Seit Jahrhunderten leben Menschen eng mit Katzen zusammen – als treue, liebevolle Gefährten. Ein tierischer Begleiter bringt viele Vorteile mit sich, und die Verbindung zwischen Katzenhalter und Tier sollte nicht unterschätzt werden.
Vielleicht haben Sie schon gehört, dass das Schnurren einer Katze Stress abbauen, den Blutdruck senken, bei Atemproblemen helfen und sogar Knochenheilung unterstützen kann. Aber stimmt das wirklich? Kann das Schnurren Ihrer Katze tatsächlich heilende Wirkung haben?
Schauen wir uns einmal genauer an, was es mit dem Schnurren auf sich hat – und was es wirklich bewirken kann und was nicht.
Warum schnurren Katzen?
Das Schnurren von Katzen gilt als instinktives Verhalten, kann aber auch bewusst eingesetzt werden. Katzen schnurren aus unterschiedlichen Gründen – unter anderem zur Kommunikation.
Sie schnurren, wenn sie sich wohlfühlen und zufrieden sind. Ebenso nutzen sie das Schnurren, um sich selbst zu beruhigen. Wird eine Katze gestreichelt, beginnt sie oft zu schnurren – meist ein Zeichen dafür, dass es ihr gefällt. Für den Menschen ist das in der Regel ein positives Signal: „Mach ruhig weiter.“
Neugeborene Kätzchen sind zunächst völlig auf ihre Mutter angewiesen – sie kommen blind und taub zur Welt. Dennoch beginnen sie schon nach wenigen Tagen zu schnurren. Auf diese Weise teilen sie ihrer Mutter mit, wo sie sich befinden, damit sie sie säugen kann.
Katzen schnurren aber nicht nur aus Wohlbefinden: Auch bei Verletzungen, während der Geburt oder sogar im Sterbeprozess kann man sie schnurren hören. Es wirkt beinahe rätselhaft, dass Katzen selbst in ihren letzten Momenten noch Energie aufbringen, um zu schnurren.
Dass alle Katzenarten dieses Verhalten zeigen, lässt vermuten, dass es eine wichtige Funktion erfüllt. Die Forscherin Elizabeth von Muggenthaler vom Fauna Communications Research Institute in North Carolina hat sich genau damit beschäftigt. Sie interessierte sich für die evolutionären Gründe des Schnurrens – und kam zu dem Schluss, dass es heilende Eigenschaften haben und als eine Art Überlebensmechanismus dienen könnte.
Die Wissenschaft hinter dem Schnurren einer Katze
Wenn Katzen auf unserem Schoß liegen und schnurren, schüttet ihr Gehirn sogenannte Endorphine aus – chemische Botenstoffe, die Gefühle wie Glück, Zufriedenheit, angenehme Erregung und andere positive Emotionen auslösen.
Studien zeigen, dass auch beim Menschen durch das Schnurren einer Katze Endorphine freigesetzt werden. Die gesundheitlichen Vorteile dieser komplexen Reaktion sind vielfältig: Der Blutdruck kann sinken, das Stresslevel verringert sich, Schmerzen werden gelindert – und das allgemeine Wohlbefinden steigt.
Man nimmt an, dass dabei insbesondere der Klang – also Tonhöhe und Vibration – eine entscheidende Rolle spielt. Schon seit Jahrhunderten setzen Heiler Klänge gezielt ein, um den Menschen etwas Gutes zu tun. Bestimmte Frequenzen scheinen eine positive Wirkung auf Körper und Psyche zu haben.
Die heilende Kraft des Katzenschnurrens

Ähnlich wie bei der sogenannten Vibrationstherapie könnten die Schwingungen, die durch das Schnurren einer Katze entstehen, heilungsfördernd wirken.
Eine Behandlungsmethode namens Vibrationstherapie nutzt Ganzkörpervibrationen, um das Wohlbefinden zu fördern und die allgemeine Gesundheit zu verbessern. In der Humanmedizin wird sie von verschiedenen Fachrichtungen eingesetzt.
Man geht davon aus, dass Katzen mit einer ähnlichen Frequenz schnurren wie die Töne, die bei der Vibrationstherapie eingesetzt werden – und möglicherweise eine vergleichbare Wirkung haben. Die Schnurrfrequenz einer Katze beginnt bei etwa 26 Hz – genau die Frequenz, die auch in der Therapie zur Regeneration von geschädigtem Gewebe verwendet wird.
Die Vibrationstherapie basiert auf dem Prinzip, dass Muskeln und Knochen durch regelmäßige Belastung – wie beim Krafttraining – gestärkt werden. Dadurch erhöht sich die Knochendichte, und die Muskelmasse kann zunehmen.
Statt durch starke, belastende Bewegungen wirkt die Vibrationstherapie durch sanfte niederfrequente Schwingungen, die ähnliche Heil- und Stärkungseffekte erzielen. Theoretisch könnte also auch das Schnurren einer Katze eine unterstützende Rolle bei der Heilung spielen.
Kurz gesagt: Die Schnurrfrequenz könnte dem Körper auf ähnliche Weise guttun wie intensives Training. Der Vibrationstherapie werden unter anderem folgende Wirkungen zugeschrieben:
- Reduktion von Schwellungen
- Unterstützung bei Infektionen
- Förderung von Knochenwachstum und -heilung
- Schmerzlinderung (Analgesie)
- Muskelaufbau und Reparatur
- Sehnenheilung
- Verbesserung der Beweglichkeit der Gelenke
Knochenbrüche
Die durchschnittliche Schnurrfrequenz einer Katze liegt zwischen 25 Hz und 140 Hz. In einer Studie wurde festgestellt, dass diese „Schnurrfrequenzen den Vibrations- bzw. Elektrofrequenzen entsprechen, die bei der Behandlung von Knochenwachstum und -brüchen, Schmerzen, Schwellungen, Muskelwachstum oder -zerrungen, Gelenkbeweglichkeit, Atemproblemen und Wundheilung eingesetzt werden.“
Es ist durchaus möglich, dass die Frequenz des Katzenschnurrens tatsächlich die Heilung von Knochen, Gelenken sowie von Verletzungen an Muskeln, Sehnen und Bändern unterstützen kann – um nur einige Beispiele zu nennen.
Außerdem wird vermutet, dass die Vibrationen beim Schnurren auch bei der Bekämpfung von Infektionen helfen, Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren können.
Atemprobleme
In derselben oben erwähnten Studie wurde festgestellt, dass die Frequenz des Katzenschnurrens den elektrischen und Vibrationsfrequenzen entspricht, die bei der Behandlung von Dyspnoe – also Atembeschwerden – eingesetzt werden.
Bei Katzen mit Atemwegserkrankungen, insbesondere im Bereich der oberen Atemwege, konnte beobachtet werden, dass sie häufig mit dem Schnurren beginnen, was ihnen das Atmen offenbar erleichtert.
Es wird vermutet, dass das Schnurren einer Katze auch bei Menschen mit Atemproblemen eine ähnliche unterstützende Wirkung haben könnte.
Kopfschmerzen

Es gibt zahlreiche Berichte von Migränepatientinnen und -patienten, die sich nach dem Kuscheln mit einer schnurrenden Katze deutlich besser fühlten.
Viele Menschen leiden regelmäßig unter starken Kopfschmerzen oder Migräne. Es wird vermutet, dass das Schnurren einer Katze helfen kann, die Beschwerden zu lindern – möglicherweise sogar vollständig zu beseitigen.
Immer wieder erzählen Betroffene, dass ihre Migräne nach dem engen Kontakt mit einer schnurrenden Katze einfach verschwunden sei. Wer selbst darunter leidet, für den könnte es sich lohnen, es einmal auszuprobieren.
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Muggenthaler, E. (2001). „Das Schnurren der Katzen: Ein Heilungsmechanismus?“ The Journal of the Acoustical Society of America, (110, 2666). https://asa.scitation.org/doi/10.1121/1.4777098
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Adnan I Qureshi, MM (2009). Katzenbesitz und das Risiko tödlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ergebnisse der zweiten Mortalitäts-Follow-up-Studie der National Health and Nutrition Examination Study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3317329/
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Muggenthaler, E. & Wright, B. (2003). Das Geheimnis des Katzenschnurrens mithilfe des kleinsten Beschleunigungsmessers der Welt lösen . 31.