie Sie voraussichtlich innerhalb von 24 Stunden benötigen – nicht mehr.
- Bewahren Sie die Milch im Kühlschrank auf und entnehmen Sie jeweils nur die Menge, die für die aktuelle Fütterung benötigt wird.
- Reinigen Sie die Flasche nach jeder Mahlzeit gründlich mit heißem Seifenwasser und einer Zahnbürste. Spülen Sie sie sorgfältig mit heißem Wasser aus, um alle Seifenreste zu entfernen.
- Füllen Sie die Milch in die Flasche und achten Sie darauf, dass sie Körpertemperatur hat (ca. 38 °C).
- Ist die Milch zu kalt, erwärmen Sie die Flasche in einer Tasse mit heißem Wasser.
- Verwenden Sie keinesfalls eine Mikrowelle zum Erwärmen, da dabei einzelne Stellen der Milch zu heiß und andere zu kalt werden können.
- Prüfen Sie vor der Fütterung immer die Temperatur, indem Sie ein paar Tropfen auf die Innenseite Ihres Handgelenks geben.
- Es kann außerdem hilfreich sein, den Milchtropfen vom Handgelenk abzulecken und zu probieren, um sicherzustellen, dass die Milch nicht verdorben ist.
4. Fütterungsprozess

Wenn Sie mit dem Füttern fertig sind, spielen Sie eine Weile mit dem Kätzchen, um es zu Bewegung anzuregen: Dies hilft beim Aufstoßen und entfernt Gase, die möglicherweise in den Magen gelangt sind.
- Stellen Sie sicher, dass die Milch problemlos durch das kleine Loch an der Spitze des Flaschensaugers tropft. Falls nicht, vergrößern Sie die Öffnung vorsichtig mit einer Nadel oder einer Schere.
- Halten Sie die Flasche über oder seitlich neben den Kopf des Kätzchens; füttern Sie es niemals, wenn es auf dem Rücken liegt.
- Führen Sie den Sauger ins Maul des Kätzchens. Falls es nicht andockt oder saugt, geben Sie ihm einen Tropfen Milch auf die Zunge, damit es den Geschmack annimmt.
- Vermeiden Sie, dass das Kätzchen Luft schluckt, indem Sie die Flasche im richtigen Winkel halten.
- Lassen Sie das Kätzchen so lange saugen, wie es Interesse zeigt, und hören Sie dann auf.
- In der Regel wendet das Kätzchen sein Gesicht ab, wenn es satt ist und signalisiert so, dass es keine Milch mehr möchte.
- Wenn Milch aus den Nasenlöchern oder dem Mund läuft, hören Sie sofort auf – das ist ein Zeichen, dass das Kätzchen genug bekommen hat und es sich um Überfütterung handeln kann.
- Tritt dieses Verhalten frühzeitig während der Fütterung auf, könnte ein angeborenes Problem wie eine Gaumenspalte vorliegen. In diesem Fall sollten Sie das Kätzchen von einem Tierarzt untersuchen lassen.
5. Die Routine beenden
Wenn Sie mit dem Füttern fertig sind, sollten Sie etwas mit dem Kätzchen spielen, um es zu Bewegung anzuregen. Das fördert das Aufstoßen und hilft, eventuell im Magen eingeschlossene Gase zu lösen.
Es ist zudem sinnvoll, jetzt weitere Pflegemaßnahmen durchzuführen. Dazu gehört, den Bereich unter dem Schwanz mit einem feuchten Wattepad oder Waschlappen zu reinigen, um die Ausscheidung von Urin und Kot zu unterstützen – ein Vorgang, den die Mutterkatze normalerweise durch Lecken anregt. Sobald das Kätzchen uriniert oder Kot absetzt, achten Sie darauf, den Bereich gründlich zu säubern.
Denken Sie daran, alle Utensilien, einschließlich Flaschen und Sauger, gründlich zu reinigen. Hygiene ist bei jungen Kätzchen besonders wichtig, da ihr Immunsystem noch nicht vollständig entwickelt ist und sie daher sehr empfindlich gegenüber Infektionen sind.
6. Abstillen
Wenn die Kätzchen drei bis vier Wochen alt sind, sollte mit der Entwöhnung begonnen werden.
- In der Regel kauen sie dann eher auf der Flasche, anstatt zu saugen. Starten Sie damit, ihnen weiche Nahrung anzubieten, etwa eingeweichte Kroketten oder feuchte Pasteten bzw. Nassfutter aus der Dose – idealerweise spezielles Katzenfutter. Achten Sie darauf, dass das Dosenfutter fein zerdrückt ist, sodass keine Klümpchen bleiben.
- Sie können die Nahrung auch teilweise mit etwas Milchnahrung vermischen, damit der Geschmack vertrauter wirkt. Die Milchgabe kann weiterhin erfolgen, sollte aber allmählich reduziert werden und nach etwa vier bis sechs Wochen ganz eingestellt werden, da die Kätzchen langsam mehr feste Nahrung aufnehmen.
- Kätzchen entwöhnen sich in ihrem eigenen Tempo, und das ist völlig in Ordnung.
7. Überwachung des Fortschritts (Gewicht und Flüssigkeitszufuhr)
- Kätzchen sollten stets ausreichend mit Flüssigkeit versorgt sein und nach jeder Fütterung eine kleine Menge Urin und Kot absetzen. Das erkennen Sie, wenn Sie den Bereich unter ihrem Schwanz reinigen.
- Es ist wichtig, die Kätzchen täglich zu wiegen und die Ergebnisse schriftlich festzuhalten, um ihre Gewichtsentwicklung in den ersten Lebenswochen genau zu beobachten.
- Falls Sie die einzelnen Kätzchen nicht an ihren Merkmalen unterscheiden können, markieren Sie sie am besten mit einem Permanentmarker an einer gut sichtbaren Stelle.
- Gesunde Kätzchen nehmen jeden Tag etwas an Gewicht zu.
7. Überwachung des Fortschritts (Gewicht und Flüssigkeitszufuhr)
Alter | Gewicht | Ungefähre Menge pro Mahlzeit | Häufigkeit der Fütterung |
0-1 Woche | 50 – 150 g (2 – 5 oz) | 2 – 6 ml (0,1 – 0,2 fl oz) | Alle 2 Stunden |
1-2 Wochen | 150-250 g (5 – 9 oz) | 6–10 ml (0,2–0,3 fl oz) | Alle 2 – 3 Stunden |
2-3 Wochen | 250-350 g | 10–14 ml (0,3–0,5 fl oz) | Alle 3 – 4 Stunden |
3-4 Wochen | 350-450 g (12 – 16 oz) | 14–18 ml (0,5–0,6 fl oz) | Alle 4 – 5 Stunden |
4-5 Wochen | 450-550 g (16 -19 oz) | 18–22 ml (0,6–0,75 fl oz) | Alle 5 – 6 Stunden |
5-8 Wochen | 550-850 g (19 – 30 oz) | Auf fester Nahrung | Alle 6 Stunden |
Andere Aspekte der Kätzchenaufzucht

Kätzchen beginnen in der Regel im Alter von etwa vier bis fünf Wochen, eine Katzentoilette zu benutzen.
Entwicklungsmeilensteine bei Kätzchen
Beobachten Sie Ihre Kätzchen genau, um sicherzustellen, dass sie sich in einem angemessenen Tempo entwickeln.
- Bei der Geburt wiegen Kätzchen etwa 50 bis 100 g (2 bis 4 Unzen).
- Sie sind blind, taub und vollständig auf ihre Mutter oder Ihre Fürsorge angewiesen.
- Zwischen dem 7. und 10. Tag öffnen sich Augen und Ohren, sodass sie allmählich sehen und hören können.
- Mit drei Wochen sind die Augen vollständig geöffnet. Anfangs sind sie noch blau, doch im Alter von sechs bis sieben Wochen ändert sich die Augenfarbe meist zur endgültigen.
- Im Alter von 2 bis 3 Wochen beginnen Kätzchen, sich zu bewegen und herumzukrabbeln.
- Zwischen der 3. und 4. Woche fangen sie an, miteinander zu spielen, und das Training an der Katzentoilette kann starten.
- Mit sechs Wochen sind Kätzchen aktiv, körperlich gut koordiniert, neugierig und wissbegierig.
- Ab etwa acht Wochen sind sie bereit für ihre ersten Impfungen und den Umzug in ihr neues Zuhause.